Niederösterreich

Verurteilter Arzt: Spital wurde im Mai per Mail gewarnt

Im Kremer Spital brennt der Hut: Denn wie bekannt wurde, war das Spital und die Privatuni bereits im Mai vor dem Mediziner gewarnt worden.

Wirbel um Arzt, der in Krems arbeitete trotz nicht rechtskräftiger Verurteilung.
Wirbel um Arzt, der in Krems arbeitete trotz nicht rechtskräftiger Verurteilung.
Schreiner

Rauchende Köpfe derzeit bei der Landesgesundheitsagentur (LGA), Kremser Spital und der Privatuni in Krems: Denn entweder war eine Mail ignoriert oder übersehen worden, oder die Sache wurde einfach unter den Tisch gekehrt. Bereits am 4. Mai 2022 war eine E-Mail (siehe Fotoserie) an die Personalabteilung des Kremser Spitals sowie an die Privatuni gegangen: "Ich würde überprüfen, wen Sie anstellen und jungen Medizinstudentinnen unterrichten lassen ...". Dabei wurde explizit der Name der Mediziners genannt.

"Wurde unter Tisch gekehrt"

"Über vier Monate ist nichts passiert. Es wurde nur unter den Tisch gekehrt. Die Stellungnahme der Uni halte ich für eine Frechheit", meint ein Insider, der von der Existenz der E-Mail seit 4. Mai 2022 weiß, gegenüber "Heute" am Donnerstag (22. 9.).

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    Der Fall rund um einen Ex-AKH- und Feuerwehrarzt wurde durch <em>"Heute"</em> im Jänner 2021 aufgedeckt.
    Der Fall rund um einen Ex-AKH- und Feuerwehrarzt wurde durch "Heute" im Jänner 2021 aufgedeckt.
    Schreiner

    Im Jänner 2021 waren die Missbrauchsvorwürfe gegen den Ex-AKH-Arzt, Ex-Feuerwehrarzt und Ex-Feuerwehrjugendleiter aufgekommen, der Mediziner (für ihn gilt die Unschuldsvermutung) verließ das AKH Wien und begann mit 1. März 2021 als Oberarzt auf der Anästhesie im Kremser Landeskrankenhaus und verrichtete über 18 Monate dort seine Dienste. Im Dezember 2021 war er am Landesgericht Korneuburg wegen sexuellen Missbrauchs von Unmündigen und wehrlosen Personen zu drei Jahren Haft (nicht rechtskräftig) verurteilt worden, legte dabei ein Geständnis ab - mehr dazu hier.

    Verurteilung schien nicht auf

    Aber: Trotz Verurteilung schien diese im Strafregisterauszug nicht auf. Sein Anwalt hatte nämlich Nichtigkeitsbeschwerde und Berufung eingelegt - somit war das Urteil nicht rechtskräftig und der Doktor hatte weiterhin einen "sauberen Leumund". Ob hier eine Lücke im System vorliegt oder der Datenschutz zugunsten eines Verdächtigen übertrieben ausgelegt wird, müssen andere beurteilen.

    Laut zuständigem Erstgericht, dem Landesgericht Korneuburg, wurde die Nichtigkeitsbeschwerde vom OGH bereits abgeschmettert, der Fall liegt jetzt beim Oberlandesgericht, welches nur noch die Strafhöhe neu bemessen kann, nicht jedoch das Urteil kippen kann bzw. darf. Solange das Urteil nicht rechtskräftig ist, gilt - trotz Tatsachengeständnisses bei der Verhandlung - weiterhin die Unschuldsvermutung für den Arzt.

    Erst diesen Montag (19.9.) sollen laut Landesgesundheitsagentur die Vorwürfe jedoch bekannt geworden sein. Am Mittwoch, auf Druck der Medien, wurde schließlich auch reagiert. Eine Sprecherin der LGA meinte am Mittwoch: "Unmittelbar nach mündlicher Information an die NÖ LGA über die Vorwürfe bzw. gerichtlichen Verfahren, wird derzeit der genaue Sachverhalt, unter anderem mit dem Mitarbeiter und dem Universitätsklinikum Krems erhoben. Sobald diese Informationen gesichert vorliegen, werden die weiteren dienstrechtlichen Schritte gesetzt."

    Das sagt LGA und Privatuni

    Auch die Privatuni erklärte am Mittwoch, dass jener Arzt nicht mehr als Lehrkraft eingesetzt werden würde. "Besagter Arzt ist derzeit kein Lehrbeauftragter der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften. Er hält weder Lehrveranstaltungen an der KL Krems, noch wird er als Lehrender der Anästhesie im Universitätsklinikum Krems tätig sein", so eine Sprecherin der Privatuni am Mittwoch (21.9.).

    Am Donnerstag konfrontierte "Heute" die Landesgesundheitsagentur mit der vorliegenden E-Mail: "Bei uns geht es seit einer Stunde rund. Wir haben es echt erst diese Woche erfahren. Wir klären gerade die Sache gerade ab", so eine Sprecherin am Donnerstagvormittag. Aus informierten Kreisen heißt es, dass der Mediziner ab sofort aus dem Dienstrad genommen wurde.

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