Ukraine
Namen veröffentlicht – Ukraine jagt Butscha-Schlächter
Nach dem blutigen Massaker von Butscha jagt die Ukraine alle russischen Soldaten, die bis 31. März in dem Ort stationiert waren, als Kriegsverbrecher.
Das mutmaßliche Massaker an ukrainischen Zivilisten durch Wladimir Putins Soldaten in Butscha sorgt weltweit für Entsetzen. Die russischen Truppen, die den Kiewer Vorort bis vor wenigen Tagen besetzt hielten, sollen scheinbar wahllos Bewohner hingerichtet haben.
Die Bilder unabhängiger Journalisten aus dem Kriegsgebiet erschüttern, die Straßen sind voller Leichen. Sie wirken nicht wie Menschen, die womöglich für den Widerstand gekämpft hätten. Neben einem Toten liegen Kartoffeln, die aus einem Plastiksackerl gekullert sind. Andere Männer liegen neben und unter Fahrrädern, scheinbar während der Fahrt einfach umgeschossen.
Augenzeugen machen die russischen Besatzer für die vielen Toten und zahlreiche weitere Gräueltaten verantwortlich, ebenso die ukrainische Regierung. Der Präsident Wolodomir Selenski befürchtet nun, dass sich noch "schrecklichere Dinge auftun könnten" als das, was bisher über die "Verbrechen" in der Stadt Butscha bekannt geworden ist. Andere Regionen des Landes stünden noch unter russischer Kontrolle. Dort könnten "noch mehr Tote und Misshandlungen" bekannt werden, sagte Selenski in einer Videobotschaft am Sonntagabend.
In Kiew setzt man nun alles daran, die mutmaßlich dafür verantwortlichen Soldaten zur Rechenschaft zu ziehen. "Alle Kriegsverbrecher werden für ihre Verbrechen gegen die zivile Bevölkerung der Ukraine strafrechtlich verfolgt und vor Gericht gebracht", so der Geheimdienst in einer Stellungnahme am Montag.
Der Militärgeheimdienst veröffentlichte dazu Namen, Dienstgrade und Reisepass-Daten aller Russen in der 64. Motorisierten Schützenbrigade, die bis zum 31. März in Butscha waltete und scheinbar wütete. Demnach sollen die Soldaten dieser Panzer-Einheit aus dem fernen Osten Sibiriens stammen und laut "Odessa Journal" einem Oberstleutnant namens Omurbekov A. unterstellt gewesen sein. Auch einige Fallschirmspringer-Einheiten aus Städten diesseits des Urals sollen eingesetzt gewesen sein.
Russland dementiert vehement, dass es unter der eigenen Besatzung zu Tötungen irgendwelcher Art gekommen war. Die eigenen Truppen seien am 31. März abgezogen, die Leichen aber erst "Tage später aufgetaucht". Die bizarre Kreml-Argumentation: die Ukraine hätte die Leichen selbst dort deponiert, um Aufregung in den Medien zu erzeugen.
"Bei allen vom Kiewer Regime veröffentlichten Foto- und Videoaufnahmen, die angebliche 'Verbrechen' russischer Soldaten in Butscha (Region Kiew) beweisen sollen, handelt es sich um eine weitere Provokation", höhnt das russische Verteidigungsministerium in einer in zahlreichen Sprachen veröffentlichten Stellungnahme.
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