Agentin oder Firmenchefin

Ungarische Künstlerin soll Todes-Pager geliefert haben

Eine Ungarin steht im Verdacht, die tödlichen Pager in den Libanon geliefert zu haben. Ist sie dubiose Wirtschaftschefin oder Teil des Geheimdienstes?

Newsdesk Heute
Ungarische Künstlerin soll Todes-Pager geliefert haben
Ist Cristiana Barsony-Arcidiacono nur eine dubiose Wirtschaftsbossin oder Werkzeug des Geheimdienstes?
Foto: Cristiana Bársony-Arcidiacono/linkedin

Ist Cristiana Barsony-Arcidiacono nur eine dubiose Wirtschaftsbossin oder ein Werkzeug des Geheimdienstes? Sie steht im Verdacht, die tödlichen Pieper an die Hisbollah geliefert zu haben.

Im Krimi um die mutmaßliche Geheimdienst-Attacke Israels gegen die pro-iranische Hisbollah-Miliz suchen die Ermittler nach Hinweisen in Ungarn. Seit Dienstag sind tausende Pager und Walkie-Talkies in Hisbollah-Besitz explodiert. Wie von "Heute" berichtet, soll das mysteriöse Unternehmen aus Budapest "BAC Consulting Kft." mehr als 5.000 manipulierten Geräte hergestellt haben. Doch die Informationen zu dem Unternehmen geben weiter Rätsel auf.

Das Ausmaß der Explosionen ist verheerend: 20 Mitglieder der islamistischen Miliz wurden nach Hisbollah-Angaben am Mittwoch getötet. 450 Menschen sind verletzt. Hinzu kommen fast 2.800 Verletzte und 12 Tote am Dienstag, darunter zwei Kinder.

BAC: Fake-Firma wirbt mit Schmuck statt Pagern

Klar ist: Die explodierten Nachrichtensender von des Typs "AR-924" der taiwanesischen Firma "Gold Apollo" waren manipuliert. "Der Mossad hat eine Platine mit Sprengstoff und einem Code in das Gerät eingeschleust", erklärte ein hochrangiger libanesischer Sicherheitsbeamter. In jeden Pager sollen Agenten 25 bis 50 Gramm Sprengstoff eingeschleust haben, so die "New York Times". Wie und wo dies passiert ist, bleibt unklar.

Dieser Pager vom Typ "AR-924" könnte einen neuen Krieg im Nahen Osten auslösen.
Dieser Pager vom Typ "AR-924" könnte einen neuen Krieg im Nahen Osten auslösen.
"Heute"-Montage; Material: Global Apollo, picturedesk.com

Der taiwaneische Hersteller weist alle Schuld von sich  und beschuldigt die BAC aus Budapest, die Funkgeräte entworfen und gefertigt zu haben. "Wir sind nicht an der Entwicklung oder Herstellung dieses Produkts beteiligt", erklärte Gold Apollo-Chef Hsu.

Handelt es sich bei BAC nur um eine Tarn- oder Briefkastenfirma oder gar ein Fake-Unternehmen? Die Website des Consultingunternehmens, die inzwischen offline geschaltet wurde, weist zahlreiche Ungereimtheiten auf, wie "Focus Online" berichtet. Auf Kommunikationssender wie Pager fand sich online keine Hinweis. Dafür aber bewirbt die Seite eine eigene Schmuckkollektion namens Nelkhael – ein Engel aus der mystischen Tradition des Judentums.

Auch angebliche BAC-Partnerschaften mit der Europäischen Kommission, der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) und der Unesco sind zweifelhaft. Die Atombehörde in Wien verneint, je Geschäfte mit dem vermeintlichen Pager-Produzenten: "Wir haben keine Beschaffungs- oder sonstigen Verträge mit dem Unternehmen", erklärte eine Sprecherin gegenüber Focus Online.

Lebenslauf der Unternehmenschefin ausgedacht?

Auch der Lebenslauf von BAC-Chefin Cristiana Arcidiacono-Bársonys auf dem Karrierenetzwerk "Linkedin"  wirkt deutlich aufpoliert. Nach eigenen Angaben arbeitet sie seit 2019 als CEO für BAC – die ungarische Nachrichtenseite "24.hu" weist allerdings darauf hin, dass BAC laut Unternehmensregister erst seit 2022 in Ungarn existiert.

Die dubiose Unternehmenschefin scheint viel herumzukommen und sich dabei vor allem als Künstlerin zu betätigen. Auf ihrem Instagram-Account finden sich Kunstwerke und Selbstporträts: "Bilder und Skizzen aus der ganzen Welt: Sizilien, Budapest, Paris, Afrika" schreibt die CEO dazu. Sie weist die Anschuldigungen derweil deutlich zurück! "Ich mache keine Pager. Ich bin nur der Vermittler. Ich denke, es gibt ein Missverständnis", sagte Barsony-Arcidiacono dem US-Sender "NBC News".

Orban-Regierung bestreitet jede Verbindung zu BAC

Die ungarische Regierung kündigte in dem Fall Aufklärung an: Die Sicherheitsbehörden in Budapest würden "mit allen relevanten internationalen Partnern zusammenarbeiten", um den Fall weiter zu untersuchen, schrieb Orbáns Regierungssprecher Zoltan Kovacs auf "X" (früher Twitter).

Er betonte aber, dass BAC in seinem Land keine Produktionsstätte habe und sich die betreffenden Pager-Geräte nie in Ungarn befunden hätten. Und weiter: "Für Ungarn bedeutet der Fall kein nationales Sicherheitsrisiko."

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    Screenshot/ORF

    Auf den Punkt gebracht

    • Im Zusammenhang mit der mutmaßlichen Geheimdienst-Attacke Israels gegen die pro-iranische Hisbollah-Miliz suchen Ermittler nach Hinweisen in Ungarn, nachdem tausende Pager und Walkie-Talkies in Hisbollah-Besitz explodiert sind
    • Die ungarische Firma "BAC Consulting Kft." steht im Verdacht, die manipulierten Geräte hergestellt zu haben, doch es gibt zahlreiche Ungereimtheiten und Zweifel an der Existenz und den Aktivitäten des Unternehmens, das möglicherweise nur eine Tarn- oder Briefkastenfirma ist
    red
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