Schwere Kost
Lehrer müssen für Restlessen von Schülern bezahlen
Das Mittagessen in Wiener Ganztagsschulen ist für Kinder gratis, nicht so für Pädagogen. Sie müssen nehmen, was übrig bleibt, bevor es im Müll landet.
Das Thema Schulessen steht nicht nur vielen Kindern und Eltern bis zum Hals, sondern auch zahlreichen Lehrern. "Es ist ein großer Aufreger", weiß Volksschul-Pädagogin Sabina P. (Name geändert). Sie unterrichtet in einer Ganztagsschule in Wien und beschreibt die eher unappetitliche Ist-Situation. "Wir LehrerInnen dürfen erst essen, wenn alle Kinder fertig sind. Zwischen 13:35 Uhr und 13:45 Uhr bekommen wir dafür einen zehnminütigen Slot."
Doch das allein stößt ihr und ihren Kollegen nicht sauer auf. "Mit diesem Essen, das in den Ganztagsschulen von der Stadt Wien bezahlt wird und für die Kinder kostenlos ist, wird noch Profit gemacht, bevor die Reste nur wenige Minuten später im Müll landen. Auch wenn 2,40 Euro pro Mahlzeit nicht viel ist, frage ich mich, warum müssen wir überhaupt dafür bezahlen?", ärgert sich die Pädagogin. "Wir dürfen uns zu Mittag auch nichts eigenes mitnehmen. Das übriggebliebene Essen darf übrigens auch nicht gespendet werden", bedauert Sabina P.
Essen wird weggeschmissen, statt aufgewärmt
Auch Wiens oberster Lehrervertreter Thomas Krebs (FSCG) kennt das Problem: "Die Lehrer müssen selbst fürs Mittagessen bezahlen. Die Speisen werden von Schulen oft lieber weggeschmissen, als sie wieder aufzuwärmen. Der Aufwand ist ihnen einfach zu groß. Es ist auch aus hygienischen Gründen verboten, die Speisen an karitative Vereine weiterzugeben." Der Gewerkschafter fordert deshalb: "Man muss alles daran setzen, nichts wegzuwerfen. Das ist sonst auch kein gutes Beispiel für die Kinder."
Sind auch deine Kinder und Schüler oder du selbst unzufrieden mit dem Mittagessen in der Schule? Schicke uns gerne Bilder der Speisen, die ihnen oder dir auf den Magen schlagen an [email protected].
Auf "Heute"-Anfrage erklärt die MA56 (Wiener Schulen): "Für die Beschäftigten der Schule besteht die Möglichkeit, nicht von Schüler*innen konsumierte Mittagsmenüs gegen einen Unkostenbeitrag von 2,40 Euro pro Portion zu erwerben. Dieser ist notwendig, da es sich bei der Mittagsverpflegung um Steuergelder handelt und eine kostenlose Abgabe an Beschäftigte ohne gesetzliche Grundlage nicht möglich ist. Der Unkostenbeitrag kommt auf das Konto der Mittagsverpflegung – alleine dieses Schuljahr investiert die Stadt Wien für schulische Tagesbetreuung rund 44 Millionen Euro."
"Sieht lieblos aus und schmeckt so"
Auch Lehrerin Laura M. (Name geändert) ist unzufrieden mit dem Mittagessen in der Wiener Ganztagsschule, in der sie unterrichtet. Allerdings schlägt ihr weniger das Geld, als die Qualität auf den Magen: "Es sieht nicht nur häufig sehr lieblos aus, es schmeckt auch so." Die Bemühungen, Abwechslung in den Speiseplan zu bringen, misslingen oft. "Die asiatische Nudelpfanne schmeckte viel zu stark gewürzt, die Kinder konnten sie gar nicht essen."
Nicht nur die betroffenen Wiener wünschen sich schmackhaftere, gesündere Angebote in der Schule. Auch in Graz zeigt eine aktuelle Umfrage von Styria Vitalis die große Unzufriedenheit unter Lehrern. 97 Prozent der Pädagogen bewerten das Schulessen in der steirischen Metropole als nicht gut. Zwei von drei Eltern teilen diese Meinung, ebenso wie mehr als die Hälfte der Kinder. Es liegt vor allem am Personalmangel in der "Küche Graz", sieht Bürgermeisterin Elke Kahr das Problem. Man wolle 21 Millionen für einen Neubau investieren.
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Auf den Punkt gebracht
- In Wiener Ganztagsschulen ist das Mittagessen für Kinder kostenlos, während Lehrer für übrig gebliebenes Essen bezahlen müssen, das oft im Müll landet.
- Lehrer und Gewerkschafter kritisieren die Qualität und Verschwendung der Mahlzeiten und fordern bessere Lösungen, um Lebensmittelverschwendung zu vermeiden und die Essensqualität zu verbessern.