Oberösterreich

"Untertanen-Mentalität" – Hymne soll geändert werden

"Wiar a Hünderl sein Herrn": Die OÖ-Landeshymne gilt als historisch belastet. Jetzt fordert ein Verein, dass der Text erneuert werden muss.

Johannes Rausch
Stein des Anstoßes: Das Denkmal für den Dichter Franz Stelzhamer in Ried im Innkreis. Er verfasste den Text zur Landeshymne.
Stein des Anstoßes: Das Denkmal für den Dichter Franz Stelzhamer in Ried im Innkreis. Er verfasste den Text zur Landeshymne.
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"Hoamatland, Hoamatland, di han i so gern! Wiar a Kinderl sein Muader, a Hünderl sein Herrn." So beginnt der "Hoamatgsang", wie die seit 1952 offizielle Landeshymne Oberösterreichs heißt.

Doch jetzt steht das bekannte Stück im Zentrum der Aufmerksamkeit: Eine Organisation kritisiert den Liedtext scharf und fordert eine Überarbeitung.

"Radikaler Antisemit"

In einem offenen Brief bezeichnet die IG Autorinnen Autoren Franz Stelzhamer, den Verfasser der Hymne, als "radikalen Antisemiten". In seinem 1852 im Selbstverlag erschienenen Text "Das bunte Buch" werden Juden als "Riesenbandwurm [geschlungen] um die Ernährungsorgane eines jeden kultivierten Staatskörpers" beschrieben.

Auch die Zeile "wiar a Hünderl sein Herrn" sorgt für Kritik. Sie sei von einer "Untertanen-Mentalität des Absolutismus geprägt". Daher schlägt die Interessengemeinschaft vor, einen komplett neuen Text zu schreiben.

Stelzer lehnt Veränderung der Hymne ab

"Man kann die Geschichte eines Landes nicht verändern, aber man kann sie verantwortungsvoll aufarbeiten", erklärt Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) gegenüber "Heute". "Und das tun wir in Oberösterreich sehr intensiv, auch was unsere Landeshymne betrifft." 

Niemand verbinde dieses Liedgut mit Antisemitismus, außerdem sei darin auch kein "verwerfliches Wort" zu finden, so Stelzer: "Daher gibt es für mich keinen Grund für eine Änderung."

2010 habe bereits auf Initiative des Adalbert-Stifter-Institutes des Landes OÖ ein Symposium zur kritischen Auseinandersetzung mit Stelzhamers Texten stattgefunden, betont man beim Land OÖ. Die Debatte wird nicht zum ersten Mal geführt: Bereits vor drei Jahren forderte die IG eine textliche Umgestaltung der OÖ-Hymne.

Die IG Autorinnen Autoren ist ein Dachverband mit Sitz in Wien. Er besteht aus rund 70 Mitglieder-Verbänden. Die Interessengemeinschaft setzt sich für verschiedene Anliegen der österreichischen Schriftsteller ein.

Am 28. November 1952 – dem 150. Geburtstag von Stelzhamer – erklärte der Oö. Landtag die erste, zweite und letzte Strophe von "Hoamatland" zur Landeshymne.

Stelzhamer wurde 1802 in Großpiesenham bei Pramet (Bez. Ried im Innkreis) geboren. Die Musik zur Hymne wurde vom Komponisten Hans Schnopfhagen verfasst.

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