Rückenwind für Gewerkschaften

Umfrage: Relative Mehrheit will KV-Plus über Inflation

8 von 10 Haushalten leiden unter der Teuerung, 69 Prozent schränken ihren Konsum ein. Die große Hoffnung: Entlastung durch höheren Lohnabschluss.

Newsdesk Heute
Umfrage: Relative Mehrheit will KV-Plus über Inflation
Die Geldbörsen im Land werden immer dünner.
Getty Images/iStockphoto

Am Mittwoch wird bei den Metallern noch einmal gestreikt, ehe es in die achten Runde der Kollektivvertragsverhandlungen geht. Auch bei den Lohnverhandlungen im Handel stehen die Zeichen auf Arbeitskampf, rund um den 1. Advent sind bereits Warnstreiks angesagt. "Wer sich mit einzelnen anlegt, [...] legt sich mit uns allen an", warnte ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian.

Die Gewerkschaften fordern in beiden Branchen mindestens einen Ausgleich der Teuerung in Höhe der jeweiligen rollierenden Jahresinflation von mehr als 9 Prozent. Bereits erfolgreiche KV-Abschlüsse gibt es u.a. in der Sozialwirtschaft (+ 9,2 Prozent), im Öffentlichen Dienst (+ 9,15 Prozent) und bei Pensionen (+ 9,7 Prozent).

8 von 10 spüren Teuerung deutlich

Die Inflation ist tatsächlich auch im Sinken begriffen, dennoch immer noch auf äußerst hohem Niveau. Derzeit sind knapp 370.000 Haushalte in ganz Österreich – umgerechnet rund 9 Prozent – in finanziellen Nöten. 

Die anhaltende Inflation sei in den vergangenen drei Monaten für acht von zehn Haushalten deutlich zu spüren, so eine aktuelle Einkommensbefragung des Tarifvergleichsportals durchblicker unter 1.200 Haushalten im November: "Immer noch 69 Prozent geben demnach an, dass sie aufgrund der Teuerung ihren Konsum weiterhin einschränken. Knapp jede:r Dritte greift zur Fixkostendeckung immer noch auf Erspartes zurück."

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    Die anhaltende Inflation sei in den vergangenen drei Monaten für 8 von 10 Haushalten deutlich zu spüren, so eine aktuelle Umfrage des Tarifvergleichsportals durchblicker.
    Die anhaltende Inflation sei in den vergangenen drei Monaten für 8 von 10 Haushalten deutlich zu spüren, so eine aktuelle Umfrage des Tarifvergleichsportals durchblicker.
    Durchblicker

    87 Prozent – und damit um 12 Prozent mehr als in der ersten Jahreshälfte – gingen demnach davon aus, dass die Preise in den kommenden drei Monaten weiter steigen werden. "Dennoch sind die Haushalte für das kommende Jahr etwas zuversichtlicher, was ihre finanzielle Situation betrifft", sagt Martin Spona, Leiter Consumer Finance bei durchblicker.

    "Während vor einem Jahr noch zwei Drittel sorgenvoll in die Zukunft blickten, sind es jetzt nur noch 56 Prozent. Zwar immer noch die Mehrheit, aber trotz zäher Metaller-Verhandlungen ruht die Hoffnung der Haushalte darauf, dass die Herbstlohnrunde eine spürbare Entlastung bringt."

    Eine knappe relative Mehrheit erwartet laut Umfrage einen Kollektivvertragsabschluss über der Inflation der vergangenen zwölf Monate in Höhe von 9,6 Prozent: 43 Prozent gehen demnach von mindestens 9,6 Prozent Gehaltszuwachs aus, 39 Prozent von weniger, 18 Prozent haben keine Meinung.

    Einschränkungen weiterhin hoch

    Im Konsumbereich spüren die Befragten die Teuerung nach wie vor bei Lebensmitteln (63 Prozent), Restaurants und Bars (59 Prozent) sowie bei Reisen (41 Prozent) am stärksten. Knapp sieben von zehn Befragten geben an, sich in den vergangenen Monaten finanziell eingeschränkt zu haben, im Juni waren es noch 75 Prozent. Drei Viertel sparen bei Restaurant-, Bar- oder Kaffeehausbesuchen, zwei Drittel bei Bekleidung und Schuhen, 58 Prozent geben weniger Geld für Reisen aus.

    Durchblicker-Experte Spona erklärt: "Neben Konsumausgaben versuchen die Haushalte aber auch, ihre Fixkosten zu reduzieren. Hier wird vor allem bei Treibstoff, Heizkosten und Strom gespart. Das entspricht genau jenen Bereichen, die unter den Fixkosten als größte Preistreiber wahrgenommen werden. Auch bestehende Verträge werden aktuell genau unter die Lupe genommen: So hat jede:r Vierte seine Finanzprodukte, also etwa Girokonto, Kreditkarte oder Sparkonto in den letzten drei Monaten optimiert. Jede:r Fünfte hat kürzlich seinen Stromtarif gewechselt, 18 Prozent den Handytarif."

    Das decke sich auch mit den Zahlen des Tarifvergleichsportals. So hätten etwa die Vergleiche bei Sparzinsen um fast das Doppelte (82 Prozent) zugenommen, auch Gastarife seien zuletzt häufiger verglichen worden.

    Einkommenserwartungen gehen auseinander

    Nur jeder Fünfte gab laut der Umfrage an, dass das Haushaltsnettoeinkommen in den vergangenen drei Monaten gestiegen sei. 43 Prozent der Österreicher rechnen im kommenden Jahr mit einer Erhöhung. Davon erwarten 70 Prozent (kollektivvertragliche) Lohn- und Gehaltserhöhungen, jeder Fünfte rechnet mit Zuschüssen bzw. einem Teuerungsausgleich von der Bundesregierung und jeder Sechste geht von einer Prämie oder einem Bonus vom Arbeitgeber aus.

    Auffallend sei die unterschiedliche Erwartungshaltung im Geschlechtervergleich, hebt Durchblicker hervor: Während fast jeder zweite Mann einen Anstieg seines Einkommens erwartet, sind es bei Frauen lediglich 38 Prozent. Das liege vor allem daran, dass deutlich mehr Männer (75 Prozent) von einer Lohn- oder Gehaltserhöhung ausgehen als Frauen (64 Prozent).

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