Seismologen schlagen Alarm

"Hunderttausende Tote" – Monster-Beben bedroht Istanbul

Die Bosporus-Metropole Istanbul könnte "in naher Zukunft" vom einem gigantischen Erdbeben verwüstet werden. 100.000 Häuser sind einsturzgefährdet.
Bernd Watzka
09.04.2025, 12:23

Seismologen und Geologen schlagen Alarm: Die Wahrscheinlichkeit für ein verheerendes Erdbeben in der türkischen Metropole Istanbul steigt stetig. Nach jahrelangen Messungen entlang der Nordanatolischen Verwerfung sind sich Experten einig, dass die 16-Millionen-Einwohner-Stadt in den kommenden Jahren von einem schweren Beben heimgesucht werden könnte.

"Es werden Hunderttausende umkommen"

"Die Frage ist nicht, ob, sondern wann es passieren wird", erklärte der renommierte Erdbebenexperte Naci Görür zur dpa, "dabei werden hunderttausende Menschen umkommen". Görür betonte, dass etwa 100.000 Gebäude in Istanbul stark einsturzgefährdet seien und drängte die Behörden, sofort Maßnahmen zur Verstärkung kritischer Infrastruktur zu ergreifen.

Die Nordanatolische Verwerfung, eine der aktivsten Störungszonen der Welt, hat in den vergangenen Jahrzehnten bereits mehrere katastrophale Erdbeben verursacht, darunter das verheerende Beben von Izmir im Jahr 1999 mit 17.000 Toten. Seither hätten sich die seismischen Spannungen kontinuierlich in Richtung Westen verlagert – genau auf Istanbul zu.

1,5 Millionen Gebäude in Istanbul gefährdet

Besonders besorgniserregend ist die Bausubstanz vieler Gebäude in der türkischen Metropole. Istanbul würde Schwierigkeiten haben, einem größeren Erdbeben standzuhalten, räumte der türkische Umweltminister Murat Kurum ein, so turkishminute.com

Von den 7,5 Millionen Wohn- und Geschäftsgebäuden der Stadt seien 1,5 Millionen stark gefährdet, wobei etwa 600.000 Gebäude in Gefahr sind, sofort einzustürzen.

Diese Viertel Istanbuls sind besonders gefährdet

Geologische Untersuchungen haben die gefährdetsten Gebiete Istanbuls identifiziert. Şener Üsümezoy von der Universität Istanbul erklärte gegenüber turkiyetoday.com: "Die schlimmsten Bodenbedingungen beginnen in Bakırköy und erstrecken sich entlang der Küste des Marmara-Meeres". 

Diese "problematische Formation" setze sich von Topkapı über Yenikapı fort, umfasse Zeytinburnu und Ataköy und erreiche "die Küste nahe Büyükçekmece."

Ab Beben-Stärke 6,0 droht Istanbul die Katastrophe

Üsümezoy warnte besonders vor den Folgen eines Bebens der Stärke 6,0 oder höher. Im Falle eines Erdbebens könnten Silivri und Kumburgaz erhebliche Bodenverschiebungen erleben. Neben den unmittelbaren Gefahren durch einstürzende Gebäude warnen Experten auch vor weiteren (Folge-)Risiken.

Gefahr von Sekundärkatastrophen

Die Istanbuler Chemie-Ingenieure wiesen in ihrem Bericht "Gefahren durch Chemikalien nach einem Erdbeben in Istanbul" auf die Risiken von Sekundärkatastrophen hin – wie Brände, Explosionen, Gaslecks, Überschwemmungen, Epidemien und Umweltverschmutzung.

Wie der Klimawandel Erdbeben verstärken könnte

Auswirkungen der Erderwärmung auf seismische Aktivitäten

  • Globale Gletscherschmelze: Wenn große Gletscher schmelzen, wird das Gewicht, das auf den darunterliegenden Landmassen lastet, reduziert. Dies kann dazu führen, dass sich die Erdkruste hebt und Spannungen freisetzt, die weltweit Erdbeben auslösen können.
  • Meeresspiegel-Anstieg: Der Anstieg des Meeresspiegels kann ebenfalls den Druck auf die Erdkruste in Küstenregionen verändern, was auch zu Erdbeben führen kann.
  • Starkniederschläge und Dürren: Extreme Wetterereignisse wie Starkniederschläge und Dürren können die Stabilität des Bodens beeinflussen und Erdrutsche oder Bodenbewegungen verursachen, die wiederum Erdbeben auslösen können.
Erdbeben in Südostasien Ende März 2025: Ein Hochhaus stürzte in Bangkok ein.
AFP/Heute

Wahrscheinlichkeit für Mega-Beben bei 60 Prozent

Das türkische Kandilli-Observatorium hat die Wahrscheinlichkeit eines Erdbebens mit einer Stärke von mehr als 7 bis zum Jahr 2030 auf 60 Prozent geschätzt. Internationale Organisationen haben bereits ihre Unterstützung zugesagt. UNO und Europäische Union stellen Mittel für Frühwarnsysteme und Katastrophenschutzübungen bereit.

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