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So will Nehammer Drogen-Hotspot am Balkan bekämpfen
Albanien gilt als einer der größten Drogen-Hotspots Europas. Der Suchtgift-Handel floriert. Ein Lokalaugenschein beim Hafen von Durres.
Allein 2020 stellte die Polizei in Albanien rund 4,4 Tonnen Cannabis sicher, dazu kamen 1,4 Tonnen Haschisch. Ein Großteil davon wird in der Hafenstadt Durres weiter verschifft. Durres gilt als Hotspot für Badegäste, sondern als einer der größten Drogen-Umschlagsplätze Europas. "Gerade der Hafen von Durres zeigt eindrucksvoll wie wichtig die internationale Zusammenarbeit im Bereich der Schlepperei und der organisierten Kriminalität ist", betonte auch ÖVP-Innenminister Karl Nehammer während eines Besuches in Albanien. Denn mit dem aus Südamerika stammenden Kokain wird über die Küstenstadt als Drehscheibe quasi ganz Westeuropa versorgt.
Die Drogenbanden machen sich dabei vor allem den Import von Bananen zu Nutze. Experten schildern dabei einen Ermittlungscoup aus dem Jahr 2018 als beispielhaft. Damals beschlagnahmten Fahnder mehr als 600 Kilo Koks, die im doppelten Boden eines verschifften Bananencontainers versteckt waren, wie das Schweizer Portal "nau.ch" berichtet. Mit Verweis darauf betont ein österreichischer Beamter vor Ort: "Der Import von Bananen ins Land ist in den vergangenen Jahren extrem gestiegen".
Drogen-Fahnder starb im Kugelhagel
Das Geschäft mit Rauschgift ist in Albanien omnipräsent. So kam erst am Dienstag ein Polizist nach einem Schusswechsel bei einer Drogenrazzia ums Leben, wie das Portal "Exitnews" berichtet. Auch deswegen will das Westbalkan-Land von österreichischem Know-how profitieren. Die österreichische Polizei soll in Zukunft albanische Spezialeinheiten unter ihre Fittiche nehmen. Es wird Schulungen durch die österreichische Alpinpolizei und die Cobra für die Polizei in Albanien geben“, erklärt Nehammer gegenüber "Heute".
Der Drogenhandel ist laut den albanischen Behörden auch eng mit Schlepperei und organisierter Kriminalität verwoben. Am Hafen von Durres sind darum nicht nur 80 Grenzbeamte, sondern auch 60 Zöllner und weitere 140 Sicherheitsbeamte stationiert, wie der Direktor des Hafens, Pirro Vengu erklärt. In einem eigenen Kriminalistik-Labor prüfen die Ermittler verdächtige Pässe oder Ausweise.
Aufgriffe von Arabern stellen Behörden vor Rätsel
Ein aktuelles Phänomen stellen für die Behörden in beiden Ländern derzeit illegale Migranten aus dem arabischen Raum dar. Laut dem Innenministerium zeigen Handydatenauswertungen, dass Personen aus den arabischen Ländern nach Albanien fliegen und dann in Österreich aufgegriffen werden. Grund dafür sind Visabefreiungen, die Flugeinreisen vom Nahen Osten, beispielsweise aus den Vereinigten Arabische Emiraten nach Tirana, ermöglichen.
Auch deswegen setzt Österreich auf Präsenz in der Region. Drei Polizisten sichern die albanisch-griechische Grenze im Auftrag der EU-Agentur Frontex. Die Arbeit an der Grenze ist für Polizisten eine echte Herausforderung. Die Beamten gehen dabei ans Limit der Belastbarkeit. "Es ist schon ein purer Stress", erzählt einer von ihnen bei einem Medientermin am Hafen. Ein Sicherheitsattaché liefert den Kriminalisten des Bundeskriminalamtes zudem aktuelle Lageberichte und Infos aus der Region.
Der österreichische Sicherheitsattaché Wolfgang Samer im Gespräch mit "Heute" (Video unten).
Die von Nehammer besuchten Westbalkanländer Kosovo, Albanien und Montenegro gelten als Transitregion für Migranten. Bis 21. September wurden in Albanien rund 700 Asylanträge gestellt. Im gleichen Zeitraum griffen die Behörden mehr als 8.300 Flüchtlinge auf - die meisten davon aus Syrien, Afghanistan und Bangladesch. Nehammer betont daher: "Kriminalität kennt keine Ländergrenzen, Kriminelle agieren grenzenlos."