Niederösterreich

Unternehmer (59) aus NÖ wirbt mit "Anti-Homo-Haus"

Ein Unternehmer vermietet in Aggsbach-Markt Privatzimmer. Im "Anti-Homo-Haus" sind aber keine Homosexuellen erwünscht. Der Aufschrei ist groß.

Erich Wessely
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Auf der Website wird der Punkt "Anti-Homo-Haus" angeführt
Auf der Website wird der Punkt "Anti-Homo-Haus" angeführt
Screenshot M-Quartier

Neben Rubriken wie Kontakt, Preise und Zimmer wird auf der Homepage der Pension „M-Quartier“ in Aggsbach-Markt im Bezirk Krems-Land auch der Punkt „Warum wir ein Anti-Homo-Haus sind“ angeführt. Im „Heute“-Gespräch verteidigt der Unternehmer die Werbung.

„Das hat mit Diskriminierung nichts zu tun, ich sage nur: Bitte bleibt bei uns fern. Höflicher kann man es nicht ausdrücken. Wir lehnen den homosexuellen Lebensstil ab“, so der 59-jährige, verheiratete Besitzer des Anwesens. Seine momentan sechs „gut ausgebuchten Zimmer“ würde er vor allem als Arbeiterwohnungen vermieten. „Aids und Syphilis sind nicht zu verachten“, seine Kunden, „großteils Arbeiter aus Osteuropa“ würden das ähnlich sehen.

"Bedauernswerte Menschen"

Homosexuelle seien für den 59-Jährigen "bedauernswerte Menschen" und er habe "kein Verständnis für ihre Lobby". Er sagt: "Gesellschaft funktioniert nicht ohne Gegensätze." In Österreich gebe es ein Homo-Haus, also brauche es auch ein "Anti-Homo-Haus". Seit Jahren werde der Betrieb als "Anti-Homo-Haus" geführt.

Auf der Homepage des "M-Quartiers" wird umfangreich unter dem Punkt "Anti-Homo-Haus" auf die Beweggründe eingegangen. So heißt es etwa: "Wir haben unsere Villa im Jahr 2012 ganz legal erworben und für die Renovierung keine staatlichen Zuschüsse beansprucht. Auch den Aufbau der Gästezimmervermietung finanzierten wir selber. Weil wir aber Homosexualität ablehnen und nichts mit AIDS oder Syphilis zu tun haben wollen, wurden wir bis 2019 von sämtlichen Buchungsplattformen gesperrt. Die LGBT Lobby hat über die Jahre gut gearbeitet, denn Firmen und Institutionen geben lieber nach, als sich Ärger einzuhandeln. Durch unwahre Darstellungen, Mobbing, ja sogar mit Gewalt wurde ein Umdenken in der Gesellschaft erreicht. Was früher als krank und abscheulich galt, ist heute salonfähig. Andersdenkende werden auf die eine oder andere Weise unschädlich gemacht. Tun das sektierische Fanatiker nicht auch so?"

Bürgermeister wusste von nichts

Bürgermeister Josef Kremser (VP) habe laut „NÖN“ von dem „Anti-Homo-Haus“ bis jetzt nichts gewusst, er ließ die Unterkunft von der offiziellen Gemeinde-Homepage umgehend streichen.

Für SPÖ-LGBTIQ-Sprecher Mario Lindner ist klar: „Dieser grausliche Fall zeigt einmal mehr, dass die Bundesregierung handeln und den Diskriminierungsschutz endlich gesetzlich verankern muss.“

Angesichts der Website des Unternehmers zeigt sich Lindner sprachlos: „Dort werden ,Homosexualität, Pädophilie und Gender-Ideologie‘ als ,Philosophien‘ bezeichnet.“

"Das ,Anti-Homo-Haus' wird bleiben"

"Das 'Anti-Homo-Haus' wird bleiben. Das wird man mir nicht ausreden können", sagte der Betreiber des Quartiers für Arbeiter und Monteure auch auf APA-Anfrage am Mittwochabend.

Die Aufregung ist groß, die Antidiskriminierungsstelle Niederösterreich bleibe jedoch "machtlos", teilte die SPÖ gestern mit: "Das liegt daran, dass Diskriminierungen aufgrund der sexuellen Orientierung in Österreich beim Zugang zu Gütern und Dienstleistungen, wie eben Beherbergung, noch immer legal sind."

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    Aufregung um Anti-Homo-Haus; SPÖ-LGBTIQ-Sprecher Mario Lindner (r.) übt Kritik.
    Aufregung um Anti-Homo-Haus; SPÖ-LGBTIQ-Sprecher Mario Lindner (r.) übt Kritik.
    Picturedesk, Screenshot M-Quartier

    "Das ist absolut inakzeptabel"

    "Wir können und dürfen nicht akzeptieren, dass mitten in Österreich ein Hotel als 'Anti-Homo-Haus' wirbt und sexuelle Orientierung mit HIV gleichsetzt - das ist absolut inakzeptabel", betonte Lindner.

    Die für Niederösterreich zuständige Aids Hilfe Wien zeigte sich "entsetzt" über den Beherbergungsbetrieb, "der keine homosexuellen Gäste aufnimmt und diese auch diskriminierenderweise mit sexuell übertragbaren Infektionen in Verbindung bringt". Geschäftsführerin Andrea Brunner bot dem Betreiber "breite Information zum Thema sexuelle Gesundheit an", um den Abbau von Vorurteilen zu ermöglichen. "Wenn er irrationale Ängste hat, können wir ihm diese mit guter Beratung nehmen. Wir können ihn aufklären, wie HIV und STI (sexuell übertragbare Krankheiten, Anm.) übertragen werden - nämlich nicht im Alltagsleben, wie es in einem Hotel der Fall ist", teilte Brunner mit.