Wuhledar in Trümmern
Ukrainer-Rückzug! Russen erobern wichtige Frontstadt
Russische Truppen haben nach inoffiziellen Berichten die lange und verlustreich umkämpfte ostukrainische Bergarbeiterstadt Wuhledar erobert.
Russische Truppen haben nach inoffiziellen Berichten die ostukrainische Bergarbeiterstadt Wuhledar erobert. Russische Militärblogs veröffentlichten am Nachmittag Fotos von russischen Flaggen auf mehreren Gebäuden der Stadt, die seit 2022 ein stark befestigter Vorposten der ukrainischen Armee war. Auch ukrainische Militärbeobachter markierten auf ihren Karten Wuhledar als russisch kontrolliert.
Der Gouverneur des Gebiets Donezk, Wadym Filaschkin, berichtete schon am Mittag, dass russische Truppen bis ins Stadtzentrum vorgerückt seien. "Die Kämpfe finden im Stadtgebiet statt. Daher ist es fast nicht mehr möglich, humanitäre Hilfe hinzubringen", sagte er einem ukrainischen Nachrichtensender. Von den vor dem Krieg knapp 15.000 Einwohnern seien noch 107 im Stadtgebiet geblieben.
BILDER: So kämpften Ukrainer um Wuhledar
Eine offizielle Kiewer Bestätigung für den Fall der Stadt gab es zunächst nicht. Indirekt ließ sich die Entwicklung aus den Lageberichten des ukrainischen Generalstabs herauslesen. Er erwähnte morgens noch Kämpfe um Wuhledar, im Bericht für den Nachmittag schon nicht mehr.
Ukraine-Rückzug bestätigt
Am Mittwoch gab auch das ukrainische Militärkommando Ost offiziell die Aufgabe der Stadt bekannt: "Das Oberkommando erteilte die Erlaubnis, ein Manöver zum Rückzug von Einheiten aus Wuhledar durchzuführen, um Personal und militärische Ausrüstung zu schonen und Positionen für weitere Aktionen einzunehmen".
Die russische Armee hatte mehrmals vergeblich versucht, die Stadt einzunehmen, aber jedes Mal hohe Verluste erlitten. Zuletzt gelang es den russischen Truppen, das zur Festung ausgebaute Wuhledar im Osten und Westen zu umgehen und mit Umzingelung zu bedrohen. Eine Eroberung wäre für den Kreml ein Meilenstein in der Region.
Selenski fordert im Herbst einen Kraftakt
Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hatte erst nach seiner kürzlichen Rückkehr aus den USA von einer "sehr schwierigen" Lage an der Front gesprochen. Einzelheiten nannte er nicht. Bekannt ist schon länger, dass Kiews Truppen seit Monaten im Osten unter Druck stehen. So rücken Putins Schergen im Gebiet Donezk beständig auf die drei Städte Pokrowsk, Kurachowe und eben Wuhledar vor.
In der selben Ansprache forderte Selenski von seinen Landsleuten die Mobilisierung aller Kräfte zur Erreichung eines aus Kiewer Sicht gerechten Friedens ein. "Alles, was in diesem Herbst getan werden kann, alles, was wir erreichen können, müssen wir auch erreichen", sagte er in seiner abendlichen Videoansprache. Es gelte, den Druck auf Russland maximal zu erhöhen, um die Beendigung des Kriegs zu erzwingen.
Dazu sollen militärische und diplomatische Anstrengungen gebündelt werden. Es gehe darum, die in den USA getroffenen Vereinbarungen umzusetzen. "Jetzt ist es nötig, maximal zu arbeiten vor Ramstein", sagte Selenski. Am 12. Oktober ist ein großes Treffen der Ukraine-Unterstützergruppe im rheinland-pfälzischen Ramstein geplant. Unter anderem wird dort US-Präsident Joe Biden erwartet.
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Russische Truppen haben nach inoffiziellen Berichten die ostukrainische Stadt Wuhledar erobert, was durch Fotos von russischen Flaggen und Markierungen auf Karten bestätigt wird
- Der ukrainische Präsident Selenski fordert angesichts der schwierigen Lage an der Front eine Mobilisierung aller Kräfte, um den Druck auf Russland zu erhöhen und den Krieg zu beenden