Niederösterreich
Versicherung kickt Volvo-Fahrer beim ersten Schaden
Roland Z. aus NÖ versteht die Welt nicht mehr: Er hatte praktisch null Schäden am neuen Auto, dennoch wollte ihn seine Versicherung loswerden.
Roland Z. (46), Außendienstmitarbeiter aus dem Bezirk Lilienfeld, schwankt zwischen Ärger und Galgenhumor: Denn ohne nennenswerte selbst verursachte Schäden und trotz mehreren Produkten bei der "Helvetia" kündigte ihm jetzt die Versicherung.
"Nicht schuld, aber werde gestanzt"
"Ich hatte im Mai einen Unfall mit einem 83-jährigen Lenker, es war 100 % Fremdschuld, mein Sohn und ich bekamen sogar Schmerzensgeld von der gegnerischen Versicherung und dennoch sollte ich jetzt geschasst werden", erzählt der 46-Jährige.
Der sechsfache Vater bekam per Ende September postalisch einen Sanierungsanstoß mit einer Risikoanalyse. Kurzum: Die Schadensquote beträgt laut "Helvetia" 616 % (siehe Bilderserie). "Dabei sind 2.108 Euro Schadenszahlungen vom alten Vertrag und Reserven eingerechnet und so kommt die Versicherung auf diese abenteuerliche Quote", meint der 46-Jährige.
Rund 350 € Prämie im Monat
Der Mostviertler hatte sich nach vielen Jahren bei der VAV eine neue Versicherung gesucht, war im Jahr 2020 zur "Helvetia" gewechselt. Dort hat er nun seit 13. April 2023 seinen Volvo V90 für 228,45 € im Monat versichert (Vollkasko), einen Volvo S60 für 79,69 Euro pro Monat (Haftpflicht) sowie einen Anhänger. Und: Der Familienvater hat eine Lebensversicherung mit einer Jahresprämie von 480 Euro bei der "Helvetia". Somit zahlt der Kunde rund 350 € pro Monat an die "Helvetia".
Zu den Schäden: Mit dem alten Auto hatte er im Vorjahr einen Schaden an der Windschutzscheibe (Kasko) sowie einen Parkschaden. In Tirol habe ein Beifahrer die Autotüre an seinen Volvo gedonnert. Roland Z erhielt damals von der gegnerischen Versicherung 1.050 Euro Ablöse. Und im Mai 2023 hatte Roland Z. einen Unfall mit einem 83-Jährigen. Danach bekam der Vater 660 Euro Schmerzensgeld, sein Sohn 330 € sowie 2.630 Euro für die Wertminderung - alles von der gegnerischen Versicherung beglichen. Einziger, gemeldeter Kaskoschaden: Ein Marder-Biss vor wenigen Wochen. Schadenssumme: 396 Euro!
Dennoch wollte ihn seine Versicherung jetzt schassen. "Es ist unglaublich. Die listen glatt zwei alte Schäden auf und den Schaden aus dem Jahr 2023, wo ich unschuldig war, sogar doppelt." Laut Versicherung habe er nämlich eine Teilschuld gehabt, die "Helvetia" habe in der Folge 5.000 Euro gezahlt. "Das kann so nicht gewesen sein", war sich Roland Z. am Dienstagmittag sicher.
Das sagt Versicherer
Auf Nachfrage meinte die Pressestelle der "Helvetia" (nachdem die Datenschutzerklärung-Entbindung von Herrn Z. unterschrieben worden war und sicher der Betreuer 4 Mal bei Herrn Z. gemeldet hat, Anm.): "Im genannten Fall von Herrn Roland Z.handelt es sich um einen Sanierungsanstoß. Die Versicherungstechnik hat dem Vermittler über eine gehäufte Anzahl von Schäden informiert. Dieser hat nun die Möglichkeit, entweder eine einvernehmliche Vertragsauflösung zu vereinbaren oder die Sanierung abzuwenden. Dabei handelt es sich um einen internen Prozess. Im Fall von Herrn Z. konnten einige Schäden der Gegenseite zugeordnet werden und somit wurde von einer Sanierung abgesehen, dafür hat sich der Vermittler auch stark gemacht. Herr Z. versicherte dem Helvetia-Mitarbeiter, dass er weiterhin Kunde der Helvetia bleibt und auch insgesamt mit dem Service zufrieden ist. Sowohl der Kunde als auch Helvetia sind froh, hier eine einvernehmliche Lösung in Form der Fortsetzung des Vertrags gefunden zu haben."
Interne Vereinbarung
Roland Z. lobte am Dienstagabend ausdrücklich den Einsatz seines Betreuers: "Der hat sich wirklich eingesetzt und ja, mit ihm bin ich zufrieden." Hintergrund der "Sanierung" dürfte eine interne Vereinbarung zwischen der "Helvetia" und der gegnerischen Versicherung sein: Sprich die "Helvetia" dürfte die Hälfte des beim Unfall mit dem 83-Jährigen entstanden Schadens gemäß interner Vereinbarung beglichen haben.
"Und was kann da der Kunde dafür?", fragt Roland Z., der nun mal in sich gehen und erst dann entscheiden will, wie es versicherungstechnisch weitergeht.