Bluttat Strasshof
Vierfache Mutter tot – nun redet mutmaßlicher Schütze
Ein Schwede (35) soll in Strasshof die Mutter (33) seiner vier Kinder per Kopfschuss getötet haben. "Heute" sprach mit der Anwältin.
Nach der entsetzlichen Bluttat in Strasshof an der Nordbahn am Samstagnachmittag sitzt der Tatverdächtige (35) in Korneuburg wegen Mordverdachts (es gilt die Unschuldsvermutung) in Untersuchungshaft. Auf Star-Anwältin Astrid Wagner, die sowohl von Täter- als auch von Opferseiten bei Kapitalverbrechen fast alle dunklen, menschlichen Abgründe kennengelernt hat, wartet echte Schwerarbeit. Denn sie soll bei dem Prozess dann versuchen, dem Schwurgericht die regelrechte Hinrichtung auf offener Straße vor den Augen der Kinder (9, 10, 12, 13) zu erklären. Am Dienstag besuchte sie den 35-Jährigen in der Haftanstalt in Korneuburg.
Schütze war "Gefährder"
Der 35-Jährige und die 33-Jährige waren rund 15 Jahre ein Paar gewesen. Zuletzt habe es aber öfters Streit gegeben. Es soll auch zu Übergriffen gekommen sein. Der 35-Jährige musste laut Bewährungshilfeverein "Neustart" auch ein Anti-Gewalt-Training absolvieren, er galt laut einem Bericht des "Kurier" als Gefährder. Das Anti-Gewalt-Training hat der vierfache Vater tatsächlich absolviert.
"Nur die endgültige Trennung am 29. August 2023 machte ihn regelrecht fertig", erklärt jetzt Rechtsanwältin Astrid Wagner. Die mutmaßliche Bluttat selbst könne er sich selbst nicht erklären. "Er war außer sich, hatte plötzlich panische Angst, dass er seine Kinder nie mehr sehen würde", so die Advokatin am Dienstagmittag gegenüber "Heute". Trotz der Beschaffung der illegalen Pistole in Wien habe der Schwede mit Balkan-Wurzeln die Tat niemals geplant. "Er hat die Waffe aus Angst und zum Schutz gekauft", weiß Wagner.
Nach dem endgültigen Beziehungsende blieb der vierfache Vater in einer 3.000 Seelen-Gemeinde im Bezirk Gänserndorf wohnhaft, die Mutter aus einer Unternehmerfamilie zog samt Nachwuchs in die Villa ihrer Mutter nach Strasshof. Nur exakt 7 1/2 Wochen später soll der 35-Jährige nach jetzigem Ermittlungsstand mit dem Auto zum Haus nach Strasshof gefahren sein, passte die 33-Jährige ab und exekutierte sie per Kopfschuss. Die vier Kinder saßen derweilen im Auto und mussten die Tragödie miterleben. "Er war in einem Ausnahmezustand, hatte tagelang kaum gegessen und geschlafen. Er wollte sie aber nur am Körper treffen", erklärt Wagner.
Laut der Advokatin ist die Beziehung in den letzten Jahren immer schlechter geworden, der endgültige Bruch habe ihm den Rest gegeben. "Männer sind da oftmals überfordert. Er fühlte sich völlig hilflos, ohnmächtig, dachte, er sähe seine Kinder nie wieder. Leider kam er nicht vorher auf die Idee, anwaltlichen Beistand zu suchen, um eine Besuchsregelung für seine Kinder zu erwirken", sagte die erfahrene Rechtsanwältin nachdenklich.
Hier gibt es Hilfe für Betroffene
► Frauenhelpline: 0800 222 555
► Wiener Interventionsstelle/Gewaltschutzzentrum: 0800 700 217
► Opfer-Notruf: 0800 112 112
► Notruf des Vereins der Wiener Frauenhäuser: 05 77 22
In Strasshof hatten sich in den letzten Jahren mehrere, tragisch-spektakuläre Verbrechen abgespielt: Im Jahr 2006 kam die entführte Natascha Kampusch frei, im Jahr 2007 kam es zum Vierfach-Mord in Strasshof, im Jahr 2014 soll ein Student seine Mutter getötet und in einer Bettzeuglade versteckt haben. Erst Anfang April 2023 soll ein Kicker (27) seine Mutter (60) getötet und zwei weitere Personen schwer verletzt haben. Er wurde aber für zurechnungsunfähig befunden, ein Prozess soll im Winter stattfinden.
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Ein 35 Jahre alter Mann aus Schweden mit Balkan-Wurzeln hat die Mutter seiner vier Kinder in Strasshof per Kopfschuss getötet.