Kärnten
Unwetter tötet Kinder – Retter schildern Horror-Einsatz
Innerhalb von Sekunden war das Orkan-Unwetter plötzlich da. Zwei Kinder wurden in einem Freizeitzentrum am St. Andräer See von Bäumen erschlagen.
Ein beispielloses Orkan-Unwetter zog am Donnerstag von Italien bis Niederösterreich eine Spur der Verwüstung durch das Land. Im St. Ändrä im Lavanttal im Kärntner Bezirk Wolfsberg wurden Rettungsschwimmer und Badegäste eines Freizeitzentrums an einem See innerhalb von Sekunden von der Naturgewalt überrascht.
Zwei Kinder im Alter von vier und acht Jahren wurden von umstürzenden Bäumen getroffen und getötet. Zwei Erwachsene wurden schwer verletzt, elf weitere Personen, darunter auch fünf Minderjährige, leicht – "Heute" berichtete.
Als Gewitterfront vorüber gezogen und alle Verletzten versorgt waren, schilderten die sichtlich geschockten Verantwortlichen der Einsatzkräfte vor versammelter Presse die Details der Katastrophe, die ganz Österreich schockte:
"Auch für uns unbeschreiblich"
Georg Fejan, Bezirkshauptmann von Wolfsberg, machte sichtlich gezeichnet von den Erlebnissen den Anfang. Das Unwetter sei gegen 15.30 Uhr "binnen Sekunden" über den nichtsahnenden Badegästen hereingebrochen. Der Einsatz sei für alle Betroffenen "hart an der Grenze" gewesen. So etwas habe man in der Region noch nie erlebt, schildert Fejan.
Sämtliche Einsatzorganisationen seien nach der Alarmierung sofort mit Großaufgebot vor Ort gewesen. "Es war einer der schwersten Einsätze, den wir je gehabt haben", sagt der Bezirkshauptmann, der auch den den Tod der beiden Kinder und die Verletzten-Zahlen bestätigte. Bei der Suche nach möglichen Vermissten im See habe man "Gott sei Dank" keine weiteren Opfer finden können.
Die Polizei ermittelt nun vor Ort, die beiden Leichen der Kinder seien aber bereits wieder freigegeben worden. Den Angehörigen sprach Fejan sein tiefstes Beileid aus: "Das ist auch für uns ein Einsatz, der anders ist als alle andere. Auch für uns unbeschreiblich."
Bürgermeisterin unter Tränen
Die Bürgermeisterin der schlimm getroffenen Gemeinde St. Andrä, Maria Knauder, konnte bei ihrer Stellungnahme die Tränen kaum zurückhalten. Auch sie sprach den ihr tiefstes Mitgefühl den Familien aus. Und: "Wir hoffen, dass die Verletzten bald wieder besser beinand sind."
Rettungsschwimmer völlig geschockt
Sichtlich geschockt war auch der Vertreter der Rettungsschwimmer. Er war während der Katastrophe direkt vor Ort und musste alles miterleben. Wie er schildert, sei die Sturmwarnung bei ihnen eingegangen und er und die anderen Rettungsschwimmer hätten darauf wie bei jedem anderen Mal ausrücken wollen, um die Badegäste zu informieren.
Er selbst arbeite schon seit 13 Jahr an dem See und könne, wie seine Kollegen auch, normalerweise bereits an den Wolken erkennen, ob Gefahr drohe. Aber: "Heute war es anders, als wir das jemals gesehen haben. Binnen 10 Sekunden war eine Front, eine Windböe die sich über den See geschoben hat. In dem Moment ist alles untergegangen."
"Die Rettungsschwimmer, die wir ausgeschickt haben, sind gleich bei der Tür wieder ein, weil der Wind so stark war." Sie schafften es nicht einmal mehr, eine Lautsprecher-Durchsage zu machen, bevor die Hölle über ihnen losbrach.
"Wir hatten auch Wellengang bis 20 Zentimeter", schildert der Mann. Das habe es in dem See noch nie gegeben. Es sei so schlimm gewesen, dass die Rettungsschwimmer nicht einmal die noch badenden Gäste, wie sie es sonst immer tun würden, aus dem See begleiten konnten. "Heute war das nicht möglich, es war zu gefährlich".