Ukraine

Ukrainische Soldaten erbeuten Putins Höllenfeuer-Waffe

Ukrainischen Verteidigern soll es bei Bachmut gelungen sein, eine der tödlichsten Waffen aus Wladimir Putins Arsenal zu erbeuten.

Roman Palman
Zwei TOS-1A "Solnzepjok" während einer Übung in Russland, 2019.
Zwei TOS-1A "Solnzepjok" während einer Übung in Russland, 2019.
imago images / ITAR-TASS

Er soll die "Glut der Sonne" auf dem Schlachtfeld entfachen können und wurde bereits als "Vater aller Bomben" betitelt – jetzt ist eine der teuflischsten Waffen aus Wladimir Putins konventionellem Arsenal offenbar von ukrainischen Soldaten gekapert worden.

Am Dienstag tauchte eine Aufnahme in den Sozialen Netzwerken auf, die beweisen soll, dass sich mindestens einer der Mehrfachraketenwerfer vom Typ TOS-1A "Solnzepjok" (dt. Sonnenhitze) jetzt den Verteidigern in die Hände gefallen ist:

In dem kurzen Video ist zu sehen, wie Männer mit ukrainischen Markierungen auf der Uniform in einem Auto an einem Militärkonvoi vorbeifahren. Zwischendrin eine der russischen Höllenfeuer-Waffen, die von dem Ukrainer mit einem Salut begrüßt wird.

Laut dem ukrainischen Parlamentsabgeordneten Yurii Mysiahin soll diese "Trophäe" in der östlichen und schwer umkämpften Region Bachmut erbeutet worden sein.

Bereits Ende September 2022 konnten die Ukrainer bei ihrer Offensive bei Isjum einen TOS-1 aus der Nähe betrachten – allerdings war dieser bereits in Stücke geschossen worden:

Trümmer eines russischen Mehrfachraketenwerfers TOS-1 im befreiten Isjum, 30. September 2022.
Trümmer eines russischen Mehrfachraketenwerfers TOS-1 im befreiten Isjum, 30. September 2022.
IMAGO/NurPhoto

So tödlich ist Putins Höllenfeuer-Waffe

Der TOS-1 ist mit 24 Raketen mit sogenannten thermobarischen Sprengköpfen bestückt, die das gesamte Zielgebiet in ein Flammeninferno verwandeln können. Bei ihrer Detonation erzeugen diese umgangssprachlich auch Vakuumbomben genannten Sprengköpfe eine enorme Druck- und Hitzewirkung: dabei wird ein Brennstoff über der Zielfläche zerstäubt und entzündet.

Zusammen mit dem Sauerstoff aus der Umgebungsluft entsteht dabei ein riesiger Feuerball. Nach der Druckwelle kommt es am Ort der Detonation zu einem Unterdruck, der die Luft ähnlich wie nach einer Atom-Explosion wieder zurückzieht – daher kommt auch der Name.

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    Putin fährt im Ukraine-Krieg jetzt auch seine Höllenfeuer-Waffe "TOS-1 Buratino" auf. Im Bild der Mehrfachraketenwerfer während einer Demonstration 2013.
    Putin fährt im Ukraine-Krieg jetzt auch seine Höllenfeuer-Waffe "TOS-1 Buratino" auf. Im Bild der Mehrfachraketenwerfer während einer Demonstration 2013.
    REUTERS

    Kaum Überlebenschance

    Ein einzelner TOS-1 Buratino kann mit seiner Raketensalve eine Zielfläche von 200 Metern mal 400 Metern eindecken. Wer sich darin befindet, hat kaum eine Überlebenschance: "Diejenigen, die sich in der Nähe der Explosion aufhalten, werden ausgelöscht. Diejenigen, die sich am Explosionsrand befinden, erleiden mit großer Wahrscheinlichkeit viele innere (...) Verletzungen", zitiert die deutsche "Bild" aus einer CIA Studie zu den dramatischen Auswirkungen der Waffe aus dem Jahr 2000.

    Durch die unmittelbar umkehrenden Druckverhältnisse im Wirkungsbereich werden auch die Lungen von Lebewesen stark zusammengepresst, noch vorhandener Sauerstoff in den Gefäßen dehnt sich aus. Die Lungen bersten....

    CNN-Reporter Frederik Pleitgen verbreitete bereits in den ersten Tagen der russischen Invasion ein Video das den Transport eines solchen TOS-1 über die ukrainische Grenze südlich von Belgorod zeigt:

    Einsatz weitgehend verboten

    Kurz darauf soll die grausame – und laut dem Genfer Protokoll III in der Nähe von zivilen Gebäuden verbotene – Waffe auch schon vom Russen-Militär abgefeuert worden sein. "Sie haben heute die Vakuumbombe benutzt", klagte die ukrainische Botschafterin in den USA, Oksana Markarowa, damals vor amerikanischen Kongressabgeordneten. "Die Zerstörungen, die Russland in die Ukraine tragen will, sind sehr groß", warnte sie – nicht wissend, wie sehr sie Recht behalten sollte.

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      Blick in das zerstörte Mariupol. Auch Monate nach der Besetzung durch die Russen liegen Ende November zahlreiche Gebäude in Trümmern.
      Blick in das zerstörte Mariupol. Auch Monate nach der Besetzung durch die Russen liegen Ende November zahlreiche Gebäude in Trümmern.
      STRINGER / AFP / picturedesk.com