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Vater geht zur Arbeit, Kind stirbt qualvoll in Hitzeaut
Der Vater der kleinen Stella stieg aus dem Auto und ging zur Arbeit. In den nächsten 7 Stunden glaubte er, er habe sein Kind in der Krippe gelassen.
Als die Mutter der elf Monate alten Stella ihre Tochter am Mittwochnachmittag wie gewohnt in den Kindergarten in Cecchignola, einem Vorort Roms, abholen wollte, geriet sie in Panik: Die Angestellten dort hatten der Mutter erklärt, dass Stella an diesem Tag vom Vater nicht abgegeben worden sei. Das konnte nicht sein, dachte sich die Mutter – das Familienauto stand doch auf dem Parkplatz.
Als sich die Frau dem Wagen näherte, schrie sie laut auf: Ihr Kind saß nach sieben Stunden immer noch im Auto und rührte sich nicht mehr. Ein Passant, der die kritische Situation bemerkte, näherte sich und brach die Fensterscheibe des roten Renault auf. Inzwischen waren auch die Polizei und der Rettungsdienst alarmiert worden. Für Stella kam aber jede Hilfe zu spät, sie war bereits tot.
Phänomen nennt sich Forgotten Baby Syndrome
Der Vater des Kindes, der 45 Jahre alte Carabiniere Sandro L., war am Morgen losgefahren und hatte wie mit der Mutter abgemacht vor dem Kindergarten geparkt. Er hätte das Kind dort abgeben sollen, seine Frau wollte es am Nachmittag holen und mit ihm nach Hause fahren. Doch der Polizist stieg allein aus dem Auto, schloss es ab und ging zur Arbeit. In den sieben Stunden, in denen seine Tochter allein auf dem Rücksitz des Autos saß, hatte er nie das Gefühl, sie vergessen zu haben.
Das Phänomen dahinter nennt sich FBS-Syndrom bzw. Forgotten Baby Syndrome: Die Eltern haben Gedächtnislücken und glauben, ihr Kind in der Krippe oder im Kindergarten gelassen zu haben – was sie in Wirklichkeit nicht getan haben.
"Babysitz-Dekret" verlangt seit 2020 Warnsystem
Wie der "Corriere della Sera" erklärt, schreibt seit Februar 2020 in Italien das sogenannte "Babysitz-Dekret" den Einbau einer Alarmvorrichtung in Fahrzeugen vor, die verhindern soll, dass Kinder unter vier Jahren im Auto zurückgelassen werden. Das System im Kindersitz macht Erwachsene etwa darauf aufmerksam, dass sich ein schlafendes Kind im Auto befindet. Das Tool ermöglicht geolokalisierte Warnungen auf Smartphones, die mehrere Empfänger erhalten. Familien, die ohne den speziellen Kindersitz unterwegs sind, drohen Strafen von bis zu 300 Euro, wie der Sender Rai berichtet.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun im Fall der verstorbenen Stella. Die Behörden klären mithilfe der Überwachungskameras aus der Umgebung ab, ob Sandro L. direkt zur Arbeit ging oder ob er beim Aussteigen noch etwas in der Hand hatte. Der Carabiniere wurde mittlerweile festgenommen. Ihm droht wegen des Todesfalls ein Ermittlungsverfahren.