Ukraine

Wagner-Gruppe verliert auf einmal Zehntausende Söldner

Wladimir Putin verlässt sich an manchen Teilen der Kriegsfront sehr auf die Söldner der Wagner-Gruppe. Das könnte ihm jetzt zum Verhängnis werden. 

Die Wagner-Gruppe rekrutierte massenweise in Gefängnissen – nun laufen die Verträge aus.
Die Wagner-Gruppe rekrutierte massenweise in Gefängnissen – nun laufen die Verträge aus.
via REUTERS

In den vergangenen Monaten ist die Söldner-Truppe Wagner von Jewgeni Prigoschin immer mehr in den Fokus der medialen Berichterstattung gerückt. Vor allem an der hart umkämpften Ost-Front der Ukraine setzt Wladimir Putin sehr stark auf die Söldner. Dementsprechend hohe Verluste musste die Gruppe bereits hinnehmen: Schätzungen zufolge ist jeder zweite Söldner der Privatarmee gefallen oder wurde verletzt. Nun droht ein weiterer Massen-Exodus. 

Ein Großteil der verbliebenen Kämpfer wurde direkt aus dem Gefängnis rekrutiert. Die Verträge der Insassen laufen nun massenweise aus. Daher hat Prigoschin bereits seit längerem neue Rekrutierungskanäle eröffnet – wie "Heute" berichtete. Unter anderem versucht er, über Sportclubs und Schulen Zehntausende Freiwillige für das Söldnerheer zu gewinnen. 

4 von 5 Söldnern sind Ex-Knackis

Noch vergangenen Herbst wandte der Wagner-Chef eine gänzlich andere Rekrutierungsform an: Massenweise Gefängnisinsassen wurden damit gelockt, dass eine Teilnahme am Krieg in der Ukraine in weiterer Folge in eine Begnadigung münden werde. Sie hatten sich für sechs Monate verpflichtet – nun dürfen die meisten wohl nach Hause zurückkehren. 

US-Experten schätzen, dass vier von fünf Wagner-Söldnern unter diese Kategorie fallen. Von den knapp 50.000 in der Ukraine im Einsatz stehenden Soldaten dürften also 40.000 bald ihre Heimreise antreten. Alles deutet aktuell darauf hin, dass die Wladimir Putin unterstellten Behörden das Versprechen auch wahrmachen werden. Dennoch gibt es auch Berichte von Kämpfern, die trotz des Auslaufens ihres Vertrags an der Front bleiben wollen. 

Was passiert nun in Russland?

Mittlerweile ist die Rekrutierung in Gefängnissen gesetzlich verboten. Laut Angaben des britischen Verteidigungsministeriums habe der "Exodus von Sträflingskräften" die ohnehin schon sehr angespannte Situation in der Wagner-Gruppe noch weiter verschärft. 

Offen bleibt auch, welche Auswirkungen der Straferlass auf die russische Gesellschaft haben wird. Laut London könnte es für Russland zum Problem werden, dass derart viele verurteilte Gewalttäter nun freigelassen werden. Potenzielle Kriegstraumata könnten hier zusätzlich erschwerend wirken.

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    Wagner-Chef <a data-li-document-ref="100255572" href="https://www.heute.at/g/-100255572">Jewgeni Prigoschin</a> in einem Video, das ihn mit russischer Fahne auf dem Rathaus von Bachmut zeigen soll. Es wurde am 3. April 2023 veröffentlicht.
    Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin in einem Video, das ihn mit russischer Fahne auf dem Rathaus von Bachmut zeigen soll. Es wurde am 3. April 2023 veröffentlicht.
    Concord Press Service/Handout via REUTERS