Wien
Runter vom Gas! Tempo 30 soll Alsergrund beruhigen
Die Nußdorfer Straße zählt zu den lautesten Straßen Wiens. Anrainer haben dem Bezirk Ideen für eine Verkehrsberuhigung und mehr Grün vorgelegt.
Eine Durchzugsstraße mit viel Lärm, Staub und im Sommer eine Hitzeinsel: Die Nußdorfer Straße (Alsergrund) zählt zu Wiens weniger attraktiven Grätzeln. In fünf Jahren soll der Bau der neuen U5-Station "Arne-Karlsson-Park" das Erscheinungsbild verändern, doch so lange wollen die Anwohner nicht warten.
"Laut Lärmkarte ist es auf der Nussdorfer Straße mit 75 Dezibel - der höchste Wert, den die Karte ausweist - so laut wie am Gürtel, im Sommer ist die Straße eine Hitzeinsel. Man muss dringend etwas tun. Wir wollen jetzt mehr Grün, Ruhe und Platz für Fußgänger", erklärt Katharina Seifert-Prenn, Sprecherin der agenda21-Gruppe "Zukunft der Nussdorfer Straße".
Tempo 30 auf gesamter Straßenlänge
Entlang der gesamten Straße wünscht man sich Tempo 30, Baumpflanzungen sowie bessere Querungen für Fußgänger und Radwege. Konkrete Vorschläge gibt es für vier Abschnitte:
Der Platz zur Fluchtgasse soll begrünt und als Fußgängerzone mit Sitzgelegenheiten und Trinkbrunnen ein Platz zum Verweilen werden. Damit die benachbarte Pichlergasse nicht als Schleichweg genutzt wird, könnte sie zur Wohnstraße werden.
Ein Hotspot ist die Nussdorfer Straße vor allem rund um die Markthalle: "Die Kreuzung Alserbachstraße ist eine unheimliche Verkehrshölle und gleichzeitig ein Nahversorgungszentrum", so Seifert-Prenn. Um die Asphalt- und Verkehrswüste aufzuwerten, soll die Markthalle begrünt, eine Verkehrsberuhigung und eine Begegnungszone her.
Viel Potenzial sieht man auch für den Abschnitt zwischen Thurygrund und Lichtenthal. Die dortigen drei historischen Stiegenanlagen "Himmelpfortstiege" und "Vereinsstiege" kann man sich für eine künstlerische Umgestaltung vorstellen.
Herausfordernd sei vor allem der letzter Abschnitt samt Autoquerung am Währinger Gürtel: "Die Gegend ist für viele Menschen ein Einkaufs- und Verkehrszentrum und gleichzeitig super unattraktiv", so Seifert-Prenn. Durch Umgestaltungen soll die Kreuzung zu einer Art "Alsergrund Mitte" mit Aufenthaltsqualität werden.
Bezirkschefin: "Ein Projekt nach dem anderen"
Der Bezirk zeige laut Seifert-Prenn Interesse an diesen ersten Ideen, noch würde man aber "vertröstet" werden, da man mit der Umgestaltung im Servietenviertel und am Julius-Tandler-Platz beschäftigt ist. "Ich würde mir wünschen, dass danach die Nussdorfer Straße am Plan steht", betont sie.
"Heute" hat zu den Ideen bei Bezirksvorsteherin Saya Ahmad (SPÖ) nachgefragt, die den Anrainer Rückenwind für die Umsetzung verspricht: "Ich begrüße es sehr, dass die Bewohner die Straße mitgestalten wollen. Für eine Umsetzung von Tempo 30 haben wir im Bezirksparlament bereits einen Beschluss gefasst. Mit den Wiener Linien sind wir im Gespräch, was für die Bim-Linien möglich ist", erklärt Ahmad.
Die gesamte Umgestaltung würden aber mehr Zeit und vor allem ein Budget benötigen. "Wir arbeiten an einem Projekt nach dem anderen", versichert Ahmad. Wann es für die Nußdorfer Straße so weit ist, könne sie noch nicht fix sagen: "Das wäre unseriös."