Auf Island sprudeln erneut Unmengen an Lava aus der Erde. Der sechste Vulkanausbruch innerhalb von neun Monaten auf der Nordatlantik-Insel begann am Abend des 31. März – und lieferte spektakuläre Bilder.
In einem Livestream des Rundfunksenders RUV war zu sehen, wie die Lava auf der Reykjanes-Halbinsel südwestlich der Hauptstadt Reykjavik aus einem vier Kilometer langen Erdriss sprudelte. Vor dem Ausbruch hatte es ein relativ kräftiges Erdbeben gegeben, das bis in die Hauptstadtregion zu spüren war.
"Der Boden öffnete sich wie ein Reißverschluss", berichtete ein Korrespondent des Senders aus dem Gebiet. Nach Angaben des isländischen Wetteramts stieg dort eine heiße Gaswolke kilometerweit in den Nachthimmel, während sich ein "Netz aus orange schimmernden Lavaadern" über erkaltetes Vulkangestein früherer Ausbrüche ergoss, hieß es.
Der etwa 40 Kilometer südwestlich von Reykjavik gelegene Fischerort Grindavik wurde vorsichtshalber evakuiert. In der 4.000-Einwohner-Gemeinde waren bei einem Ausbruch im Jänner mehrere Häuser am Ortsrand von den Lavamassen zerstört worden.
Diesmal schien der glühende Strom flüssigen Gesteins zunächst nicht in Richtung der Ortschaft zu fließen. Für eine Entwarnung sei es aber noch zu früh, warnten Experten nach einem Kontrollflug der Küstenwache.
Auch der internationale Flughafen der Insel befindet sich auf der Reykjanes-Halbinsel. Wie schon bei den vorherigen Eruptionen ging der Flugbetrieb aber ungestört weiter. Das isländische Wetteramt hatte zuvor vor einem drohenden Ausbruch gewarnt.
Zuletzt nahm die Zahl der Erdbeben in dem Gebiet kontinuierlich zu, während sich unter der Erdoberfläche immer mehr Magma ansammelte. Seit 2021 kam es mindestens ein mal pro Jahr zu Eruptionen.
Durch das Schmelzen der Gletscher, das durch steigende Temperaturen verursacht wird, verringert sich der Druck auf die Erdkruste. Diese Druckentlastung kann dazu führen, dass sich Magma in den unterirdischen Kammern leichter bewegt – Eruptionen werden wahrscheinlicher.
Island gilt als besonders geeigneter Ort, um diese Zusammenhänge zu untersuchen, da es sowohl aktive Vulkane als auch Gletscher gibt. Wissenschaftler beobachten, dass die Gletscher auf der Insel rapide abschmelzen. Gleichzeitig treten Eruptionen deutlich häufiger auf.