"Weiße Flagge hissen"

"Vernichten": Selenski tobt über strittigen Papst-Sager 

Ein Interview von Papst Franziskus schlägt international hohe Wellen. Während der Kreml über die Unterstützung jubelt, zeigt sich die Ukraine empört.

Newsdesk Heute
"Vernichten": Selenski tobt über strittigen Papst-Sager
Papst Franziskus und Ukraine-Präsident Selenski bei einem persönlichen Treffen im Vatikan im Mai 2023.
via REUTERS

"Wenn man sieht, dass man besiegt wird, dass die Dinge nicht gut laufen, muss man den Mut haben, zu verhandeln", sagte Papst Franziskus in einem am Samstag vom italienischsprachigen öffentlich-rechtlichen Schweizer Sender RSI veröffentlichten Interview. "Schämt euch nicht, zu verhandeln, bevor es noch schlimmer wird", fügte er hinzu.

"Weiße Flagge hissen" – Kreml jubelt

Der Papst sei der Ansicht, dass derjenige Stärke zeige, "der die Situation erkennt, der an das Volk denkt, der den Mut hat, die weiße Flagge zu hissen und zu verhandeln. Der Heilige Stuhl stellte gleichzeitig klar, dass mit der "weißen Flagge" nicht eine Kapitulation Kiews gemeint ist.

In Russland sieht man sich in der brutalen Vorgehensweise gegen ukrainische Soldaten und Zivilisten einmal mehr bestätigt. Die Worte des Papstes interpretiert man nun als weitere Unterstützung für den Kreml. 

"Westen lag falsch"

"So wie ich sehe, bittet der Papst den Westen, seine Ambitionen beiseite zu legen und zuzugeben, dass er falsch lag", sagte die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, zur italienischen Nachrichtenagentur Ansa. Demnach benutze der Westen die Ukraine, um Russland zu schwächen und sowieso habe Russland nie Verhandlungen blockiert.

Verhandlungen mit Russland hatte es jedoch vor der Invasion genug gegeben – alleine in den ersten eineinhalb Monaten reisten internationale Politiker mehrfach nach Russland, um den russischen Präsidenten Putin von seinen Plänen abzuhalten – vergeblich.

Ukraine über Papst-Sager empört

In der Ukraine sorgte der Appell von Papst Franziskus für viel Entrüstung. In einer Videoansprache am Sonntag konterte der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski die Aussagen aus dem Vatikan folgendermaßen: Die Kirche sei bei den Menschen, "nicht zweieinhalbtausend Kilometer entfernt, irgendwo, um virtuell zu vermitteln zwischen jemandem, der leben will, und jemandem, der dich vernichten will", sagte ein verärgerter Selenski.

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    Erstmals seit Langem hat Präsident Wolodimir Selenski nun persönlich über die Zahl der eigenen Toten gesprochen.
    David Young / dpa / picturedesk.com

    "Als das russische Böse am 24. Februar diesen Krieg begann, standen alle Ukrainer auf, um sich zu verteidigen. Christen, Muslime, Juden – alle", betonte er und bedankte sich bei allen Militärgeistlichen, die an der vordersten Front stünden, das Leben und die Menschlichkeit schützten und sie mit Gebeten, Gesprächen und Taten unterstützten. "Das ist es, was die Kirche ist – bei den Menschen."

    "Russischen Mörder und Folterknechte"

    In der Ansprache spielte der ukrainische Präsident direkt auf die Äußerungen des Papstes an. Die russischen "Mörder und Folterknechte" würden nur deshalb nicht weiterziehen, weil sie von bewaffneten Ukrainern "unter blau-gelber Flagge" aufgehalten würden. Wände von Häusern und Kirchen, die einst "weiß" waren, seinen von Russland verbrannt und zerstört worden. "Und das sagt sehr viel darüber aus, wer aufhören muss, damit der Krieg beendet wird", erklärte Selenski.

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