"Ist das schon Klima oder noch Wetter?", fragt die deutsche "Bild"-Zeitung angesichts der derzeitigen Jahrhundert-Dürre in Deutschland – und liefert auch gleich die Antwort: Die landesweite Trockenheit sei nicht auf "normale Wetterschwankungen" zurückzuführen, es handle sich ganz klar um die "Folgen des Klimawandels".
Laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) sind im vergangenen März nur 21 Prozent des sonst üblichen Regens gefallen. Die Folge: Es ist extrem trocken, die Böden sind hart und staubig. Der heurige März war in Deutschland zudem einer der wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.
"Die Frühjahrs-Dürren nehmen zu. Seit etwa 7 bis 10 Jahren erleben wir immer öfter, dass insbesondere im Frühjahr sehr große Trockenheiten auftreten", erklärt Meteorologe Dominik Jung. Auch der Deutsche Wetterdienst (DWD) spricht von einer "außergewöhnlichen Trockenperiode".
Tatsächlich gibt es anhaltende Dürren im Zuge des Klimawandels in Deutschland nicht nur im Sommer häufiger, sondern auch im Frühjahr. "Infolge des Klimawandels besteht mit steigenden Temperaturen und damit steigender Verdunstung ein Trend zu zunehmender Frühjahrs-Trockenheit", bestätigt DWD-Experte Andreas Brömser.
"Die mittlere Entwicklung der Natur verfrüht sich durch die höheren Temperaturen, dadurch entziehen die Pflanzen auch früher im Jahr dem Boden Wasser", sagt der Meteorologe. "Damit nimmt die Häufigkeit von Trockenstress bei den Pflanzen zu."
"Wir schauen mit gewisser Sorge auf die aktuelle Wettersituation", sagt Bauernpräsident Joachim Rukwied. "Wir warten dringend auf Niederschläge." Auf dem Rhein können größere Schiffe angesichts der ungewöhnlich tiefen Pegelstände nur mit deutlich weniger Ladung fahren – mit Folgen für die Wirtschaft. Der Wasserstand am Bodensee ist weiterhin niedrig.
Vielen Tieren macht Frühjahrsdürre schwer zu schaffen. Mangelnder Niederschlag im Frühjahr ist insbesondere für Insekten ein Problem, wie Markus Pfenninger von der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz erklärt. Auch Singvögel bekommen Probleme.
Die Waldbrandgefahr ist laut DWD deutlich gestiegen. Das rheinland-pfälzische Klimaschutzministerium warnt, die derzeitige Trockenheit sei ein "reales Waldschutzproblem".
Auch die Sommer-Aussichten für Deutschland sind nicht gut: "Eine sehr trockene Wetterlage ist prinzipiell ein guter Nährboden für Hitzewellen", so Meteorologe Brömser. Der Grund: Ein feuchterer Boden hat einen kühlenden Effekt, sobald bei Hitze Wasser aus dem Erdreich verdunstet.
Wenn das Erdreich jedoch "knochentrocken" ist, fällt dieser kühlende Effekt weg. "Eine potenzielle Hitzewelle könne daher "noch ein paar Grad höher ausfallen".
In diesem Jahr sind von der Dürre bislang laut EU-Klimadienst Copernicus besonders Osteuropa und der Südwesten Russlands betroffen. Während einige Gebiete austrocknen, leiden andere unter extremen Niederschlägen.
So kam es vor allem in Spanien durch Starkregen zu Überschwemmungen. Dort war es der regenreichste März seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Laut Experten passen diese Extremwerte genau zu den Mustern, die von der Klima-Forschung seit Jahren vorausgesagt werden.