Multimedia
Vivo X90 Pro im Test – Handy mit unglaublicher Kamera
Vivo begeisterte uns bereits in der Vergangenheit mit tollen Videofunktionen bei den Smartphones. Das neue Vivo X90 Pro ist aber eine Klasse für sich.
In China ist das neue Vivo X90 Pro bereits seit dem Vorjahr ein Renner, nun schafft es auch den Sprung nach Österreich. Der Vorgänger kostete noch 1.299 Euro, den Preis des Nachfolgers hat Vivo überraschenderweise auf 1.199 Euro gesenkt. Vorab durfte "Heute" das neue Smartphone jedoch bereits ausgiebig testen – und das Gerät überrascht in mehrfacher Hinsicht. So ist den Machern nicht nur ein großer Leistungssprung gelungen, der das Flaggschiff auf Augenhöhe mit den aktuellen Highend-Smartphones von Samsung und Xiaomi bringt, sondern das Vivo X90 Pro verfügt auch über eine bisher unbekannte Video-Qualität inklusive einigen Funktionen, die man so bisher auch von keinem anderen Smartphone kannte.
Highlights des Smartphones sind der "bisher größte, maßgeschneiderte 1-Zoll-IMX989-Bildsensor der Branche" von Sony, eine tiefgreifende Kooperation mit dem Optik-Experten Zeiss und ein hauseigener V2-Chip für die Bildverarbeitung inklusive künstlicher Intelligenz. Drei Jahre lang will Vivo das X90 Pro gemeinsam mit Zeiss entwickelt haben – und das Gerät lässt im Test auch tatsächlich staunen. Schon das Design ist recht einzigartig, denn das X90 Pro sieht auf der Rückseite eher aus wie eine edle Kamera denn ein Smartphone. Aus dem Rücken des 164,07 × 74,53 × 9,34 Millimeter großen Handys hebt sich ein riesiges Kameramodul hervor, das von einem Bezug aus veganem, schwarzem Leder umfasst wird. Das ist richtig edel!
Design schreit nach Qualität und Luxus
Das vegane Leder fühlt sich nicht nur hervorragend an, sondern hält auch Kratzer und Fingerabdrücke besser fern als glänzende Glasbeschichtungen. Im unteren Bereich findet sich ein Vivo-Schriftzug, das obere Drittel des Rückens wird von einem silbernen Streifen (mit den eingravierten Worten "Xtreme Imagination") abgetrennt, der sich über die gesamte Breite des Smartphones zieht und fließend in den Metallrahmen übergeht. Rechts darüber prangt klein das Zeiss-Logo und darüber der Blitz, den Rest der Fläche nimmt das kreisrunde Kameramodul ein, in dessen Mitte sich ein das Symbol T*" in roter Farbe findet. Dieses weist auf die T*-Vergütung von Zeiss für "maximale Lichtleistung" bei verschiedensten Optiken und Linsen hin.
Einen scharfen Kontrast liefert das schmale Smartphone beim rund fünf Millimeter aus dem Rücken hervorstehende Kamera-Modul ab. Da das Modul aber so riesig ausgefallen ist, wackelt das Smartphone dennoch kaum, wenn man es auf dem Tisch ablegt. Wer Angst vor Kratzer hat, findet eine Silikonhülle im Lieferumfang enthalten. Der glänzende Metallrahmen des Gehäuses ist sehr schmal ausgefallen, der an den Seiten gebogene Bildschirm auf der Vorderseite geht wiederum fast nahtlos in den Rahmen über. Auch die schwarzen Displayränder sind sehr schmal ausgefallen. Unterbrochen wird der mit 6,78 Zoll sehr groß ausgefallene Bildschirm von einem kleinen Punchhole mittig ganz oben, das die Selfie-Kamera enthält.
Nicht nur tolle äußere, sondern auch innere Werte
Die Verarbeitung des Smartphones ist hervorragend und optisch setzt es sich eindrucksvoll von seinen Konkurrenten ab, besonders der Kamera-Look und das vegane Leder auf der Rückseite punkten im Test. Komplettiert wird das von einer wasser- und staubdichten IP68-Schutz-Zertifizierung. Das Display bietet eine knackscharfe Auflösung von 2.800 x 1.260 Pixel. Andere Flaggschiffe schaffen noch mehr – den Unterschied wird man aber als Nutzer nur per Benchmark-Testungen und nicht mit dem freien Auge bemerken. Mit 1.300 nits ist das Display außerdem so hell, dass es sich gut im Sonnenlicht ablesen lässt. Und die AMOLED-Technologie sorgt für gewohnt kontrastreiche Inhalte und beeindruckende Schwarzwerte.
Wie es sich für ein Flaggschiff gehört, unterstützt auch das Vivo X90 Pro eine Bildwiederholrate von 120 Hertz – entweder dynamisch angepasst oder manuell festgelegt. Bei der Farbgebung darf man zudem ein neues Profil neben den bekannten wählen, wobei ebenfalls in Zusammenarbeit mit Zeiss sichtbar wird. Zeiss Natural Colour nennt sich die neue Einstellung, die nah an der Standard-Einstellung liegt, das Bild aber scheinbar minimal verdunkelt und dafür die Farben noch kräftiger hervorhebt. Einer der wenigen Kritikpunkte am Gerät findet sich "am" Display: Das auf Android 13 basierende Betriebssystem Funtouch 13 bedient sich fast wie das Original-Android, kommt aber mit recht viel (entfernbarer) App-Bloatware daher.
Nur zwei Mankos am Vivo-Super-Smartphone
Damit wäre auch einer der beiden Kritikpunkte am Smartphone bereits abgehakt – und der zweite ist der Preis. Dieser ist zwar gesunken, er rangiert aber weiter deutlich im vierstelligen Bereich und damit recht hoch – ein Manko, das sich das neue Vivo allerdings mit so gut wie jedem Flaggschiff teilt. Einzig Google lieferte mit dem jüngsten Pixel von den großen Herstellern noch ein Highend-Smartphone ab, das unter der 1.000-Euro-Marke zu finden war. Immerhin: Wer das Geld investiert, bekommt ein Smartphone, das wohl noch längere Zeit in so gut wie allen Belangen zu den stärksten am Markt zählt. Und: Dass Preis und Bloatware die einzigen Mankos eines Smartphones sind, das ist doch bemerkenswert.
Die Lautsprecher des Smartphones wiederum stellen keine Stereo-Rekordwerte auf, liefern aber auch in höheren Lautstärken einen klaren Klang und liegen definitiv auf der besseren Seite des Speaker-Spektrums. In Sachen Hardware geht Vivo übrigens nicht nur mit der Zeiss-Kamera einen ganz eigenen Weg, sondern auch beim Chip. Zum Einsatz kommt der Mediatek Dimensity 9200 – der sich allerdings gegenüber dem Snapdragon 8 Gen 2 (etwa in den neuen Samsung- und Xiaomi-Flaggschiffen) nicht verstecken muss. In sämtlichen Leistungstests liegt der Chip nur unbedeutend hinter den Werten des Snapdragons, in der Praxis wird kein Nutzer einen Unterschied merken. Die Leistung ist sogar atemberaubend gut.
Blitzschneller Chip und eine Speicher-Besonderheit
Apps öffnen ohne Wartezeit, Bilder und Videos sind superschnell bearbeitet und aktuelle Mobile Games laufen ohne Probleme in den maximalen Leistungs- und Grafikeinstellungen. Beeindruckend: Selbst in den härtesten Belastungstests wird das Smartphone zwar warm, aber nicht wirklich heiß. Zur Seite stehen dem Chip satte 12 Gigabyte (GB) Arbeitsspeicher. Dabei gibt es noch ein besonderes Zuckerl: Für besonders leistungsintensive Anwendungen können vom internen Speicher weitere 8 GB als virtueller Arbeitsspeicher genutzt werden, was dann insgesamt 20 GB entspricht. Mehr als viele Computer – und ebenso kann das Smartphone mit blitzschneller Datenverarbeitung und schnellem Multitasking auch verwendet werden.
Apropos Geschwindigkeit: Mit dem USB Type-C 3.2 sticht das Smartphone etwa den Konkurrenten von Xiaomi aus, denn dort werden große Datenmengen per Kabel nur mit einem USB-2.0-Anschluss verschoben. Und auch beim Akku ist Tempo angesagt. Geladen wird per Kabel mit 120 Watt – in rund acht Minuten zu 50 Prozent und in rund 20 Minuten zu 100 Prozent. Wer den Akku schonen will, kann auch einen ausgeglichenen Lademodus wählen, der 30 Minuten benötigt. Kabellos geht es mit 50 Watt ebenfalls rasant zu, auch umgekehrtes kabelloses Laden anderer Geräte wird unterstützt. Der Akku selbst ist 4.870 Milliamperestunden groß und hält rund eineinhalb Tage bei Durchschnittsnutzung – ein Flaggschiff-Standardwert.
Ganz besondere Sensor-Auswahl beim Kamera-System
Positiv: Vivo liefert im Karton des Smartphones auch gleich ein passendes Ladekabel und einen 120-Watt-Netzadapter mit. Die wohl größten Besonderheiten des Smartphones kommen dann bei der Kamera zum Vorschein. Bei der Selfie-Kamera setzt Vivo auf eine starke 32-Megapixel-Kamera, die sich eins zu eins mit jener des Xiaomi 13 Pro matcht. In beiden Fällen gibt es tagsüber bei entsprechendem Licht knackscharfe Portraits mit tollen Bokeh-Effekten und einer sehr sauberen Trennung von Person und Hintergrund. In der Nacht werden die Selfies etwas verwaschener, doch selbst in sehr dunklen Umgebungen beziehungsweise in schwierigen Lichtverhältnissen sind noch gute bis sehr gute Selbstporträts möglich.
Als Triple-Hauptkamerasystem des Handys kommt eine 50,3 MP Weitwinkelkamera mit dem 1-Zoll-Sensor und optischer Bildstabilisierung, ein 50 MP Telefoto-Sensor mit zweifachem optischen und 40fach digitalem Zoom sowie optischer Bildstabilisierung und eine 12 MP Ultraweitwinkelkamera zum Einsatz. Klar, will man hier eine "Schwachstelle" ausmachen, ist es die Ultraweitwinkelkamera. Sie zeigt vor allem in der Nacht einen Qualitätsunterschied zu den übrigen Sensoren, die Bilder sind aber dennoch gut, nur eben etwas detailärmer und unschärfer. Die wahren Qualitäten der Kamera liegen aber sowieso in den anderen Sensoren verborgen, die Ultraweitwinkelkamera wird man da kaum bis gar nicht benutzen.
Beste Foto- und Video-Stabilisierung am Markt
Zum einen sehen Fotos mit Haupt- und Telekamera schon von Haus aus einfach nur fantastisch aus. Sie besitzen natürliche Farben, kaum künstlich erzwungene Nachbesserungen und je nach Wahl extrem spektakuläre Bokehs im Porträt-Modus oder gestochen scharfe und atemberaubend detaillierte Aufnahmen im normalen Foto-Modus. Der 1-Zoll-Sensor spielt dann in der Nacht seine Stärken aus und liefert unglaubliche Bilder. Trotz Mini-Manko einer leichten Bewegungsunschärfe bei sich bewegenden Objekten und Personen in der Nacht liefert das Vivo X90 Pro mit die besten Aufnahmen, die wir je bei einem Smartphone gesehen haben. Hier schenken sich die Huawei-, Samsung-, Xiaomi- und Vivo-Flaggschiffe rein gar nichts.
Staunen ließ uns allerdings auch die Telefoto-Linse, und das wortwörtlich erst auf den zweiten Blick. Wie die Fotostrecke oben zeigt, liefert der Tele-Sensor auch noch in 40fach-Zoom überraschend gute und detaillierte Bilder. Damit hängt das Vivo sogar die Konkurrenz ab, nur Huawei kann es mit dem Mate 50 Pro noch schärfer und besser. Und warum erst auf den zweiten Blick? Weil das Kamerabild am Display in der höchsten Zoomstufe so verwaschen aussieht, dass man sich dann über das gute Bild bei der Nachbetrachtung sehr wundert. Was das Vivo aber am allerbesten aller aktuellen Flaggschiffe kann, ist die beste Foto- und Video-Stabilisierung am Markt. So etwas haben wir tatsächlich noch nie zuvor erleben dürfen.
Dieses Smartphone bleibt in jeder Situation stabil
Das Vivo X90 Pro bietet schon in der Standard-Einstellung eine sehr gute Stabilisierung. Das zeigt sich vor allem bei Video-Aufnahmen (bis zu 8K bei 24 Bildern pro Sekunde, bis zu 4K bei 60 Bildern pro Sekunde), wenn man die Kamera stark und schnell schwenkt und schüttelt. Selbst bei aufgenommenen Videos im vollen Lauf entstehen schön stabilisierte Clips mit flüssigen Kamerabewegungen. Ein optionaler Ultra-Modus gleicht dann auch noch Hüpfen beeindruckend gut aus. Auf die Spitze treibt dies aber die optionale horizontale Ausrichtung. Wird dieser Modus aktiviert, kann man das Handy beim Filmen sogar im Kreis drehen – das aufgenommene Video zeigt jedoch keinerlei Schwenks und Drehungen. Hier ist das Video dazu:
Will man beim Test schließlich ganz kritisch sein, fällt neben den genannten Minus-Punkten Preis und Bloatware noch eine fehlende Erweiterungsmöglichkeit des 256-GB-Speichers (trotz Dual-SIM-Schacht) auf. Doch das Fazit ist sehr gut: Solche Alleinstellungsmerkmale des Smartphones wie die Stabilisierung gefallen nicht nur, sie funktionieren auch fantastisch. Wer es auf Video-Drehs bei Handys abgesehen hat, kommt um das Vivo X90 Pro nicht herum. Doch auch sonst hat Vivo sein neues Smartphone mächtig aufgerüstet. Die Leistung machte einen gewaltigen Sprung nach vorne, die Haupt- und Telekamera liefern unglaublich schöne Fotos ab und der ausdauernde Akku ist blitzschnell geladen. Das beeindruckt sehr.