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Verhütungs-Stäbchen verirrt sich in die Lunge

Heute Redaktion
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Dass die Verhütung mit Hormonen heftige Nebenwirkungen haben kann, ist bekannt. Doch was das Implantat einer Portugiesin anrichtete, überrascht dann doch.

Alle guten Dinge sind drei – diese Wendung ging bei einer 31-jährigen Frau aus Portugal nicht auf. Denn nach zwei guten Erfahrungen mit dem Hormonstäbchen (siehe Box) brachte sie der dritte Anlauf ins Krankenhaus.

Dass sich in ihrem Körper ein gröberes Problem anbahnte, davon bekam die Portugiesin zuerst nichts mit. Nur die auffälligen Blutungen, mit denen sie sich seit drei Monaten herumschlug, irritierten sie. Schließlich suchte sie einen Gynäkologen auf.

Plötzlich nicht mehr da

Dieser vermutete die Ursache der Blutungen im Hormonstäbchen im Arm seiner Patientin. Doch als er sich dieses genauer anschauen wollte, fand er es nicht. Es war einfach nicht mehr dort, wo es einst implantiert worden war.

Röntgenaufnahmen bestätigten den ersten Eindruck: das Stäbchen war offenbar gewandert. Und das bis in die Lunge, wie die behandelnden Mediziner im Fachjournal "BMJ Case Reports" schreiben. Die exakte Position verriet eine Aufnahme aus dem Computertomographen (CT). Das Stäbchen saß in einem Blutgefäß des linken unteren Lungenflügels.

So funktioniert das Hormonstäbchen

Hormonstäbchen sind eine Methode der Langzeitverhütung. Das weiche, rund vier Zentimeter lange Kunststoff-Stäbchen wird direkt unter die Haut des Oberarms gelegt und schützt drei Jahre lang vor einer ungewollten Schwangerschaft, indem es Hormone ins Blut abgibt. Das enthaltene Hormon (Etonogestrel) verdickt unter anderem den Schleimpfropf am Gebärmutterhals und sorgt so dafür, dass Spermien nicht mehr in die Gebärmutter gelangen.

Unklare Ursache

Wie es dorthin gelangt ist, ist derzeit noch unklar. Aus Sicht der Studienautoren gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder das Stäbchen wurde falsch eingesetzt. Dann könnte es zunächst in eine Vene gewandert und in dieser zusammen mit dem Blut in die Lunge geraten sein.

Oder die junge Frau hatte sich nach dem Einsetzen des Stäbchens zu früh angestrengt. Auch dadurch hätte es in Bewegung gebracht werden können, so die Ärzte.

Mit Kamera im OP

Deutlich sicherer waren sich die Mediziner bei der Frage, wie sie das Verhütungsstäbchen aus der Lunge ihrer Patientin holen sollten. Wie Sciencealert.com schreibt, operierten sie den Fremdkörper mithilfe einer Kamera im Brustraum heraus.

Und das erfolgreich, wie die Forscher schreiben. Bereits vier Tage später konnte die 31-Jährige wieder nach Hause gehen. Ob sie weiterhin ein Hormonstäbchen verwendet oder ein anderes Verhütungsmittel (siehe Bildstrecke oben), ist nicht überliefert.

Im Mai 2017 hatten koreanische Forscher im Fachjournal "Obstetrics & Gynecology Science" von einem ganz ähnlichen Fall berichtet. Damals hatte sich das Stäbchen einer 37-jährigen Frau in Bewegung gesetzt. (fee)