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"War arme Sau" – ORF-Star über Schlankheitswahn im TV
Sie habe das Radio über alles geliebt. Nun wurde sie mit 60 pensioniert und spricht über Schattenseiten des Rampenlichts – ORF-Star Martina Rupp.
"Ich hatte es nicht so leicht mit dem Abschied", brachte ORF-Legende Martina Rupp in der Sendung "Bei Tesarek" auf W24 ihre Emotionen beim Job-Aus nach 42 Jahren auf den Punkt. Wie berichtet, ging die 60-Jährige im August in Pension und hatte daran zu kiefeln: Schon vor Jahren sei ihr mitgeteilt worden, dass sie aufgrund ihres Alters weniger Sendezeit bekommen werde. "Und auch, dass mit Erreichen des 60. Geburtstages mein Vertrag sicher nicht mehr verlängert wird", so Rupp im Magazin "Meine Generation".
"Abschied wie sterben"
So kam es dann auch. Im Wochenend-Talk mit ihrem langjährigen ORF-Kollegen Paul Tesarek (er war Chefredakteur im Landesstudio Wien) gestand Rupp nun ein: "Der Abschied wie sterben – das hab ich so empfunden." Sie habe sich gefragt: "Was bleibt von mir noch über?" Mittlerweile hat sie sich mit der Situation angefreundet: "Es fühlt sich sehr gut an und es ist auch nicht überraschend gekommen."
„Rupp über schwere Krankheit: "Ich konnte mich überhaupt nicht mehr rühren, dann habe ich sehr zugenommen."“
"Ich habe das Radio über alles geliebt", so der Publikumsliebling, der einst auch mit der Romy für seine Leistungen prämiert wurde. Tesarek besprach mit Rupp auch die Kleidergrößen-Thematik im ORF. Rupp: "Ein ewiges, unangenehmes Thema, wenn man nicht mit einem schlanken Körperbau gesegnet ist und mit der Fähigkeit, sich gesund zu ernähren."
"Ich war eine arme Sau"
Offen wie nie spricht sie auch über gesundheitliche Einschränkungen, die ihren Körper aus der Form gehen ließen: "Zum Schluss meiner ORF-Karriere bin ich ziemlich krank geworden. Ich habe eine Gürtelrose gekriegt. Eine äußerst schmerzhafte Krankheit, wo ich mir kurz auch überlegt habe, ganz aufzuhören. Das war 2018. Ich konnte mich überhaupt nicht mehr rühren, dann habe ich sehr zugenommen."
Rupp über die Schattenseiten des Rampenlichts: "Ich war sehr an der Kippe, fragte mich: Soll ich mich zurückziehen in ein Loch, warten bis das gut ist?"
Eine ihrer drei Schwestern, sie ist Physiotherapeutin in der Geriatrie, sei ihre Retterin geworden: "Ich war eine arme Sau", erinnert sich Rupp an die düstere Zeit. "Aber sie hat gesagt: Das krieg ma hin." So war es dann auch. "Jetzt mache ich zwei Mal in der Woche Pilates. Und wir gehen zusammen Nordic Walking." Auch in der Liebe läuft es prächtig. Rupp ist seit sieben Jahren wieder in einer Partnerschaft. "Ich bin mit einem sehr lieben Mann zusammen, wir haben viel Freude miteinander und ich hoffe, dass das so bleibt."
Scheidung war Tiefpunkt
An der Scheidung vor 25 Jahren hatte sie lange zu kiefeln – vor allem, weil sie nicht dem Idealbild einer Familie für sie entsprach: "Ich wollte das nicht. Ich wollte Mutter-Vater-Kind und war sehr traurig, dass es nicht funktioniert hat und habe starke Schuld empfunden." Ihre Kinder ("Sie sind zu prächtigen Menschen herangewachsen") hätten jedoch viel daraus gelernt: "Unter anderem, dass sie wissen, wie sie es nicht machen wollen."
Martina Rupps Karriere in Bildern
"Habe mir das nie gefallen lassen"
Apropos Herausforderungen: Rupp sprach "Bei Tesarek" auch das Thema Mansplaining im ORF an. "Ich war das als junge Frau nicht gewöhnt. Wir waren drei Mädchen zuhause, eine sehr starke Frauen-Front. Und dann kommst du als 18-Jährige in den ORF und sie erklären einem das Leben und was man zu tun hat. Bei Redaktionssitzungen fallen sie einem sofort ins Wort. Ich dachte mir: Was machen die da? Warum lassen sie mich nicht ausreden? Ich kannte das nicht."
Etwas Neues für sie, da der "Vater seine Mädchen immer hat ausreden lassen", so Rupp. "Ganz absurd, was da abging. Das habe ich mir nie gefallen lassen." Sie sprach zurück: "Ab da war ich ein bisschen schwierig und musste immer dagegen reden." Und wurde damit zum Vorbild für so viele Frauen – in den 42 Jahren, in denen sie via Radio und TV zu Gast in den Wohnzimmern, Küchen und Autos der Österreicher war ...