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"Vor diesen Hagelkörnern ist man nirgendwo sicher!"
Unwetter und extreme Hitze samt verheerenden Waldbränden haben Italien Tod und Zerstörung gebracht. Mindestens sieben Menschen verloren ihr Leben.
Mindestens sieben Menschen sind durch das aktuelle Extremwetter in Italien bereits ums Leben gekommen. Eines der Opfer ist ein erst 16 Jahre altes Mädchen, das während eines Unwetters in ihrem Pfadfinder-Lager in der Provinz Brescia von einem umstürzenden Baum erschlagen wurde.
Drei ältere Personen wurden im Flammeninferno auf Sizilien tot aufgefunden. Dutzende Waldbrände toben in der Kornkammer des Antiken Roms, vielerorts sind die Feuer außer Kontrolle. Angefacht wurden sie am Montag noch von heißen Afrika-Winden, die gleichzeitig etwa in Palermo mit kurzzeitig 47 Grad den bisherigen Temperaturrekord pulverisierten.
Dazu gibt es Blackouts. Die Hafenstadt Catiana ist in dieser Höllen-Hitze seit Tagen ohne Strom und jetzt ist auch die Wasserversorgung zusammengebrochen. Der Regionalpräsident der Insel, Renato Schifani (73), will deswegen die Regierung in Rom am Mittwoch bitten, den Notstand auf Sizilien auszurufen. Glücklicherweise sind die Temperaturen mit dem Nachlassen des Südwindes ab Dienstag deutlich gefallen.
In der Hauptstadt herrscht Fassungslosigkeit. Zivilschutzminister Sebastiano Musumeci (68): "Wir erleben in Italien gerade einen der schwierigsten Tage seit Jahrzehnten. Starkregen-Unwetter, Tornados und riesiger Hagel im Norden und Gluthitze und verheerende Waldbrände in Mittelitalien und dem Süden". Gleichzeitig betonte er, dass sich ganz Italien zum Schutz des Landes und der Sicherheit mit dem "Klima-Umbruch" und dessen Folgen auseinandersetzen müsse.
"Kann man nicht mehr Hagelkörner nennen"
Hagel-Unwetter wie jetzt hat man in diesem Ausmaß in Italien noch nicht gesehen, sagt ORF-Büroleiterin in Rom Cornelia Vospernik am Mittwoch im Ö1-Morgenjournal: "Das sind Hagelkörner, die man nicht mehr Hagelkörner nennen kann, die sind faustgroß."
Die Schäden seien enorm. Ganze Hausfassaden sahen danach aus als wären sie in während eines Krieges beschossen worden. Dazu kommt, dass diese wichtigen Anbauflächen auch völlig zerstört sind. Landwirte und Behörden seien "ratlos", wie mit solchen Wetterextremen umzugehen ist.
"Vor diesen Hagelkörnern ist man nirgendwo sicher. Wenn man sich ins Auto flüchtet, können die eine Windschutzscheibe einschlagen. Fenster, Dachfenster werden eingeschlagen", so Vosperniks dramatische Lagebeschreibung zu den Unwettern in Venetien und der Lombardei. Bedrückender Nachsatz: "Das ist, so muss man fast sagen, in den letzten Tagen zum Normalzustand geworden."
Doch nicht nur Eis, sondern auch die Hitze sorgt für enorme Probleme. Das Stromnetz ist durch die unzähligen Klimaanlagen kurz vor dem Zusammenbruch: "Wir haben in den letzten Tagen überall Stromausfälle gesehen, auch hier in Rom." Laut Konsumentenschützern gehe die Zahl der Versorgungsunterbrechungen im ganzen Land täglich in die Hunderten. Offizielle Aufzeichnungen gebe es nicht, so die ORF-Journalistin.
Italiens Städte müssten sich auf diese Veränderung und die immer höheren Temperaturen einstellen. Italien, so die Einschätzung der Korrespondentin, sei in dieser Hinsicht "noch nicht so gut" unterwegs. Selbst aus den Aussagen des Zivilschutzministers könne man nicht ableiten, was die Rechts-Regierung von Giorgia Meloni eigentlich zu tun gedenkt.