Wetter
Viel zu warm, trocken – und jetzt sogar Sahara-Staub
Rund 50 Prozent Niederschlag fehlen im Westen Österreichs auf eine ausgeglichene Bilanz, die Schneehöhen sind auf erschreckend niedrigem Niveau.
Man sieht besonders den Westen des Landes, also Vorarlberg und Tirol in braunen Farben hervorstechen. Hier fehlen vielerorts 40 bis 60 Prozent auf eine ausgeglichene Regen- und Schneebilanz. Nicht ganz so extrem, aber dennoch deutlich negativ zeigen sich das Salzburger Land, Osttirol und Oberkärnten.
Der ausbleibende Niederschlag wirkt sich logischerweise auch auf die Schneehöhen im Land aus. Wir haben mit St. Anton/Arlberg und Leutasch mal zwei Schneelöcher herausgesucht. In beiden Orten wird in diesen Tagen eigentlich die durchschnittlich größte Schneehöhe von rund 70 cm im ganzen Winter erreicht. Wohlgemerkt eigentlich – denn derzeit meldet St. Anton magere 14 cm und in der Leutasch liegen gar nur 5 cm. Beides sind neue Tiefstwerte, wenn man die vergangenen 30 Jahre betrachtet.
Die markante Schneearmut lässt sich sogar mit freiem Auge auf Webcams erkennen. Die schlechte Nachricht vorweg: Viel Niederschlag kommt auch in den nächsten zehn Tagen nicht zusammen, in den Alpen meist nur 15 bis 30 l/m². Das Fazit der Experten: Das ist viel zu wenig, um das Defizit auch nur annähernd auszugleichen. Dazu kommt jetzt noch: Zum ersten Mal in diesem Jahr ist über Europa eine große Menge an Saharastaub festgestellt worden. "Die typische Auswirkung ist ein roter oder orangener Himmel, aber es gibt auch das Potenzial von Auswirkungen auf die Luftqualität am Boden, besonders in Portugal und Spanien", sagte der leitende Copernicus-Wissenschaftler Mark Parrington. Auch Österreich wird "eingestaubt".
Ein wenig Neuschnee für die oftmals braune Landschaft gibt es von Freitag auf Samstag, eine Kaltfront sorgt in den höheren Tälern der Nordalpen für 10-20 Zentimeter Neuschnee.
Angespannte Lage auch in der Schweiz und Italien
Der Blick über die Landesgrenze in die Schweiz zeigt ein ähnliches Bild. Die Schneelage dort bezeichnen die Meteroologen als "katastrophal§, verbreitet fehlen hier auf den Bergen 40 bis 70 Prozent an Schnee. In den Tälern beträgt das Defizit sogar 70 bis 100 Prozent. Konkret für Andermatt: Statt 100 Zentimeter liegen derzeit nur 27 Zentimeter, die Abweichung beträgt also -73 Prozent.
Noch markanter fällt die Trockenheit in den südwestlichen Alpen aus, hier am Beispiel des Einzugsgebiet des Po in Italien. Die rote Linie zeigt an, wieviel Prozent der Fläche eben dieses Einzugsgebiets von Schnee bedeckt waren/sind. Derzeit stehen wir bei knapp unter 40 % und so auf einem neuen Rekordtief. Das langjährige Mittel liegt bei rund 60%.
Die Auswirkungen der Trockenheit sind deutlich spürbar, in Südtirol loderte vor ein paar Tagen schon ein erster größerer Waldbrand bei Meran.