Seltenes Interview

"Unmöglich!" Putin lässt mit Aussage aufhorchen

Über zwei Stunden sprach der US-Moderator Tucker Carlson mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. Sechs Punkte aus dem Gespräch.

"Unmöglich!" Putin lässt mit Aussage aufhorchen
Kreml-Chef Wladimir Putin im Interview.
Screenshot / Interview

Noch vor dem Interview stellt Tucker Carlson an die Zuschauer gewandt fest: Wladimir Putin glaube wirklich, dass er einen "historischen Anspruch auf Teile der West-Ukraine" habe. "Das scheint uns aufrichtig zu sein, ob Sie nun damit einverstanden sind oder nicht", so Carlson zu seinem Publikum.

"Sie scheinen das nicht zu erfinden"

Carlsons erste Frage an den russischen Präsidenten: "Sie sagten, die Nato und die USA könnten Russland angreifen. Wieso glauben Sie das?" Putin bestreitet daraufhin halb scherzhaft, das je gesagt zu haben: "Haben wir eine Talkshow oder eine ernsthafte Diskussion?", fragt er Carlson zurück. Der 51-Jährige wirkt darauf peinlich berührt, was er mit einem aufgesetzt wirkenden Lachen zu überspielen versucht.

Es folgt ein gut 25 Minuten langer historischer Rückblick Putins, der Russlands Anspruch auf die Ukraine legitimieren soll. Neue Einblicke gibt es dabei allenfalls für das amerikanische Publikum.

"Wir haben allen Grund zu sagen, dass die Ukraine ein künstlicher Staat ist, der nach Stalins Willen geformt wurde", so Putin. Carlson, der gerne auf sein Geschichtsstudium hinweist, lässt dies unwidersprochen, sagt vielmehr zu Putin: "Sie scheinen das nicht zu erfinden".

"Niederlage Russlands ist per Definition unmöglich"

Im Interview behauptet Putin - auch nicht zum ersten Mal -, dass die Ukraine den Krieg 2014 selbst begonnen habe. Und dass der Angriff Russlands im Februar 2022 ein Versuch war, dies zu beenden.

"Wir haben unsere Ziele (in der Ukraine) noch nicht erreicht. Denn eines davon ist die Entnazifizierung. Das bedeutet das Verbot aller Arten von Neonazi-Bewegungen", so Putin. Erneut widerspricht Carlson nicht, obgleich Putins Behauptung, die Ukraine werde von Nazis geführt, weitgehend entkräftet worden ist. Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski ist Jude und hat Verwandte im Holocaust verloren.

Mit Blick auf den Ausgang des Ukraine-Kriegs sagte Putin, es werde darüber gesprochen, Russland "auf dem Schlachtfeld eine strategische Niederlage zuzufügen". "Meiner Meinung nach ist das per Definition unmöglich", sagte der Präsident. "Es wird niemals passieren."

Keine Angst vor Russland

Carlson fragte den russischen Präsidenten: "Könnte es ein Szenario geben, in dem Sie russische Soldaten nach Polen schicken?". Putin antwortete: "Nur in einem Fall: Wenn Polen Russland angreift."

Weiter sagte Putin: "Wir haben kein Interesse an Polen, Lettland oder irgendwo sonst". Ein russischer Angriff auf die Länder sei "absolut ausgeschlossen". "Warum würden wir das tun? Wir haben ganz einfach kein Interesse daran."

Hintergrund sind warnende Stimmen gerade in den Nachbarländern Russlands, die nach der Invasion der Ukraine ebenfalls einen russischen Angriff fürchten.

Nicht willkommen?

Auch die so genannte Nato-Osterweiterung ist ein Thema. Putin erzählt, dass der ehemalige US-Präsident Bill Clinton dem russischen Präsidenten Boris Jelzin eine Absage erteilt habe, als dieser Russland in die Nato führen wollte. "Wären Sie denn der Nato beigetreten?", will Carlson wissen. Putin antwortet: "Der Prozess wäre eingeleitet worden und eventuell wäre das dann passiert, wenn wir auf der Seite unserer Partner den aufrichtigen Wunsch dazu gesehen hätten."

Er sei nicht bitter deswegen. Man habe einfach bemerkt, dass "wir nicht willkommen sind. Fragen Sie ihre Anführer, was sie dagegen hatten", so Putin.

Gegen Ende des Interviews fragte Carlson: "Glauben Sie, dass es zu diesem Zeitpunkt für die Nato zu demütigend ist, die russische Kontrolle über das Gebiet zu akzeptieren, das vor zwei Jahren noch ukrainisches Gebiet war? Putin: "Lassen Sie sie darüber nachdenken, wie sie es mit Würde tun können". Bis jetzt habe es lediglich "das Geschrei" gegeben, Russland auf dem Schlachtfeld eine Niederlage beizubringen.

"Krieg wäre schon lange vorbei gewesen"

In dem Interview wiederholt Putin die Behauptung, der ehemalige britische Premierminister Boris Johnson habe Friedensverhandlungen zwischen Russland und der Ukraine torpediert.  "Wir wären bereit gewesen, zu unterzeichnen, und der Krieg wäre schon lange vorbei gewesen", so Putin.

Johnson selbst bezeichnete dies bereits zuvor als "völligen Unsinn" und "russische Propaganda". Er habe bei einem Gespräch mit dem ukrainischen Präsidenten Selenski nach den Friedensgesprächen in Istanbul "Bedenken" über die Art des möglichen Abkommens geäußert, ihm aber die uneingeschränkte Unterstützung für die Ukraine zugesichert.

Inhaftierter US-Journalist

Putin beharrt darauf: Der in Russland inhaftierte US-Journalist Evan Gerschkowitsch habe geheime Informationen von einer seiner Quellen erhalten und sei beim Erhalt der Informationen "auf frischer Tat" ertappt worden.

Das "Wall Street Journal" und andere US-Nachrichtenagenturen dagegen bestreiten jegliches Fehlverhalten von Gerschkowitsch vehement. Seine Tätigkeit falle streng unter das Dach des legitimen Journalismus.

"Er hat vertrauliche Informationen erhalten, und zwar verdeckt", erklärte dagegen der russische Präsident. Gerschkowitsch arbeite "für die US-Spezialdienste" zu arbeiten und werde "im Wesentlichen von den US-Behörden kontrolliert" - ein Vorwurf, den das Journal wahrscheinlich energisch zurückweisen wird, da es die Integrität eines Journalisten in Frage stellen würde, heimlich für die US-Regierung zu arbeiten.

Die US-Regierung bestreitet die Anschuldigungen aus Russland. Gerschkowitsch, der seit über einem Jahr inhaftiert ist, habe nie als Spion gearbeitet und sei ein politischer Gefangener Moskaus.

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    21.12.2014: Magdeburg-Terrorist war bekannter Anti-Islam-Aktivist. Der mutmaßliche Täter des Anschlags von Magdeburg erhob schwere Vorwürfe gegen Deutschland und unterstützte Frauen, die aus Saudi-Arabien flüchteten.
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