Pager, Handys, Walkie-Talkies

"Überall Chaos" – Drahtlos-Geräte explodieren in Händen

Die Attacke mit Pagern hat die pro-iranische Hisbollah-Miliz schwer getroffen. US-Beamte vermuten nun, dass der Angriff quasi unfreiwillig geschah.

"Überall Chaos" – Drahtlos-Geräte explodieren in Händen
Tausende Pager wie dieser vom Typ AR-924 explodierten am Dienstag im Libanon.
Foto: X.com

Fast 2.800 Verletzte und 12 Tote, darunter zwei Kinder: Die Massenexplosion von Pagern im Libanon trifft die pro-iranischen Hisbollah schwer. Tausende Funkempfänger detonierten am Dienstag um 15.30 Uhr Ortszeit zeitgleich. Hinter Operation soll der israelische Geheimdienst Mossad stecken, berichtet die "New York Times". US-Experten mutmaßen nun, dass die Attacke nur aus der Not heraus erfolgt ist.

Experten gehen davon aus, dass es sich bei den Pagern um ein für die Hisbollah sehr wichtiges Kommunikationssystem handelte. Die Miliz ist demnach aus Sicherheitsgründen von Mobiltelefonen auf Pager umgestiegen – unter anderem, weil bei diesen der Aufenthaltsort nicht ermittelt werden kann.

Nicht genug Arzneimittel für Verletzte

Damit – so die Logik – wären sie auch weniger anfällig für Überwachungsmaßnahmen oder Angriffe der elektronischen Kriegsführung. Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah hatte seine Anhänger mehrmals vor dem Gebrauch von Smartphones gewarnt. Erst im Februar rief er seine Kämpfer dazu auf, ihre Smartphones wegzuwerfen.

Das Gesundheitssystem im Libanon steht nach der Attacke enorm unter Druck. Auf eine so große Zahl an Verletzten war man nicht vorbereitet, wie ein Krankenhauschef zugab: "Die Krankenhäuser waren überwältigt", sagte Sulaiman Harun, Leiter des Krankenhaus-Syndikats im Libanon, der Deutschen Presse-Agentur. "Wegen der fragilen Lage in unserem Gesundheitssystem fehlt es an Arzneimitteln."

Pager-Attacke war ein "'Use it or lose it'-Moment"

Der Konflikt im Nahen Osten könnte nun weiter eskalieren. Die Hisbollah hat bereits angekündigt, den "israelischen Feind" für die "kriminelle Aggression" zur Verantwortung zu ziehen.

Wie und wo die Pager manipuliert wurden, ist aktuell noch Spekulation. Zahlreiche Medienberichte vermuten, dass die Funkempfänger vermutlich von israelischen Agenten vor ihrer Lieferung in den Libanon abgefangen und mit Sprengstoff präpariert wurden.

Provoziert Israel mit der Pager-Attacke absichtlich einen neuen Krieg im Nahen Osten? Eigentlich sei die Geheimdienstoperation erst zu einem späteren Zeitpunkt geplant gewesen, berichte das US-Nachrichtenportal "Axios" mit Verweis auf drei US-Beamte.

Ein ehemaliger israelischer Beamter erklärte gegenüber "Axios", dass Israel eigentlich geplant hatte, die explodierenden Pager als Eröffnungsschlag in einem umfassenden Krieg mit der Terrorgruppe zu verwenden.

Dazu kam es jedoch nicht mehr: Wie "Axios" berichtet, hatten zwei Hisbollah-Mitglieder kürzlich Bedenken wegen der Pager geäußert. Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu, seine Top-Minister und die Chefs der israelischen Streitkräfte und der Geheimdienste beschlossen deshalb, die Detonation am Dienstag auszulösen. Sonst wäre man das Risiko eingegangen, dass der Sperngstoff von der Hisbollah entdeckt wird, so ein US-Beamter. Es war ein "Use it or lose it"-Moment“, sagte ein US-Beamter.

Walkie-Talkies der Hisbollah explodieren

Wie nun bekannt wurde, sind am Mittwoch offenbar Walkie-Talkies in der libanesischen Hauptstadt Beirut explodiert. Zudem kam es in Hisbollah-Hochburgen in der Bekaa-Ebene und im Süd-Libanon zu weiteren Explosionen. Das vermeldet die Nachrichtenagentur AFP und bezieht sich auf Hisbollah-Kreise. Laut offiziellen libanesischen Angaben kamen dabei bisher drei Menschen ums Leben.

"Ich habe zwei Explosionen miterlebt. Hinter uns ist ein Auto explodiert. Zur gleichen Zeit gab es eine Explosion an einem anderen Ort", beschreibt ein Reporter von Al Jazeera die Situation. Er befinde sich gerade mitten auf der Straße. Es seien viele Krankenwagen hier, überall herrsche Chaos. Die drahtlosen Geräte seien in den Händen der Benutzer explodiert, so der TV-Sender weiter.

In Beirut kam während einer Trauerfeier für drei Hisbollah-Mitglieder und ein Kind ebenfalls zu mehreren Explosionen. Augenzeugen berichteten, dass diese durch die Walkie-Talkies ausgelöst wurden. Am Vortag waren die vier Personen durch explodierende Pager ums Leben gekommen. Laut dem Hisbollah-Sender Al Manar TV ereigneten sich auch in anderen Teilen des Libanons ähnliche Explosionen.

Auch Smartphones und Laptops explodiert?

Der "Middle East Observer" berichtet auf X, es gebe Hinweise darauf, dass auch Smartphones, Laptops, Radios und andere elektronische Geräte explodiert sind. Sogar Solaranlagen sollen in Flammen aufgegangen sein. Unabhängig bestätigen lässt sich das noch nicht. Es soll Vorfälle gegeben haben, bei denen Lithiumbatterien in Autos explodiert seien. Ähnliche Berichte gibt es über Solarpanels.

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    <strong>21.12.2014: Magdeburg-Terrorist war bekannter Anti-Islam-Aktivist.</strong> Der mutmaßliche Täter des Anschlags von Magdeburg erhob schwere Vorwürfe gegen Deutschland und unterstützte Frauen, <a data-li-document-ref="120079782" href="https://www.heute.at/s/magdeburg-terrorist-war-bekannter-anti-islam-aktivist-120079782">die aus Saudi-Arabien flüchteten.</a>
    21.12.2014: Magdeburg-Terrorist war bekannter Anti-Islam-Aktivist. Der mutmaßliche Täter des Anschlags von Magdeburg erhob schwere Vorwürfe gegen Deutschland und unterstützte Frauen, die aus Saudi-Arabien flüchteten.
    REUTERS

    Auf den Punkt gebracht

    • Eine Massenexplosion von Pagern im Libanon, die der Hisbollah schwer zusetzte und 2.800 Verletzte sowie 12 Tote forderte, wird dem israelischen Geheimdienst Mossad zugeschrieben
    • Die Hisbollah, die Pager als sicheres Kommunikationsmittel nutzte, steht nun vor einer Eskalation des Konflikts im Nahen Osten, während das libanesische Gesundheitssystem unter dem Druck der vielen Verletzten zusammenbricht
    dkw, 20 Minuten
    Akt.