Ukraine

Wagner-Rätsel um Bachmut – Putin wieder blamiert

Wagner-Kämpfer sollen Bachmut komplett eingenommen haben, gibt der Chef der Söldner-Truppe bekannt. Doch die Ukraine dementiert das vehement.

Wagner-Kämpfer haben Bachmut laut Prigoschin komplett eingenommen – doch die Ukraine dementiert dies.
Wagner-Kämpfer haben Bachmut laut Prigoschin komplett eingenommen – doch die Ukraine dementiert dies.
via REUTERS

Der Chef der russischen Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, hat die komplette Einnahme der ostukrainischen Stadt Bachmut verkündet. "Heute, am 20. Mai, um die Mittagszeit, wurde Bachmut vollständig eingenommen", sagte Prigoschin in einem am Samstag im Onlinedienst Telegram veröffentlichten Video. An seiner Seite sind bewaffnete Männer zu sehen, die mit ihm vor zerstörten Gebäuden stehen. "Die Operation zur Einnahme von Bachmut hat 224 Tage gedauert", so Prigoschin.

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    Seit dem 1. August 2022 tobt eine erbitterte Schlacht um die ostukrainische Stadt Bachmut.
    Seit dem 1. August 2022 tobt eine erbitterte Schlacht um die ostukrainische Stadt Bachmut.
    REUTERS

    Es sei nur Wagner dort gewesen, erklärte der Wagner-Chef, der sich in einem offenen Konflikt mit der russischen Militärhierarchie befindet und damit Wladimir Putin blamiert. "Wir haben nicht nur mit der ukrainischen Armee gekämpft, sondern auch mit der russischen Bürokratie, die uns Steine in den Weg gelegt hat", sagte Prigoschin. Laut Reuters dementiert das ukrainische Militär Wagners Aussagen. Die Kämpfe um die Stadt dauern noch immer an.

    "Ablebensrisiko deutlich erhöht"

    Dass Prigoschin sich mit der russischen Militärführung anlegt, dürfte laut dem Politikwissenschafter Gerhard Mangott den Hintergrund haben, dass Prigoschin den russischen Armeegeneral Sergei Schoigu beerben und Verteidigungsminister im Kreml werden will. Dass er aber nicht nur Schoigu, sondern auch den russischen Kriegsherren Wladimir Putin öffentlich beschmipft hat, dürfte laut Mangott Prigoschins "Ablebensrisiko deutlich erhöht" haben. "Ich glaube, dass Prigoschin den Bogen schon überspannt hat", so Mangott am Freitagabend in der ORF-"ZIB2".

    In der ukrainischen Hauptstadt Kiew hat die Flugabwehr indes bei den inzwischen elften russischen Angriffen in diesem Monat erneut zahlreiche Kampfdrohnen abgeschossen. Herabfallende Trümmer beschädigten zwei Wohnhäuser, Autos und Straßenbeläge, wie Behörden in Kiew am Samstagmorgen mitteilten. Die ukrainischen Luftstreitkräfte sprachen in einer Mitteilung von insgesamt 18 sogenannten Kamikaze-Drohnen vom iranischen Typ Shahed-136/131, die im Kiewer Gebiet abgeschossen worden seien. Insgesamt wurden demnach 20 Drohnen in der Ukraine zerstört.