Bezirksüberblick Wien-Wahl

Verbindungsbahn und Parkplatznot dominieren Hietzing

Hietzing ist seit eh und je eine türkise Hochburg: Bei der Wien-Wahl 2020 erreichte die ÖVP 44,25 %. Grüne und SPÖ matchen sich heuer um Platz 2.
Wien Heute
07.04.2025, 15:17

Mit 55.505 Einwohnern und einer Fläche von 37,69 km² ist Hietzing der drittgrößte Wiener Gemeindebezirk. Der Bezirk, der im Norden an den Wienfluss grenzt, verfügt über große Naturschutzgebiete wie den Lainzer Tiergarten (Wienerwald). Beliebt als Ausflugsziele (vor allem bei Touristen) sind das Schloss Schönbrunn und der Tiergarten.

Bei der letzten Wien-Wahl im Jahr 2020 war Hietzing neben der Inneren Stadt der einzige Bezirk, welcher mit 44,25 % die ÖVP auf Platz eins wählten. Dahinter folgten die SPÖ (22,28 %), die Grünen (15,06 %) und die Neos (8,87 %). Einen Verlust von -12,67 % musste die FPÖ hinnehmen, die nur mehr 3,9 % erreichte. "Heute" fragte bei den Parteien nach, was sie, mit Blick auf die Wien Wahl am 27. April, in ihrem Bezirk verbessern möchten.

SPÖ setzt auf Mobilität und leistbaren Wohnraum

Die SPÖ landete im Jahr 2020 auf Platz zwei. Spitzenkandidat für die anstehende Wien Wahl 2025 ist Bezirksvorsteher-Stellvertreter Marcel Höckner. Dem kaufmännischen Angestellten (Jahrgang 1978) liegen vor allem die Gestaltung öffentlicher Plätze (Lainzer Platz, Am Platz) zur Steigerung der Aufenthaltsqualität, die Förderung umweltfreundlicher Mobilität (Radfahren, Zufußgehen) und die Schaffung neuer Grünflächen (ehemalige Don-Bosco-Wiese) am Herzen.

Marcel Höckner geht für die SPÖ in Hietzing ins Rennen.
Juraj Veres

Verkehrsberuhigung der Wohngrätzl und Ausbau der Rad- und Fußwege für mehr umweltfreundliche Mobilität: Die kommende Fahrradstraße Auhofstraße sowie die neue Begegnungszone Altgasse tragen dazu bei, Zufußgehen und Radfahren zu fördern und schaffen gleichzeitig Verkehrsberuhigung im jeweiligen Grätzl.

Schaffung von leistbarem Wohnraum für Hietzinger Familien: Mit dem Gemeindebau NEU am Montecuccoliplatz und der umgesetzten Offensive Altbautenschutz soll neuer Wohnraum geschaffen und bestehender erhalten werden.

Verbindungsbahn: Mit dem Projekt könnte laut Höckner die Umgebung der Stationen neu gestaltet werden, die S80 hätte ein 15-Minuten-Takt.

Reduktion des Durchzugsverkehrs durch Hietzing: Hier setzt der SPÖ-Politiker auf die Erstellung eines Mobilitätskonzepts. Andere Parteien stehen in diesen Fragen auf der Bremse.

ÖVP für Abriss der Öffi-Station Kennedybrücke

2020 landete die ÖVP mit 44,25 % in Hietzing klar auf Platz eins. 2025 tritt Nikolaus Ebert (58) als ÖVP-Spitzenkandidat bei der Wien-Wahl an. Der Unternehmensberater ist seit November 2023 Bezirksvorsteher und seit 1987 Bezirksrat. Ebert ist vor allem der Einklang von Naherholung, Nahversorgung und der gelebten Nähe zu den Bürgern ein Anliegen.

Nikolaus Ebert tritt als Spitzenkandidat für die ÖVP in Hietzing an.
ÖVP Wien

Verbindungsbahn neu: Ebert spricht sich für einen umgehenden Stopp der aktuellen Planungen und eine umfassende Neugestaltung in enger Abstimmung mit dem Bezirk und den BürgerInnen aus.

Bauprojekt im Napoleonwald: Auch beim Bauvorhaben im Napoleonwald will Ebert die Stopptaste drücken, um eine Neuplanung einzuleiten, die im Einklang mit dem Ortsbild und dem Naturdenkmal steht.

Kennedybrücke: Der Bezirksvorsteher spricht sich für einen vollständigen Abbruch und die Neuerrichtung einer zeitgemäßen, funktionalen und den Verkehrsströmen angepassten öffentlichen Station aus, die den modernen Anforderungen an Mobilität, Sicherheit und Barrierefreiheit gerecht wird.

Grüne wollen Verkehrsberuhigung und Schutzzonen

Die Grünen gehen mit Spitzenkandidat Christopher Hetfleisch (37) ins Rennen. Der zweifache Vater ist Obmann des Nachbarschaftsvereins GRÄTZLeben Hietzing, Fußballtrainer beim ASV13 und seit 2020 Klubobmann der Grünen im Bezirk. Im Brotberuf ist der 37-Jährige seit über acht Jahren Lehrer an der HLW23. Die Grünen haben sich als Ziel gesetzt, bei der Wien Wahl mindestens zweitstärkste Kraft zu werden und für "frischen Wind" zu sorgen.

Fußballtrainer Christopher Hetfleisch ist der Grüne Spitzenkandidat.
Fotostube

Schaffung lebenswerter, verkehrsberuhigter und begrünter Grätzl: Die Grünen fordern einen Haupt-/Dorfplatz in jedem Bezirksteil, etwa Am Platz in Alt-Hietzing, Wolfrathplatz in Ober St. Veit, am Lainzer Platz, bei der Volkshochschule in Speising oder in Hacking. Ziel: Die Umsetzung soll nicht so lange dauern wie die Schaffung der Begegnungszone in der Altgasse, deren Verkehrsberuhigung die Grünen seit 2001 gefordert haben. Sichere Schulvorplätze!

➤Stärkung des "Miteinander" durch Belebung des Kulturangebots und der lokalen Wirtschaft.

➤Ausbau und Sanierung der Sportstätten: Die Sportvereine können teilweise keine Kinder mehr aufnehmen, weil es zu wenig Plätze gibt. Fun-Fact zum Bezirk: Hietzing ist wohl der einzige Wiener Bezirk, wo es mehr Spitäler als Fußballplätze gibt.

➤Erhaltung des Stadtbilds: Umbauten statt Abrisse, Schutzzone in und um Alt-Speising.

➤Schutz der Erholungsräume: Kein überdimensionierter Bauklotz beim Naturdenkmal Napoleonwald, Ausgleichsflächen für durch den Ausbau der Verbindungsbahn verloren gehende Vegetation im 13. statt im 22. Bezirk. Nein zu Rodungen im Bereich Schönbrunn, Weiterführung der Renaturierung des Wienflusses bis zur Kennedybrücke.

FPÖ kritisiert Fahrradstraße, will mehr Ortsbildschutz

Die Verluste der FPÖ Hietzing waren bei der vergangenen Wien-Wahl 2020 nicht ganz so hoch wie in anderen Bezirken, trotzdem verloren die Blauen 12,67 % und erreichten nur mehr 3,9 %. Spitzenkandidat Georg Heinreichsberger, seit 2021 Bezirksparteiobmann der FPÖ-Hietzing, will nun das Ruder herumreißen. Der Jurist, Mediator und Klubdirektor des Freiheitlichen Landtagsklub Wien besetzt seit der Wahl 2020 das einzige Mandat der Freiheitlichen im Hietzinger Bezirksparlament.

Georg Heinreichsberger steigt für die FPÖ in den Ring.
FPÖ Wien

Parkplatz-Problematik: Die FPÖ will bei den Autofahrern punkten. Demnach gingen in den vergangenen Jahren zahlreiche Parkplätze durch Maßnahmen wie dem Parkpickerl und Radwege verloren. Die FPÖ fordert daher Anrainerparken und eine differenzierte Tempolimit-Regelung – 30er-Zonen nur dort, wo es wirklich nötig ist.

Öffentlicher Nahverkehr: Ein S-Bahn-Ring (Verbindung S80 und S45) mit Tieferlegung der Trasse und strategisch wichtigen Stationen (etwa Unter St. Veit, Penzing) soll den motorisierten Individualverkehr entlasten.

Ortsbildschutz: Der Abriss historischer Bausubstanz wie des Don Bosco Hauses steht stellvertretend für den Verlust des bezirkstypischen Ortsbildes, meint Heinreichsberger. Er verlangt daher konsequenten Schutz und sinnvolle Sanierung statt massiver Verbauung.

Fahrradstraße Auhofstraße: Die FPÖ spricht sich gegen die geplante Umwandlung in eine Fahrradstraße aus. Das Konzept müsse dringend überdacht werden, denn es benachteilige den Kfz-Verkehr und führe zu massiven Staus.

Neos gegen Verbindungsbahn und für Anrainer-Parkplätze

Die Neos wurden 2020 mit 8,87 % zur drittstärksten Kraft im Bezirk gewählt und konnten sogar 2,44 % dazu gewinnen. Spitzenkandidatin Arabel Bernecker-Thiel engagiert sich seit fünf Jahren für die Neos; seit Mai 2024 ist sie eine von vier Neos-Bezirksrät:innen. Die Expertin für Migrations- und Sicherheitspolitik tritt massiv gegen das Projekt Verbindungsbahn auf.

Arabel Bernecker-Thiel engagiert sich als Neos-Spitzenkandidatin.
Neos Wien

Verbindungsbahn: Der Ausbau der Verbindungsbahn ist laut Bernecker-Thiel ein umstrittenes Bauprojekt von enormer Größe, das den Bezirk für die nächsten Jahre in Atem halten und nachhaltig verändern wird. "Leider hat das aktuelle Konzept viele Schwächen", so die NEOS-Hietzing-Spitzenkandidatin. Die Neos setzen sich daher für eine verbesserte Version der Verbindungsbahn ein, in der die Bedürfnisse von Fußgängern, Radfahrern und Autofahrern gleichermaßen berücksichtigt werden.

Verlust von Bäumen: Nach aktuellen Berechnungen werden im Laufe der kommenden Jahre mehr als 1.000 Bäume dem Ausbau der Verbindungsbahn weichen müssen. Die von der ÖBB bis dato angebotenen Ersatzpflanzungen reichen bei weitem nicht aus, so die Neos. "Wir haben bereits dafür gesorgt, dass offiziell eine Liste mit möglichen Orten für Ersatzpflanzungen im öffentlichen Raum an die ÖBB übermittelt wurde. Außerdem werden wir uns weiter dafür einsetzen, den Baumbestand in Hietzing zu erhalten", meint Bernecker-Thiel.

Parkplatznot: Die Einführung des Parkpickerls hat die Parkplatzsituation in Hietzing deutlich entspannt. In manchen Straßenzügen, vor allem in Alt-Hietzing und in der Nähe der U-Bahn-Stationen, gibt es allerdings immer noch Problemzonen, kritisieren die Neos. Sie schlagen daher die Einführung von Anrainer-Parkplätzen an Hot Spots vor.

{title && {title} } red, {title && {title} } 07.04.2025, 15:17
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