Klimaschutz
UN-Klimakonferenz – Die Weltretter-Uhr tickt laut
Ab Sonntag findet im schottischen Glasgow die 26. Weltklimakonferenz statt. Klima-Versprechen der Staaten sind laut UN nicht ausreichend.
Das Gastgeberland Großbritannien hat sich große Ziele für die UN-Klimakonferenz (COP26) gesetzt: Netto-Null-Emissionen bis 2050, Fertigstellung des Pariser Regelwerks, die Industrieländer für die Klimafinanzierung in die Pflicht nehmen und vom Klimawandel betroffene Länder befähigen, ihre Ökosysteme zu schützen und wiederherzustellen.
Das Hauptziel der wegen der Corona-Pandemie um ein Jahr nach hinten verschobenen COP26 in Glasgow ist es, die Erderhitzung und ihre Folgen zu begrenzen, wie dies im Klimavertrag von Paris vorgesehen ist. COP bedeutet "Conference of the Parties".
Das Pariser Klimaabkommen von 2015 sieht eine Begrenzung der globalen Erwärmung auf deutlich unter zwei und möglichst auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter vor.
„"Der Klimawandel ist kein Zukunftsproblem mehr. Es ist jetzt ein Problem", sagte die Chefin des UN-Umweltprogramms UNEP, Inger Andersen.“
Die Anstrengungen der Staatengemeinschaft reichen nach UN-Angaben bei Weitem nicht für die Erfüllung dieser Ziele aus. In einem aktuellen Bericht sehen die Vereinten Nationen eine große Lücke zwischen nationalen Ankündigungen und den nötigen Handlungen, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen.
Um noch eine Chance auf das Erreichen des 1,5-Grad-Ziels zu haben, müssten die Treibhausgas-Emissionen um etwa die Hälfte bis 2030 reduziert werden. Mit den derzeit vorliegenden Klimaschutzplänen der Staaten wird aber laut UN bis dahin ein Anstieg der Treibhausgasemissionen um 16 Prozent erwartet. Damit würde bis 2030 90 Prozent des CO2-Budgets verbraucht sein, das uns für die Einhaltung der 1,5-Grad-Grenze insgesamt noch zur Verfügung steht.
Welt steuert auf drei Grad Erderhitzung zu
Die vor der Weltklimakonferenz vorgelegten Klima-Pläne der Länder würden den Berechnungen zufolge nur zu einer zusätzlichen Reduzierung der Treibhausgase um 7,5 Prozent im Jahr 2030 führen. Für das 1,5-Grad-Ziel würden allerdings 55 Prozent benötigt, für eine Begrenzung auf zwei Grad noch immer 30 Prozent. Die Zahlen gehen zurück auf die Aktualisierung der nationalen Aktionspläne zur Bekämpfung des Klimawandels, die 120 Länder laut UN bis zum 30. September aktualisiert hatten.
Die Welt sei nach wie vor auf dem Weg zu einer Erwärmung der Erde um 2,7 Grad bis zum Ende des Jahrhunderts. Einen großen Einfluss aber könnten die Verpflichtungen zur Klimaneutralität einer Reihe von Ländern haben, die bei voller Umsetzung 0,5 Grad Erderwärmung weniger bedeuten würden. Allerdings seien die Ankündigungen teilweise vage gehalten oder schwammig formuliert und müssten konkretisiert werden.
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Österreich vom Klima-Nachzügler zum Vorbild machen
Die COP26 beginnt am kommenden Sonntag zu Halloween im schottischen Glasgow. Dort soll darüber beraten werden, wie das 2015 in Paris formulierte Ziel, die Erderwärmung im Vergleich zur vorindustriellen Zeit möglichst auf 1,5 Grad zu begrenzen, erreicht werden kann. Dazu sollten alle Länder Aktionspläne auflegen. Allerdings fehlen von zahlreichen Staaten noch die Vorhaben oder sie gehen nicht weit genug. Auch Österreichs Klimaschutzpläne müssten deutlich nachgebessert werden.
"Die Staats- und Regierungschefs haben die Aufgabe, einen Weg zu finden, die eigenen Klimaschutzpläne an die wissenschaftlich klar formulierten Anforderungen anzupassen", betont Johannes Wahlmüller, Klimasprecher von Global 2000. "Auch die EU ist gefordert, ihre Treibhausgasemissionen um 65 Prozent bis 2030 zu reduzieren. Die im Green Deal beschlossene Reduktion um 55 Prozent bis 2030 reicht nicht aus, um die Klimakrise ausreichend einzubremsen!"
Auch Österreich ist im Klimaschutz säumig. Während im Pandemiejahr 2020 ein Rückgang der Treibhausgasemissionen um acht Prozent verbucht werden konnte, wird für heuer wieder ein Anstieg um neun Prozent erwartet. Österreich gehört damit zu jenen Ländern, die in den letzten 30 Jahren keine Treibhausgasreduktion vorweisen können. Nächste wichtige Schritte sind aus Sicht der Umweltschutzorganisation "ein wirksames Klimaschutzgesetz sowie Energieeffizienzgesetz, der gesetzlich verbindliche Ausstieg aus klimaschädlichen Öl- und Gasheizungen und eine zukunftsorientierte Mobilitätspolitik".