Wladimir Putin wird erstmals seit zwei Jahren ein Interview mit einem westlichen Medienschaffenden führen.
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"Wir sind heute in Moskau, und wir sind hier, um Wladimir Putin zu interviewen". So beginnt der US-Fernsehmoderator Tucker Carlson sein Video, in dem er das Treffen mit dem russischen Präsidenten ankündigte.
Carlson: Ich allein kämpfe gegen die Medien
Sein Job sei es, die Bevölkerung zu informieren, so Carlson. "Viele denken, dass sich nichts verändert hat, weil ihnen niemand die Wahrheit sagt. Denn ihre Medien sind korrupt - sie lügen ihre Leser und Zuschauer an."
Dass die Anwälte seines Ex-Arbeitgebers zum Schutz Carlsons argumentiert hatten, er sei lediglich Entertainer, kein Journalist, ließ der 54-Jährige unerwähnt.
Carlson: Ich allein will ein Putin-Interview
Seit Kriegsbeginn habe sich kein einziger westlicher Journalist "die Mühe gemacht", den russischen Präsidenten zu interviewen, beklagt Carlson fälschlicherweise. Tatsächlich bemühen sich zahlreiche westliche Medien wie die BBC seit zwei Jahren erfolglos um ein Interview mit dem russischen Präsidenten.
Vor dem Krieg gegen die Ukraine führte Putin diverse Interviews mit westlichen Journalisten. Dabei zeichnete sich ein Muster ab: Kritischen Fragen wich er stets aus und formt die Geschichte so um, dass sie zum Kreml-Narrativ passte.
"Ich allein bin unabhängig"
Der Fernsehmoderator präsentiert sich als angeblich einzig unabhängige und neutrale Informationsquelle in einem Meer von Medien, die nicht die Wahrheit berichten würden.
Dazu feiern die Unterstützer Carlsons Interview-Ankündigung des als Gelegenheit, "endlich mal die andere Seite" anzuhören.
Dazu meint der Polit-Blogger Pekka Kallioniemi: "In diesem Fall ist die 'andere Seite' ein völkermordender Kriegstreiber, der zur Legitimierung des Krieges in Tschetschenien hunderte seiner eigenen Leute tötete. Er meint damit die mutmaßlich von der Kreml-Regierung durchgeführten Bombenanschläge im Jahr 1999 mit über 300 Toten, nach denen Russland erneut in Tschetschenien einmarschierte. Putin könne seine Sichtweise in Den Haag präsentieren", schlägt der Finne vor.
Kaum ein Beobachter geht davon aus, dass Tucker Carlson den russischen Präsidenten im Interview tatsächlich mit kritischen Fragen konfrontiert.
Nicht wenige, die gespannt auf das Interview warten, argumentieren auch: Tucker Carlson ist eben ein unvoreingenommener Journalist, der nur seinen Job macht, wenn er auch mit dem im Westen verschmähten russischen Präsidenten das Gespräch sucht.
Abgesehen davon, dass selbst die Fox-Anwälte rechtlich geltend machten, dass Carlson Entertainer, aber kein Journalist sei, sticht der 54-Jährige schon seit Jahren durch seine unkritische Sicht auf das Putin-Regime hervor. "Wenn wir zwischen Russland und der Ukraine wählen müssten, sollten wir uns wohl auf die Seite Russlands stellen", sagte er etwa in seiner Sendung im Jahr 2019.
"Russland wird nie 'anti-ukrainisch' sein"
Auch das Argument, dass man nun endlich von Putin höre, was seine Absichten und Ziele in der Ukraine sind, lassen westliche Experten nicht gelten. Sie verweisen etwa auf Putins Buch "Über die historische Einheit von Russen und Ukrainern". "Russland war nie 'anti-ukrainisch' und wird es auch nie sein", schrieb der russische Präsident darin im Juli 2021 noch – ein halbes Jahr später marschierten russische Truppen im Land ein.
Putins Mediengesetze dürften zudem so gar nicht Tuckers Idealen der freien Meinungsäußerung, auf die er so gerne und oft pocht, entsprechen: Das Land von Wladimir Putin findet sich auf der Rangliste der Pressefreiheit auf Platz 164 von 180 und ist damit in Gesellschaft von Ländern wie dem Irak und Bangladesch. Seit dem Krieg hat sich die Situation nochmals deutlich verschärft, unzählige westliche Medien haben ihre Russland-Ableger seither abgezogen, während vielen Kreml-kritischen russischen Medien auf rechtlichem Wege der Garaus gemacht wurde.
Mit welchen Fragen der Präsident eines Landes, dessen Agenten im Ausland Kritiker vergiften und innerhalb der Grenze reihenweise mächtige Persönlichkeiten verschwinden lassen oder aussschalten, konfrontiert werden wird und wie er darauf reagiert, wird sich erst in der Nacht auf Freitag zeigen.
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