Wien

Von Fake-Klitschko reingelegt – Michael Ludwig reagiert

Wiens Bürgermeister Michael Ludwig video-telefonierte mit einem falschen Witali Klitschko. Jetzt reagiert der Stadtchef auf den peinlichen Fehler.

Roman Palman
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Der echte Witali Klitschko (im Bildausschnitt) dementierte, mit Michael Ludwig telefoniert zu haben.
Der echte Witali Klitschko (im Bildausschnitt) dementierte, mit Michael Ludwig telefoniert zu haben.
Screenshot / Twitter Paul Ronzheimer; picturedesk.com

Der Krieg in der Ukraine erreicht eine neue, digitale Dimension. Hochstapler haben sich mittels hochmoderner Deep-Fake-Software als Witali Klitschko ausgegeben und mehrere Bürgermeister von europäischen Hauptstädten in Videokonferenzen kontaktiert. Neben den Stadtchefs von Berlin und Madrid wurde auch Michael Ludwig zum Opfer der Hightech-Betrüger.

Er telefonierte am 22. Juni mit dem vermeintlichen Witali Klitschko, tauschte sich dabei auch über die Lage der ukrainischen Flüchtlinge in Wien aus. Bis zum Ende des Gesprächs merkten Ludwig und sein Team offenbar nicht, dass sie nicht mit dem echten Bürgermeister Kiews gesprochen hatten. Über die sozialen Medien veröffentlichte man in Folge Fotos und Infos zu dem Telefonat – dieses war übrigens ein Alleingang Ludwigs und nach Angaben des Außenministeriums nicht mit der Bundesregierung oder der Botschaft in Kiew abgesprochen.

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    Wiens Bürgermeister Michael Ludwig ist auf einen Hochstapler reingefallen, der sich mittels Deep Fake als Witali Klitschko ausgab.
    Wiens Bürgermeister Michael Ludwig ist auf einen Hochstapler reingefallen, der sich mittels Deep Fake als Witali Klitschko ausgab.
    Screenshot Twitter / Michael Ludwig

    Erst nachdem (der echte) Witali Klitschko in Kiew gegenüber der deutschen "Bild" persönlich bestätigte, keinen Kontakt zu den Bürgermeistern gehabt zu haben, und "Heute" und andere österreichische Medien darüber berichteten, erkannte man im Wiener Rathaus den peinlichen Fehler. Nach dem ersten Aufschrei wurden die alten Social-Media-Beiträge dazu gelöscht, die Stadt Wien spricht in ihrer Stellungnahme von einem "schweren Fall von Cyberkriminalität".

    "Damit müssen wir uns kritisch auseinandersetzen, denn Wien ist ja nicht als einzige Stadt betroffen. Diese Entwicklungen sind sehr bedenklich und brandgefährlich", heißt es in dem Statement weiter. Es habe keine Indizien dafür gegeben, dass das Gespräch nicht mit einer realen Person geführt wurde. 

    Keine Zweifel an Echtheit

    "Klitschko" habe den Video-Call auf Englisch abgewickelt, erklärte Ludwig während eines Interviews Samstagmittag mit ORF-Wien-Reporterin Katharina Weinmann. Die E-Mailadressen, über die das Gespräch eingehängt worden war, hätten vertrauenswürdig gewirkt.

    Gegen Ende wäre der vermeintliche Bürgermeister Kiews sehr fordernd und in unüblichem Ton aufgetreten, weshalb man dann das Gespräch beendet habe. Trotz alledem seien keine Zweifel an der Echtheit aufgekommen. 

    "Nachdem in dem Gespräch keine verfänglichen Themen behandelt worden sind, ist das im konkreten Anlassfall sicher ärgerlich, aber kein großes Problem", spielt Ludwig die Wichtigkeit des Gesprächs gegenüber dem ORF herunter.

    Die Stadt Wien fügte via Twitter noch hinzu: "Leider gehört heutzutage anscheinend dazu, dass durch digitale Kriegsführung Konflikte zusätzlich befeuert werden". Das Ziel der Betrüger sei es, das Vertrauen in die Politik zu erschüttern und die Ukraine und ihre Unterstützer zu diskreditieren. 

    Das sagt Minister zu Deep Fake

    Bereits Ende 2022 hatten Innenminister Gerhard Karner (VP) und Justizministerin Alma Zadic (Grüne) den Nationalen Aktionsplan gegen Deep Fakes vorgestellt. "Damit dieser bedrohlichen Entwicklung Einhalt geboten wird", stellte Minister Gerhard Karner bereits im "Heute"-Interview Ende Mai fest.

    Auch Staatsschutz-Direktor Omar Haijawi-Pirchner meldete sich zu Wort: "„In den letzten Wochen wurde durch aktive Öffentlichkeitsarbeit auf die Möglichkeit von Deep Fakes hingewiesen. Dieses Phänomen ist nicht neu und durch den Ende Mai präsentierten Nationalen Aktionsplan werden gemeinsam mit der Justiz umfangreiche Maßnahmen – vor allem auch zur Sensibilisierung - gesetzt. Die Direktion für Staatsschutz und Nachrichtendienst steht im Vorfeld derartiger Gespräche gerne auch politischen Funktionsträgern beratend zur Seite. Die Voraussetzung dafür ist jedoch, dass man sich vor der Videokonferenz an den Staatsschutz wendet und kooperiert. In diesem Fall gab es keine Kontaktaufnahme mit dem Staatsschutz im Vorfeld."

    Berliner rochen den Braten

    Das merkte auch die Berliner Bürgermeisterin Franziska Giffey (44, SPD). Auch bei ihrem Gespräch eskalierte der falsche Klitschko immer weiter in seinen Fragestellungen und Antworten. Als er dann schließlich verlange, alle ukrainischen Männern mithilfe der Polizei (zum Kriegsdienst) in die Ukraine zu verfrachten und auch noch fragte, wie man damit umgehe, dass sich viele "Ukrainer Sozialleistungen erschleichen", sei klar gewesen, dass es sich beim Video-Call um einen Fake handle.

    Der echte Klitschko spricht Deutsch

    Was in Wien (und Berlin) offenbar keiner wusste: der echte Klitschko spricht beinahe perfekt Deutsch. Das stellte er auch in seiner Stellungnahme auf die Hochstapler-Fälle in seinem Namen wieder unter Beweis: "Offizielle Gespräche kann es nur über offizielle Kanäle in Kiew geben. Und für diejenigen, die Deutsch oder Englisch sprechen, kann ich sagen: Ich brauche NIE einen Übersetzer", so der frühere Profiboxer in einem via "Bild" veröffentlichten Clip.

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      privat, iStock