Tirol

Wahlbeben – so geht's für Nehammer & Rendi jetzt weiter

Kanzler Nehammer wird jetzt wohl eine Messe für "seine" Tiroler lesen lassen. Ein klarer Sieg verschafft ihm eine Atempause. Ein "Heute"-Kommentar:

Clemens Oistric
Kommentar von Heute.at-CR Clemens Oistric: Eine Atempause für Nehammer, mehr nicht ...
Kommentar von Heute.at-CR Clemens Oistric: Eine Atempause für Nehammer, mehr nicht ...
Helmut Graf, Sabine Hertel

Karl Nehammer ist am Sonntag wahrscheinlich ein Felsen im Ausmaß der halben Nordkette vom Herzen gefallen. Auch, wenn er es nie zugeben würde, aber Tirol war auch eine Testwahl für den unter heftigem Druck stehenden Kanzler. Wie tief sinkt das schwer leckgeschlagene ehemals türkise Schnellboot ab? Die Antwort: beträchtlich, aber mit Schwimmweste für die schwarze Besatzung.

Das Land Tirol – es hält der ÖVP die Treue. Heißt konkret: Ältere Menschen am Land haben die Volkspartei trotz Korruptionsaffären, Kanzler- und Kandidatenwechsel nochmals deutlich über 30 Prozent gedrückt. Nachdem Mattle doch noch einen "guten Dreier" – gemeint sind 34,5 Prozent – eingefahren hat, geht sich ein "klassischer Zweier" aus. Am wahrscheinlichsten für das Heilige Land nun: Rückkehr zur schwarz-roten (ehemals großen) Koalition.

Was lässt sich für den Bund ableiten? Kanzler Nehammer ist eine Verschnaufpause vergönnt – nicht mehr, nicht weniger. Schließlich kämpft die ÖVP ab sofort in ihrem mit Abstand wichtigsten Bundesland gegen den Absturz. In Niederösterreich will sich Johanna Mikl-Leitner bei ihren Wahlen Anfang 2023 um jeden Preis über 40 Prozent halten. Jedes Störfeuer aus dem Bund wird von der Landeskaiserin jetzt massiv bekämpft werden.

Jetzt 4 Monate Schlacht um NÖ

Nehammer, der sich neuerdings gut in der Rolle des Krisen-Bekämpfers gefällt und ÖVP-interne Querelen gerne beiseiteschiebt, muss klar sein: Für "Hanni" Mikl-Leitner zählt jetzt nur noch ihr Leiberl. Einen ersten Vorgeschmack gab sie mit ihrer bei der Regierung vehement eingemahnten Stromkosten-Bremse – via Zeitungsinterview.

Einen schweren Dämpfer setzt es für die SPÖ. Nachdem Pamela Rendi-Wagner in der neuesten "Heute"-Umfrage bereits an Zustimmung eingebüßt hat und der Vorsprung zur FPÖ schmilzt, blamierte sich "Schorsch" Dornauer in Tirol. Trotz ÖVP-Absturz kommt er nicht vom Fleck und fällt auf Platz drei hinter die Blauen zurück. Nicht einmal ein Spontan-Auftritt der Parteigranden Hans Peter Doskozil (Burgenland) und Peter Kaiser (Kärnten) konnten das Debakel noch abwenden.

Schramme für die SPÖ von Pamela Rendi-Wagner
Schramme für die SPÖ von Pamela Rendi-Wagner
EXPA / APA / picturedesk.com

Ein Stück des Weges einsam gehen ...

Die Tirol-Wahl sollte auch in der Löwelstraße die Alarmglocken schrillen lassen. Bevor man den Sieger-Sekt einkühlt, lohnt ein Blick ins "Heilige Land", wo die Menschen – mit geballter Faust in der Tasche – noch einmal ÖVP angekreuzt haben. Speziell ältere Menschen im ländlichen Raum wechseln dann doch nicht so schnell das politische Lager, hin zur Sozialdemokratie.

Lachender Dritter könnte da Herbert Kickl werden. In einer toxischen Gemengelage (Rekord-Teuerung, Massen-Migration, Sanktionsdebatte) kann sich der blaue Frontman derzeit zurücklehnen und die Show genießen. Er wird Karl Nehammer und seine türkis-grüne Regierung weiter vor sich hertreiben. Spannende Zeiten.

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