Reisen
"Unglaublich, wie Wirte Gäste beim Wasser abzocken"
Als ein Lokalgast seine Rechnung in einem Schweizer Restaurant sah, verschlug es ihm die Sprache: 26 Euro für zwei Liter Mineralwasser!
Aus österreichischer Sicht ist die Schweiz nicht gerade als Schnäppchenparadies bekannt und innerhalb des Nachbarlands gilt Zürich als besonders teures Pflaster. Doch was ein Lokalgast im dortigen Kreis 5 für Mineralwasser zu berappen hatte, das empört sogar die eidgenössische Seele.
"Wir haben zum Mittagessen zwei Liter Mineralwasser bestellt. Als die Rechnung kam, folgte der Schock: Allein für das Wasser wurden 25 Franken [26 Euro, Anm.] verlangt." Er habe die Welt nicht mehr verstanden, schildert der Leserreporter gegenüber dem "Heute"-Partnerportal "20 Minuten". "Es ist unglaublich, wie gewisse skrupellose Wirte ihre Gäste beim Wasser schamlos abzocken."
Beim Restaurant handelt es sich um das Lokal "Tant Pis", welches orientalische Gerichte serviert. Mehmed Kivrak, der den Betrieb seit 25 Jahren führt, verteidigt den Preis von 12,50 Franken für die 1-Liter-Flasche: "Mir ist es wichtig, meinen Angestellten einen anständigen Stundenlohn auszuzahlen. Das schlägt sich schlussendlich auch in den Preisen nieder", so Kivrak. Außerdem rechtfertigt der Wirt den Preis mit seiner hohen Lokalmiete und Stromkosten.
Wenn Gäste fragen, gibt es günstigeres Wasser
Mineralwasser koste bei den Restaurants im Kreis 5 rund zehn Franken pro Liter, sagt der Geschäftsführer. "Wir sind da zwar ein bisschen teurer, dafür gibt es bei uns aber zum Beispiel Kaffee für vier statt – wie an vielen anderen Orten üblich – für fünf Franken."
Ein Detail sorgt aber für weiteren Unmut: Wenn die Gäste danach fragten, biete Kivrak zudem auch "Züri-Wasser" für fünf Franken pro Liter an. "Züri-Wasser" ist Leitungswasser mit oder ohne Kohlensäure. Dieses werde jedoch nicht auf der Karte, sondern nur auf einem Extrablatt angepriesen. Das möchte der Wirt nun aber ändern: "In Zukunft werde ich es auf der Getränkekarte auflisten."
Leitungswasser bei den meisten gratis
Der Schweizer Gastronomieverband Gastro Suisse betont, dass Angebots- und Preisgestaltung rein die Sache der jeweiligen Wirte sei. Auch Preisempfehlungen gebe man keine ab. Wie eine Sprecherin sagt, können Gäste in 90 Prozent aller Gastrobetriebe Leitungswasser bestellen. Meistens sei das aber nicht auf der Karte ersichtlich.
"Gemäß einer Umfrage führt nur knapp ein Viertel der befragten Unternehmen Leitungswasser auf der Karte auf. 62 Prozent der Betriebe, die Leitungswasser anbieten, verrechnen ihren Gästen nichts dafür. Die restlichen Betriebe stellen zwischen einem und vier Franken pro Liter in Rechnung", so Patrik Hasler-Olbrych.
Der Mediensprecher betont aber, dass es wichtig sei, die Gäste über den allfälligen Preis von Leitungswasser klar zu informieren und diesen transparent auf der Speisekarte zu deklarieren.