Niederösterreich

Verurteilter Arzt soll auch im Spital gegrapscht haben

Der verurteilte Arzt soll auch im Dienst im Kremser Spital gegrapscht haben. Und: Mit einem Brief an die Kremser Privatuni fordern Eltern nun Folgen.

Das Spital in Krems: Hier arbeitete der Arzt 1,5 Jahre.
Das Spital in Krems: Hier arbeitete der Arzt 1,5 Jahre.
Daniel Schreiner

Der Fall rund um einen wegen Missbrauchs von Unmündigen und wehrlosen Personen mittlerweile rechtskräftig verurteilten Arzt hatte im Landeskrankenhaus Krems, an einer Privatuni in Krems sowie in der Landesgesundheitsagentur (LGA) für viel Wirbel gesorgt und zieht mutmaßlich immer weitere Kreise. Am Freitag war der LGA-Vorstand, Konrad Kogler (ehemals der höchste Polizist in Österreichs, Anm.) sowie Alfred Zens, im Landeskrankenhaus Krems und stellten sich den Fragen der Mitarbeitern.

Grapschte Arzt im Spital?

Denn insgesamt rund 1,5 Jahre war der wegen Missbrauchs verurteilte Mediziner als Oberarzt in der Anästhesie am Landeskrankenhaus Krems tätig (1.3. 2021 bis 22. 9. 2022, Anm.), soll auch im Spital Kolleginnen belästigt haben (es gilt die Unschuldsvermutung).

Dazu hatte Patientenanwalt Gerald Bachinger bereits am Donnerstag eine lückenlose Aufklärung angekündigt - alles dazu hier. Ein Mitarbeiter äußerte gegenüber der NÖN: "Mehrere Turnusärzte wollten keinen Dienst mehr mit ihm machen, weil er ein ziemlicher Grapscher war." Auch ein Insider aus dem Umkreis der Uni berichtet: "Fraglich, was da noch war - im Spital und an der Uni. Einige werden sich jetzt erst reden trauen."

Neue Spitalsleitung

Dass jetzt Feuer am Dach von Spital, LGA und Privatuni ist, war zu erwarten. Abzuwarten bleiben jedoch die internen Untersuchungen und die Erhebungen der Patientenanwaltschaft. Am Freitag wurde jedenfalls die Strafhöhe von drei Jahren Freiheitsentzug vom Oberlandesgericht bestätigt, das Urteil ist somit rechtskräftig.

Und noch am Freitag wurde die temporäre Nachbesetzung der Führung des Landesklinikums Krems genannt (Anm.: Beide Führungskräfte sind ja nur suspendiert): Mag. Dr. Ewald Faltl ist die Vertretung des kaufmännischen Direktors, Prim. Assoc. Prof. Dr. Peter Errhalt ist die Vertretung des ärztlichen Direktors. Im Amt bleibt indes die dritte Führungskraft: Annette Wachter, die als Pflegedirektorin keinen unmittelbaren Einfluß auf die Causa hatte.

Warnung per Mail

Per Mail war das Spital Krems und mutmaßlich die Privatuni (die bestreitet den Erhalt der Mail am 4. Mai 2022) gewarnt worden. Die Privatuni will erst am 5. Mai vom Vorleben des Mediziners Kenntnis erlangt haben. Fakt ist: Die Landesgesundheitsagentur dürfte davon in der Tat erst am 19. September 2022 erfahren haben und zog sofort die Konsequenzen, trennte sich mit Donnerstag (22.9.) vom Arzt und suspendierte den kaufmännischen und ärztlichen Direktor - mehr dazu hier.

Eltern schrieben an Privatuni

Bei der Privatuni blieben Konsequenzen bis dato aus, Eltern von Studierenden schrieben nun die Studienleitung (siehe Bilderserie) an: "Sie behaupten in Ihrer Aussendung, dass es Ihnen wichtig sei, die Studierenden in dieser Causa zu informieren und es für Sie oberste Priorität hat, unseren Kindern ein sicheres und geschütztes Umfeld zum Lernen zu ermöglichen. Wenn Ihnen der Fall bereits seit Mai 2022 bekannt war, weshalb wurden die Studierenden, unsere Kinder, nicht schon früher informiert, sondern erst knapp vier Monate später, kurz nach Bekanntwerden in den Medien, obwohl Sie davon wussten? Welche personellen Konsequenzen ziehen Sie im Hinblick auf die groben Missstände und die Verantwortlichen der Karl Landsteiner Privatuniversität? Ich erwarte ein Rückmeldung, andernfalls werde ich juristische Schritte prüfen lassen."

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    Der Fall rund um einen Ex-AKH- und Feuerwehrarzt wurde durch <em>"Heute"</em> im Jänner 2021 aufgedeckt.
    Der Fall rund um einen Ex-AKH- und Feuerwehrarzt wurde durch "Heute" im Jänner 2021 aufgedeckt.
    Schreiner

    Die Privatuni hatte sich nach Bekanntwerden der Vorwürfe wie folgt geäußert: "Die Karl Landsteiner Privatuniversität hat am 4. Mai 2022 keine Mail zur aktuellen Causa und damit auch keine Links zur einschlägigen Berichterstattung erhalten. Die Studiengangsleitung Humanmedizin wurde erstmals am 5. Mai 2022 per Mail von einer Studierenden über den Fall informiert. In Abstimmung mit dem Rektorat wurde der Sachverhalt intern analysiert, der betroffene Arzt hat am 12. Mai 2022 das letzte Mal für die Universität unterrichtet und wurde seitdem nicht mehr in der Lehre berücksichtigt. Gemeinsam mit einer Vertreterin der Anlaufstelle für Gleichbehandlungsfragen wurde am 23. Juni 2022 ein Gespräch mit der Studierendenvertretung geführt. Der Universität sind per dato keine Zwischenfälle aus dem klinischen Unterricht bekannt. Der Fall wird der Ombudsstelle für Studierende zur Untersuchung übergeben. Nicht richtig ist die Behauptung, dass der betroffene Arzt bis gestern als Lehrender geführt wurde, ebenso wenig stimmt, dass im Zuge der aktuellen Medienanfrage ein Schreiben an alle Studierenden ergangen sei. Beide Behauptungen entsprechen nicht den Tatsachen. Für die Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften hat es oberste Priorität, dass die Studierenden ein sicheres und geschütztes Umfeld in ihrer Ausbildung vorfinden. Jede Meldung eines Übergriffs wird von der Universitätsleitung umgehend verfolgt und von den entsprechenden Gremien und Ombudsstellen behandelt. Es ist der Universität ein zentrales Anliegen, jeder Form der Diskriminierung des Geschlechts, ethnischer Zugehörigkeit, Religion, sexueller Orientierung oder Behinderung entgegenzuwirken, Studierende und Mitarbeiter der KL in diesen Angelegenheiten zu beraten und zu unterstützen sowie solchen Vorfällen in Zukunft vorzubeugen."

    Privatuni wird reagieren

    Am Freitagabend meldete sich noch eine Sprecherin der Privatuni (hatten internes Event): "Selbstverständlich werden wir auf das Schreiben antworten."

    Wie berichtet hatte ein - damals noch nicht rechtskräftig verurteilter Arzt - in Spital Krems 1,5 Jahre gearbeitet und war an der Privatuni als Lehrkraft tätig - alles dazu hier und hier.