Oberösterreich

"War im Stress" – Postler warf 84 RSb-Briefe in Müll

Dutzende Oberösterreicher bekamen einen wichtigen Brief nicht, weil ein Postbeamter überlastet war. Nun stand er deswegen vor Gericht.

Peter Reidinger
Ein Postbote in Oberösterreich war überlastet und warf deshalb kurzerhand 84 Behörden-Briefe in eine Altpapiertonne.
Ein Postbote in Oberösterreich war überlastet und warf deshalb kurzerhand 84 Behörden-Briefe in eine Altpapiertonne.
Picturedesk

In Engerwitzdorf im Bezirk Urfahr-Umgebung sollte es im Vorjahr eine Änderung des Flächenwidmungsplanes geben. 108 Bürger waren davon betroffen, sie alle sollten schriftlich von der zuständigen Behörde darüber informiert werden. Doch dazu ist es nie gekommen. Zumindest nicht in 84 Fällen. 

Der zuständige Postbeamte, der die RSb-Briefe (Rückscheinbrief weiß) zustellen sollte, warf die Schriftstücke nämlich kurzerhand in einen Altpapiercontainer in der Ortschaft Mittertreffling.

Aufgeflogen ist alles, weil ein Nachbar keinen Brief bekam, ein anderer aber schon. Und beide waren gleich betroffen. Der Mann wandte sich an seine Gemeinde, die wiederum fragte bei der Post nach – und so kamen sie dem Postler auf die Schliche. Der 27-Jährige musste sich nun vor dem Landesgericht verantworten. Wegen Missbrauch der Amtsgewalt. 

Am Landesgericht Linz wurde der Fall jetzt verhandelt.
Am Landesgericht Linz wurde der Fall jetzt verhandelt.
Johanna Schlosser / picturedesk.com

Laut seinem Verteidiger habe sich der junge Mann in einer Ausnahmesituation befunden. "Die Geburt eines Kindes stand unmittelbar bevor, außerdem wurde wegen rund 40.000 Euro Schulden gerade das Insolvenzverfahren über ihn eröffnet". Und: "Er hat damals nur wenig Schlaf bekommen und war im Stress". 

"Ich habe einfach gesehen, dass ich überfordert bin. Es waren fast noch 100 Briefe zuzustellen samt den Zustellnachweisen."

Der Beschuldigte zeigte sich geständig. "Ich habe einfach gesehen, dass ich überfordert bin. Es waren fast noch 100 Briefe zuzustellen samt den Zustellnachweisen", sagte der Beschuldigte laut "OÖN". Es sei aber bereits Nachmittag gewesen. "Es war Druck da, aber das ist ja normal bei der Post", sagte der Mann, zeigte Einsicht. 

Diversion statt Verurteilung

Das Gericht sah dann von einer Verurteilung ab, es gab eine Diversion. Der Mann muss eine Geldbuße von 600 Euro zahlen und den Schaden von 600 Euro (mehr als 400 Euro Portokosten) wiedergutmachen. Damit wird sein Verfahren eingestellt. Bei der Post ist der junge Mann übrigens nicht mehr. Er arbeitet jetzt als Sozialarbeiter... 

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