Gay-Spräche

"Warme Brüder" aus Wien gewähren private Einblicke

Gregor Schmidinger und Gerald Wenschitz betreiben den größten LGBTIQ+-Podcast des Landes. Sie sprechen offen über Männer, Chemsex, Hass oder Sucht.

Sandra Kartik
"Warme Brüder" aus Wien gewähren private Einblicke
Gerald Wenschitz aka Van der Hint und Gregor Schmidinger (v.l.) betreiben den Podcast "Warme Brüder".
Markus Thums

Alles begann mit einer Liebeserklärung. "Ich habe Gregor einen Antrag gemacht und er hat Ja gesagt", blickt DJ Gerald Wenschitz, in der Techno-Szene auch als Gerald Van der Hint (VDH) bekannt, freudig zurück. Doch er hat Filmemacher Gregor Schmidinger nicht geheiratet, sondern mit ihm Österreichs größten schwulen Podcast ins Leben gerufen. Die beiden sind schon lange eng befreundet, zusammen sind sie jedoch nicht.

Alle zwei Wochen treffen sich die "Warmen Brüder", wie sie ihren Podcast auch augenzwinkernd nennen, zu einem privaten Gespräch über Themen, die sie und die LGBTIQ+-Community gerade umtreiben. "Ich bin am Land in Oberösterreich großgeworden. Da hat man den Ausdruck 'warme Brüder' oft gehört. Mit dem Namen unseres Podcasts haben wir uns selbstermächtigt", erklärt Schmidinger.

Gegen Hass, für Offenheit

Die Freunde bereiten sich so wenig wie möglich auf ihre Themen vor, "sonst ist es nicht mehr echt, wir wollen uns gegenseitig überraschen." Sie sprechen über Chemsex, also Geschlechtsverkehr mit bewusster Einnahme von Drogen, genauso wie über Männer, Fußball, Drag, Gewalt oder Hass gegen Homosexuelle. Die Wiener selbst haben mit ihrem Format bisher kaum negative Erfahrungen gemacht. "Es ist schon eine Hürde, sich einen eineinhalbstündigen Podcast anzuhören, um danach Hass-Kommentare zu schreiben", so Wenschitz.

Nach dem "Heute"-Bericht über einen "Sittenwächter", der in Meidling einen jungen Schwulen attackierte, luden sie den Betroffenen auch in ihre Sendung ein. "Wir bringen nicht nur Lustiges und Gags, es sind oft sehr ernste und tiefe Gespräche", so die Freunde. "Wir versuchen eine Plattform zu schaffen, die für die Szene wertvoll ist." Diese besteht zu etwa 70 Prozent aus Männern und 30 Prozent Frauen, auch Transgender-Hörer sind unter den Stammgästen.

Ersatzfamilie für Schwule am Land

Die Podcaster verstehen sich auch als eine Art "Ersatzfamilie, gerade für schwule Männer im ländlichen Raum." Diese hätten oft weniger Möglichkeiten, sich auszutauschen oder anonym auszuprobieren, was ihnen gefällt. "Wir hatten kürzlich auch einen Vater, der den Podcast gehört hat, um seinem Sohn ein breiteres Wertesystem vermitteln zu können", freuen sie sich.

Grenzen gibt es für Wenschütz und Schmidinger nur, wenn es um ihr Privatleben geht. Beide sind jeweils glücklich liiert. Details aus ihren intimen Beziehungen behalten sie lieber für sich, dennoch wird oft mehr preisgegeben, als gedacht. "Wir erzählen Geschichten aus dem Leben von zwei warmen Brüdern, es ist wie ein Tagebuch geworden. Daran habe ich mich erst gewöhnen müssen", so Wenschütz. "Inzwischen ist es Quality Time für uns und ein Safe Space für andere."

sk
Akt.
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