Rapid-Fan und Grünen-Politiker Marco Schreuder (r.) ist von Guido Burgstaller und Co. enttäuscht.
Gepa, Grüne
"Wie soll ich mich, schwuler Rapid-Fan, über den Derby-Sieg jetzt noch freuen?", fragt sich Bundesrats-Mitglied Marco Schreuder (Grüne). Der fulminante 3:0-Erfolg gegen Erzrivale Austria wird vom nachfolgenden Skandal der Hütteldorfer überschattet.
Stars rund um Kapitän Guido Burgstaller, Marco Grüll und Co-Trainer Stefan Kulovits stimmten nach dem Abpfiff unter dem Block West mit Fans in homophobe Gesänge der Ultras ein, skandierten gegen "oaschwoame Veilchen". Der Aufschrei ist riesig. Gegenüber "Heute" distanzierte sich Hauptsponsor Wien Energie schon am Montag. Sportminister Werner Kogler reagierte in einem deutlichen Statement am Dienstag. Die betroffenen Rapid-Spieler und -Offiziellen haben sich öffentlich entschuldigt. Noch gibt es klubintern keine Konsequenzen. Die Bundesliga ermittelt gegen alle Beteiligten der Skandal-Videos (mehr dazu hier).
Der Derby-Skandal von Rapid Wien
Eklat weitet sich aus
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"Oaschlecha!" Rapid-Boss Hofmann mit Sorry an Austria
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Polster zu Rapid: "Hofmann hat sich disqualifiziert"
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Fünf Spiele Sperre? Das droht Rapid und den Spielern
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Homophobe Gesänge
Hauptsponsor reagiert nach Rapid-Derbyskandal
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"Heute" fragte bei Rapid-Fan Schreuder nach. Der bekennend homosexuelle Politiker spricht nach dem Derby-Eklat seines Herzensklubs Klartext.
"Heute": Wie fühlen Sie sich bei homophoben Sprechchören des eigenen Fanlagers?
Marco Schreuder: "Seit den frühen 1990-er Jahren beschäftigt mich dieses Problem schon, und es ist ja schon einiges passiert. Ich bin froh, dass ÖFB, Bundesliga und auch die internationalen Verbände dieses Problem ebenso erkannt haben. Es gibt beispielsweise eine Ombudsstelle des ÖFB und der Bundesliga mit FC Gratkorn-Spieler Oliver Egger als Ombudsmann. Er war ja der einzige aktive Fußballer Österreichs bisher, der sich öffentlich geoutet hat. Mir persönlich geht es trotzdem einigermaßen gut, weil ich genug Selbstvertrauen habe, aber es vermiest mir jedes Mal die gute Laune. Allerdings gilt dies bestimmt nicht für Jugendliche auf den Tribünen oder Jugendliche, die gerade eine Ausbildung in Sachen Fußball erfahren. Denn wenn sie dies hören und selbst gerade in einer sensiblen und schwierigen Coming-out-Phase stehen, kann dies zu schrecklichen Konsequenzen führen. Man macht aus Fußball einen Ausgrenzungsmechanismus statt Inklusion. Man verzichtet somit auch auf potenzielle Talente und Fans."
Unschönes Derby-Nachspiel
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Die Fan-Gruppen konnten getrennt werden.
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Austria-Fans warfen auch Böller.
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Rapid-Fans nach dem Schlusspfiff am Rasen.
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Die Austria-Anhänger warfen eine Feuerfackel.
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Die Polizei ging dazwischen.
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Die Fan-Gruppen konnten getrennt werden.
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Austria-Fans warfen auch Böller.
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Rapid-Fans nach dem Schlusspfiff am Rasen.
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Die Austria-Anhänger warfen eine Feuerfackel.
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Sind Sie Rapid-Mitglied? Wenn ja, überlegen Sie aufgrund dieser (wiederholten) Vorfälle auszutreten?
"Nein, ich bin nur gelegentlicher Stadion-Geher. Aber eigentlich veranlassen mich diese Geschehnisse einen Mitgliedsantrag auszufüllen, denn vom Wegschauen wird es ja nicht besser. Besser, man mischt sich ein."
Fühlen Sie sich als offen Homosexueller im Stadion sicher und willkommen?
"Wenn ich gehe, dann gehe ich mit netten Freunden und Freundinnen und genieße einfach diesen wunderbaren Sport, der eigentlich auf Teamgeist und Kooperation fußt, und nicht auf Ausgrenzen. Ich fühle mich meist willkommen und homophobe Gesänge sind zum Glück bereits seltener geworden, aber einige Unverbesserliche fühlen sich immer noch willkommener als ich. Das ist auch das Problem, das Rapid dringend angehen muss."
Sie kritisieren den oberflächlichen Umgang des Vereins. Welche Konsequenzen und Änderungen fordern Sie vom Klub? Was wäre von Seiten der Liga und des Verbands nötig?
"Konsequente Kommunikation mit Spielern und Spielerinnen, klare Kommunikation wofür Rapid steht, Konsequenzen die gehen von vereinsinternen Strafen bis Geldzahlungen, Workshops und Kurse, Bewusstsein schärfen und sensibilisieren (sich übrigens genau so anderen Bereichen zuwenden soll – etwa Rassismus, Antisemitismus, etc.) und im aktuellen Fall finde ich ja, dass Verein, involvierte Mitspieler und Steffen Hofmann LGBTIQ-Vereine und Workshops finanzieren sollen. Und beim nächsten Spiel klare Worte ins Mikro sagen - nicht unbedingt nur gegenüber den Medien, sondern gegenüber den eigenen Fans."
Die größten Rapid-Spieler aller Zeiten
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Didi Kühbauer: Auch er schaffte es ins "Rapid-Team des Jahrhunderts". 1995 Cupsieger, 1996 Meister und Europacup-Finalist. Trug insgesamt fünf Saisonen lang das grün-weiße Trikot.
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Peter Stöger: Schrieb als Austrianer UND Rapidler Fußball-Geschichte. 1996 Teil der Meisterelf, auch am Einzug ins Europacup-Finale maßgeblich beteiligt.
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Die größten Rapid-Spieler aller Zeiten
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Andreas Herzog: Der Mittelfeld-Star wurde mit Rapid zwei Mal Meister (1987, 1988). Kehrte nach seinen Erfogen in Deutschland 2002 als Kapitän nach Hütteldorf zurück.
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Branko Boskovic: Der Montenegriner zog beim Meistertitel 2008 die Fäden und stieg zum Publikumsliebling auf.
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Heribert Weber: In den 1980er-Jahren der Chef in der Abwehr. Eroberte mit den Hütteldorfern vier Meister- und vier Cup-Titel.
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Hans Krankl: Wurde zum "Rapidler des Jahrhunderts" gewählt. Der "Goleador" erzielte 335 Pflichtspiel-Treffer für die Hütteldorfer.
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Jan Aage Fjörtoft: Der Stürmer aus Norwegen wurde 1989 zu Österreichs Fußballer des Jahres gewählt. Ein Titel mit Rapid blieb dem Fanliebling verwehrt.
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Steffen Hofmann: Der "Fußballgott" ist mit 540 Einsätzen der grün-weiße Rekordspieler. Prägte als Kapitän ab 2003 das Spiel der Hütteldorfer. Eroberte zwei Meistertitel, aber nie den Cup.
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Antonin Panenka: Kam im hohen Fußballer-Alter von 32 zu Rapid, wurde 1982 und 1983 Meister. Zum "Drüberstreuen" drei Cup-Triumphe. Mit der Tschechoslowakei wurde das Mittelfeld-Genie Europameister.
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Herbert "Funki" Feurer: Ab 1976 Stammgoalie der Hütteldorfer. Trug maßgeblich zu vier Meistertiteln und vier Cupsiegen der Grün-Weißen bei. Wurde Mitte der 80er-Jahre von Michi Konsel als "Einser" abgelöst.
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Andreas Heraf: War bei den Meistertiteln 1987, 1988 und 1996 Stammspieler. Bestritt 236 Matches für Rapid.
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Dejan Savicevic: Der internationale Superstar, der mit dem AC Milan und Roter Stern Belgrad die Champions League gewonnen hatte, ließ seine Karriere in Wien ausklingen. Trainierte kaum, glänzte trotzdem. 54 Einsätze, 20 Tore.
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Trifon Ivanov: Der Bulgare spielte und kämpfte sich schnell in die Herzen der Fans. Obwohl nur zwei Saisonen da, hinterließ er einen bleibenden Eindruck. Wurde 1996 Meister und stand mit Rapid im Europacup-Finale.
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Ernst Happel: Die Zahlen sprechen für sich: Sechs Meistertitel gewann die rot-weiß-rote Fußball-Legende zwischen 1945 und 1957 mit Rapid.
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Michael Konsel: Ab 1985 Stammtormann der Rapidler. Stand 482 (!) Mal zwischen den Pfosten. Der "Panther von Hütteldorf" stand mit den Wienern zwei Mal im Europacup-Finale, eroberte drei Meister- und drei Cup-Titel.
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Karl Brauneder, Reinhard Kienast, : Zwei Helden der 1980er-Jahre. Kienast war als Allrounder bei 14 Saisonen dabei, absolvierte 492 (!) Spiele. Der Lohn: Vier Meistertitel und vier Erfolge im ÖFB-Cup. Brauneder brachte es als Defensiv-Künstler auf über 320 Einsätze und stemmte zwei Mal die Schale.
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Robert Pecl: Von 1992 bis 1995 Kapitän von Rapid. Erhielt als beinharter Verteidiger den Spitznamen "Eisenfuß". Meister 1987 und 1988, Cupsieger 1987 und 1995.
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Rene Wagner: Einer der großen Goalgetter der jüngeren Vergangenheit. Erzielte in 261 Spielen 90 Tore. Wermutstropfen: Obwohl von 1996 bis 2004 beim Verein, blieb er titellos.
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Franz "Bimbo" Binder: Ein Held der frühen Jahre. Von 1937 bis 1948 Kapitän. Erzielte Tore wie am Fließband, allein in der Liga waren es 267. Sechs Meistertitel sprechen für sich.
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Carsten Jancker: Absolvierte nur 27 Liga-Spiele (7 Tore) für Rapid, doch die reichten, um für immer mit dem Klub verbunden zu sein. Vor allem seine sechs Treffer am Weg ins Europacup-Finale hinterließen Eindruck. Krönte sein Rapid-Jahr mit dem Meistertitel (1995/96).
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Alfred Körner: Auch ein Held der alten Tage. Sieben Mal Meister zwischen 1945 und 1957, erzielte als Stürmer mehr als 150 Tore.
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Gerhard Hanappi: Die grün-weiße Ikone ist Teil der Rapid-Jahrhundert-Elf. Von 1957 bis 1964 trug er die Kapitänsschleife, sieben Mal jubelte der Offensivmann über die Meisterschale. Später erbaute er das Weststadion, das nach seinem Tod 1980 nach ihm benannt wurde.
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Peter Schöttel: Der Verteidiger war lange Zeit Rapid-Rekordspieler, ehe er 2018 von Steffen Hofmann abgelöst wurde. 1987, 1988 und 1996 Meister. 1987 und 1995 Cup-Sieger. Stand mit den Hütteldorfern 1996 im Europacup-Finale. Fälschte dort einen Schuss unhaltbar zur 0:1-Niederlage gegen Paris Saint-Germain ab.
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Andreas Ivanschitz: Absoluter Publikumsliebling zwischen 2000 und 2006. Führte Rapid 2005 zum Meistertitel. Wechselte ein Jahr später zu Red Bull Salzburg. Für viele Fans ein grobes Foul.
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Didi Kühbauer: Auch er schaffte es ins "Rapid-Team des Jahrhunderts". 1995 Cupsieger, 1996 Meister und Europacup-Finalist. Trug insgesamt fünf Saisonen lang das grün-weiße Trikot.
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Peter Stöger: Schrieb als Austrianer UND Rapidler Fußball-Geschichte. 1996 Teil der Meisterelf, auch am Einzug ins Europacup-Finale maßgeblich beteiligt.
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Die größten Rapid-Spieler aller Zeiten
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Andreas Herzog: Der Mittelfeld-Star wurde mit Rapid zwei Mal Meister (1987, 1988). Kehrte nach seinen Erfogen in Deutschland 2002 als Kapitän nach Hütteldorf zurück.
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In Frankreich wurden vier PSG-Stars 2023 für homophobe Gesänge mit den Fans für je 2 Spiele auf Bewährung gesperrt. Würden Sie als Rapid-Fan eine Sperre von Burgstaller und Co. im Kampf um die Top 6 befürworten?
"Hier kämpfen zwei Seelen in meiner Brust. Ich bin ja immer noch Rapid-Fan, und möchte, dass alle das Beste geben. Daher würde ich Spenden an die Ombudsstelle, Coming-Out-Beratung und Gay Prides bevorzugen. Aber der Verein sollte auch über solche Konsequenzen nachdenken."
Sind Sie von den Personen Burgstaller, Kulovits, Grüll und Co. persönlich enttäuscht?
"Natürlich, ob vorm Fernseher oder im Stadion, ich verfolge die Rapid-Spiele mit Leidenschaft und bewundere gerade diese drei Spieler besonders. Wenn man dann so unverblümt damit konfrontiert wird, dass diese Bewunderung einseitig ist, und diese mir – aufgrund meiner sexuellen Orientierung – Verachtung entgegenbringen, dann ist dies natürlich ein enorm erschütternder und trauriger Gedanke."