Schulbesuch mit Husten
Warten auf Keuchhusten-Test – Schülerin verpasst 5 Tage
Die Zahl der Keuchhustenfälle in Österreich steigt weiter. Für die Feststellung braucht es einen Test - und genau das ist der Haken in Wien.
Die Zahl Keuchhustenfälle (Pertussis) in Österreich explodiert. Heuer wurden bereits über 13.000 bestätigte Erkrankungen bis Ende Oktober gemeldet. Zum Vergleich: Im Jahr 2023 waren es insgesamt nur 2.780 Fälle. Der EU-Gesundheitsbehörde ECDC zufolge starben in Europa heuer bisher acht Kleinkinder an Pertussis, ein Todesfall davon war im März in Graz.
Betroffen sind Personen in jedem Alter, insbesondere aber Babys im ersten Lebensjahr und Jugendliche. Dabei gibt es gegen Keuchhusten eine wirksame Impfung, zudem ist die hochansteckende Infektionskrankheit in Österreich meldepflichtig und Erkrankte sollen umgehend isoliert werden. Allerdings erst nach Bestätigung der Infektion mittels PCR-Test, dessen Auswertung offenbar mehrere Tage dauert – und genau hier liegt nicht nur das Problem, sondern beginnt, wenn man so will, auch der Teufelskreis.
Hochansteckender Keuchhusten
Pertussis, Keuchhusten, ist eine hochansteckende Infektionserkrankung der Atemwege. Sie ist in Österreich meldepflichtig und wird vom Bakterium Bordetella pertussis verursacht. Die Übertragung erfolgt über Tröpfchen, der Erreger wird beim Husten oder Niesen über die Atemluft weitergegeben. Hochansteckend ist Pertussis besonders in den ersten beiden Wochen, die Ansteckungsgefahr kann bis zur fünften Woche nach Krankheitsbeginn anhalten. Charakteristisch ist krampfartiger Keuchhusten bis zum Erbrechen.
Schülerin verliert fünf Schultage
Die schulpflichtige Tochter von "Heute"-Leser Martin P. hüstelt bereits seit geraumer Zeit. "Wie es fast alle Kinder zu dieser Jahreszeit machen", so der fürsorgliche Vater. Als der Husten am Wochenende schlimmer wurde, besuchte er mit ihr eine Privatklinik und bat um einen PCR-Test auf Keuchhusten. "Erst dort wurde mir erklärt, dass es fünf Tage dauert, bis das Testergebnis da ist. Der Arzt meinte jedoch, dass es schneller gehen könnte, wenn ich den Abstrich Montagmorgen direkt in ein Labor bringe." Gesagt, getan und zwischendurch auch noch die Schule informiert.
Doch dann folgte das böse Erwachen: Auch im Labor dauert es fünf Tage bis zum Testergebnis. "Gleichzeitig hat die Schule darum gebeten, dass meine Tochter, die übrigens gegen Keuchhusten geimpft ist, bis dahin zu Hause bleibt. Jetzt verpasst sie fünf Schultage, obwohl der Test am Ende vermutlich negativ ausfällt – und das alles nur, weil ich auf Nummer sich gehen wollte", ist der Wiener entsetzt.
Isolation erst ab Testergebnis
Auf "Heute"-Nachfrage wird auch von Seiten der Bildungsdirektion bestätigt, dass Keuchhusten erst ab einem positiven Testerergebnis meldepflichtig ist. Erst ab diesem Zeitpunkt gilt: "Der Besuch von Gemeinschaftseinrichtungen sollte erst 5 Tage nach Beginn der Antibiotika-Therapie wieder erfolgen. Ohne Antibiotika-Behandlung sollten Gemeinschaftseinrichtungen erst 3 Wochen nach Feststellung der Erkrankung oder nach ärztlicher Bestätigung betreten werden", wie es im Infoblatt des Gesundheitsdienstes der Stadt Wien heißt.
Wann und wie oft wird gegen Keuchhusten geimpft?
Die Impfung wird im Rahmen der 6-fach-Impfung im 3., 5. und 11.-12. Lebensmonat geimpft und ist Teil des kostenfreien Impfprogramms. Die nächste Impfung nach der Grundimmunisierung im Säuglingsalter sollte im Alter von fünf Jahren erfolgen, wie aus dem kürzlich aktualisierten Impfplan hervorgeht. Alle weiteren Erneuerungen des Impfschutzes sind nun alle fünf statt alle zehn Jahre vorgesehen.
Hätte der gute Mann also nicht das Wort Keuchhusten gegenüber der Schule in den Mund genommen, hätte seine Tochter die fünf Tage weiterhin die Schule besuchen können. So hätte sie zwar nichts vom Unterrichtsstoff verpasst, doch im Falle eines positiven Testresultats zahlreiche Leute anstecken können.
„In dieser Zeit stecken die Erkrankten alle Leute in ihrem Umfeld an.“
Davon kann die Wiener Hausärztin Naghme Kamaleyan-Schmied ein Lied singen. "Es gibt nach wie vor keine Schnelltests für Keuchhusten. Wir können Testungen nur einschicken und das ist ein ewiges Prozedere", erklärte die Ärztekammervertreterin erst kürzlich im "Heute"-Interview. Der Grund: In Wien müssen Labros die Tests weiter an das Hygieneinstitut schicken. "Bis wir ein Ergebnis haben, dauert es mehrere Tage. In dieser Zeit stecken die Erkrankten alle Leute in ihrem Umfeld an." Die Problematik betrifft also nicht nur Schüler.
Auf den Punkt gebracht
- Die Zahl der Keuchhustenfälle in Österreich steigt dramatisch, mit über 13.000 bestätigten Fällen bis Ende Oktober
- Ein Wiener Vater berichtet, dass seine Tochter fünf Schultage verpasst hat, weil der PCR-Test auf Keuchhusten mehrere Tage dauert, was die Isolation und damit die Vermeidung weiterer Ansteckungen verzögert