Schicksalstag für Verkehr

Volksbefragung in Salzburg – Land kontert Stammtisch

Die Lokalbahn soll nicht mehr im Norden enden, sondern Salzburg in Richtung Süden unterirdisch durchqueren. Am 10. November wird darüber abgestimmt.

Leo Stempfl
Volksbefragung in Salzburg – Land kontert Stammtisch
Beim Rathaus wurde ein Info-Büro eingerichtet.
Franz Neumayr

In drei Wochen ist es so weit: Eine Viertelmillion Salzburger stimmt über das wohl größte Infrastrukturprojekt der vergangenen Jahrzehnte ab – und ebenso lange wird es bereits debattiert. Es geht um den S-Link, also eine unterirdische Verlängerung der Lokalbahn. Sie endet schon jetzt unter dem Hauptbahnhof und soll künftig unterirdisch durch das Stadtzentrum führen, im Süden wieder an die Oberfläche treten und auf der linken Salzachseite bis Hallein fahren.

Das Land steht voll hinter dem Projekt, die Hälfte finanziert der Bund und die Stadt soll endlich ihr notorisches Stau- und Verkehrsproblem in den Griff kriegen. Alle Parteien sind dafür, mit einer entscheidender Ausnahme: die seit diesem Frühling im Bürgermeistersessel sitzende SPÖ. Zu teuer sei das Projekt. Als Alternative will man den Busverkehr auf den überfüllten Straßen ausbauen und Parkplätze reduzieren.

Kampf der Broschüren

Am Wort sind jedenfalls die Bürger. Am 10. November findet eine Volksbefragung in der Stadt, dem Flachgau und Tennengau statt. Dazu wurden den konträren Positionen von Stadt-Bürgermeisterpartei und Land entsprechend auch zwei verschiedene Informationsbüchlein erstellt, die beide jeweils an die betroffenen Haushalte gesendet werden.

Jenes der Stadt ist bereits in Umlauf und zog heftige Kritik nach sich. Von "false balance" und einer Vermischung von Meinungen und Fakten war die Rede. Pro- und Contra-Argumente seien ungeprüft gegenübergestellt worden. Die S-Link-Projektgesellschaft spricht gar von "klaren Unwahrheiten". Im Buch werden etwa "Argumente" zitiert, wonach der S-Link "schlecht für das Klima" sei.

Land kontert Stammtisch

Am Freitag wurde nun auch die Infobroschüre des Landes vorgestellt. Im Gegensatz zu jener der Stadt, die von einer PR-Agentur erstellt wurde, sollen die Daten und Informationen bei der Landes-Broschüre vom Medienzentrum geprüft worden sein. Wichtig war den Erstellern dabei die Betonung auf das Gesamtverkehrskonzept, das nicht nur den S-Link, sondern unter anderem eine Bahn vom Flughafen über die Messe Salzburg bis nach Salzburg-Süd sowie eine Verbindung vom Stiegl-Gelände zur S-Bahn beinhaltet.

Angefügt sind auch zahlreiche Beispiele, laut denen sich Betroffene auf ihren alltäglichen Wegen zwischen zehn und 15 Minuten sparen, oder klassische "Stammtisch-Argumente". Einige Beispiele:

"Der S-LINK ist so teuer. Besser man investiert das Geld anders. In Kindergärten zum Beispiel?
Das geht nicht. Die Gelder vom Bund sind zweck- gebunden für den Bau des S-LINK als Herzstück für die Mobilitätslösung.
Ich wohne in Berndorf, was soll ich von dem Ganzen haben?
Auch wenn man nicht direkt an einem der Haupt- äste der Bahnen wohnt, gewinnen die Region und die Lebensqualität enorm. Weniger Stau, leichter und schneller von A nach B kommen und eine mobile Zukunft nützen allen.
Mein Nachbar hat erzählt, dass alle Häuser einstürzen, kann das sein?
Fur den Bau des S-LINK als Herzstuck für die Auflösung des gordischen Verkehrsknotens wird ein Tunnel gebaut. Betroffene Gebäude werden bereits vor dem Bau genau unter die Lupe genommen und, wenn notwendig, zusätzlich gesichert."

Ohne Stamm keine Äste

Streit gibt es derzeit nicht nur wegen der Fragestellung, sondern auch aufgrund der regionalen Eingrenzung der Befragung auf drei Bezirke. Ein Gutachten im Auftrag von AK-Präsident Peter Eder ist sich sicher, dass sie rechtswidrig ist. Die Landeslegistik sieht das anders.

Unstrittig ist jedenfalls, dass das Projekt überregionale Bedeutung hat. Das oberösterreichische Salzkammergut träumt bereits von einer Reaktivierung der Bahn nach Bad Ischl, die 1957 unter starken Protesten eingestellt und zur Verbreiterung von Straßen stillgelegt wurde. In Thalgau etwa würden hierfür bereits Trassen bereitstehen und auch das am Weg liegenden Seenland setzt sich für eine Schienenverbindung ein.

Ein weiterer S-Link-Ast würde von Grödig in Richtung Königssee/Berchtesgaden abzweigen. Diese Strecke wurde 1971 stillgelegt und würde bis zu 75 Prozent aus EU-Mitteln finanziert werden. Fest steht jedenfalls: "Ohne S-Link keine Nebenbahnen", so LH-Stv. Stefan Schnöll.

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    privat, iStock

    Auf den Punkt gebracht

    • In Salzburg steht am 10
    • November eine Volksbefragung über das bedeutende Infrastrukturprojekt "S-Link" an, das die Lokalbahn unterirdisch durch das Stadtzentrum bis nach Hallein verlängern soll
    • Während das Land und die meisten Parteien das Projekt unterstützen, lehnt die SPÖ es als zu teuer ab und schlägt stattdessen den Ausbau des Busverkehrs vor; die Bürger sind nun aufgerufen, über die Zukunft des Projekts zu entscheiden
    leo
    Akt.