UNO fordert radikales Umdenken

Mit diesen 5 Schritten können wir die Erde retten

Für den Kampf der Menschheit gegen Klimawandel, Artensterben und Verschmutzung hat die UNO einen "Leitfaden" zum Umdenken herausgegeben.
Bernd Watzka
09.04.2025, 15:23

Die Vereinten Nationen schlagen Alarm – und haben fünf Punkte für eine bessere Welt herausgegeben. Wesentlich sei, bei der Bekämpfung von Klimakrise, Artensterben und Umweltverschmutzung an den Wurzeln des Übels anzusetzen.

Viele Lösungsansätze in den Bereichen Abfall, Naturschutz, Verteilungsgerechtigkeit, Zukunft und Gesundheit seien zu oberflächlich. Ohne ein Umdenken bei Werten und Denkweisen werde sich nichts ändern, warnt die UNO.

Gesellschaft steht "am Scheideweg"

Zum Beispiel könne die Menschheit sich nicht durch Recycling allein aus der Plastikkrise befreien – ohne zu hinterfragen, ob überhaupt so viel Plastikmüll entstehen muss. "Die Gesellschaft steht an einem Scheideweg", sagte Shen Xiaomeng der UNO-Universität in Bonn im Bericht "Interconnected Disaster Risks".

"Seit Jahren warnen uns Wissenschaftler vor dem Schaden, den wir unserem Planeten zufügen, und wie wir ihn aufhalten können. Aber wir ergreifen keine sinnvollen Maßnahmen", so die Forscherin.

"Nicht das Schlimmste verhindern, sondern das Beste anstreben"

Eine Ursache sehen die Experten darin, dass Probleme nicht in der nötigen Tiefe angegangen werden. "Wir beschränken uns selbst, wenn wir uns nur darauf konzentrieren, das Schlimmste zu verhindern, anstatt das Beste anzustreben", sagte Zita Sebesvari.

Echter Wandel, so betont der aktuelle UN-Bericht, beginne an der Wurzel. Benannt werden fünf zentrale Bereiche für Veränderungen.

Radikales Umdenken in fünf Bereichen notwendig

1
Vom Müll zum Schatz
Pro Jahr fallen dem UN-Bericht zufolge zwei Milliarden Tonnen Haushaltsabfälle an, genug für eine Reihe von Schiffscontainern, die 25 Mal um den Äquator reichen würde. Ein Grund: Rohstoffe werden gewonnen, zu Produkten verarbeitet, benutzt und weggeworfen: Endstation Müll.

Beispiel Lithium: Es wird in Batterien für Handys verwendet, aber selten wiederverwertet. Die Lithium-Reserven werden bis etwa 2050 erschöpft sein. Zugleich werden über 75 Prozent des bis dahin geförderten Lithiums wohl im Müll landen. 

Das Erfolgsmodell einer Kreislaufwirtschaft liefere die Stadt Kamikatsu in Japan. Die Recyclingrate ist durch Strategien wie Kompostierung, Upcycling, Kleidertausch und Abfalltrennung hier viermal höher als im Durchschnitt Japans.
2
Rückbesinnung auf Natur
Viele Menschen sehen sich laut Bericht nicht als Teil der Natur. Menschen versuchten, natürliche Prozesse zu kontrollieren statt mit ihnen zu koexistieren. Die Kanalisierung von Flüssen zum Beispiel hat die Schiffbarkeit verbessert und Flächen für die Landwirtschaft geschaffen. Allerdings zu dem Preis, dass am Fluss liegende Gebiete mit verheerenden Folgen überflutet werden können.

Ein positives Beispiel ist der Kissimmee River im US-Staat Florida. Die Kanalisierung wird dort rückgängig gemacht. Zuvor verschwundene Natur kehrt zurück, wiederhergestellte Feuchtgebiete speichern Milliarden Liter Wasser.
3
Gerechtere Verteilung von Ressourcen
Ressourcen und Chancen sind unter den rund acht Milliarden Erdbewohnern sehr ungleich verteilt. Die reichsten Nationen und Einzelpersonen tragen unverhältnismäßig stark zu den Treibhausgas-Emissionen bei – aber die Ärmsten tragen die Hauptlast klimabedingter Katastrophen, wie die Fachleute zu bedenken geben.

Negativbeispiel: Reichere Länder gleichen beim Handel mit Emissionszertifikaten ihren CO2-Abdruck durch billige Baumpflanzungen in einem anderen Teil der Welt aus, statt ehrgeizigere Klimaziele im eigenen Land anzustreben.
4
An morgen denken
Durch die Neigung zu kurzfristigem Denken und Handeln werden Folgen und Verantwortung auf künftige Generationen geschoben. "Dabei bestimmen die heute lebenden Menschen die Lebensbedingungen für die Billionen von Menschen, die noch geboren werden", so die Autoren.

Beispiel Atommüll: Kernenergie produziert radioaktive Abfälle mit einer Lebensdauer von über 100.000 Jahren. Bislang gibt es keine Möglichkeit der langfristigen Lagerung. Das müssen künftige Generationen regeln.
5
Planetarische Gesundheit statt Reichtum
Globaler Reichtum ist nicht gleichbedeutend mit globalem Wohlbefinden. Der Bericht zeigt ein Ungleichgewicht der Werte. Wälder fördern die Vielfalt von Tieren und Pflanzen sowie menschliche Gesundheit. Doch vielfach übertrumpft der wirtschaftliche Wert gefällter Flächen jenen intakter Wälder. In Kanada, Neuseeland und Japan gibt es Natur schon auf Rezept: Ärzte stellen "Green Prescriptions" aus und verordnen gesundheitsfördernde Zeit in der Natur.

Der Bericht zitiert zudem alternative Modelle wie den "Bruttonationalglücksindex" von Bhutan, der dem Wohlbefinden und dem ökologischen Gleichgewicht Vorrang vor dem Wirtschaftswachstum einräumt.
{title && {title} } bw, {title && {title} } Akt. 09.04.2025, 17:43, 09.04.2025, 15:23
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