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Ukraine-Spielerin: "Sage nicht mal 'Hallo' zu Russen"
Tennis-Ass Marta Kostyuk muss auch gegen Russinnen spielen, obwohl ihre Heimat von Russland überfallen wurde. Sie verrät, wie sie damit umgeht.
Am 24. Februar 2022 griff Russland die Ukraine an. Im Heimatland von Kostyuk herrscht seither unfassbares Leid. International ist Russland seither weitgehend isoliert – doch nicht im Tennis. Weder ATP noch WTA verhängten Sperren gegen russische Spieler. Das bringt Kostyuk in eine schwierige Situation. Sie muss gegen Vertreter des Landes antreten, das Leid und Tod in ihre Heimat bringt.
"Mir scheint, dass ich nicht genug für unseren Sieg tue. Ich fühle mich in dieser Zeit für das Land nicht nützlich genug, obwohl ich versuche, etwas zu tun", beklagt sich die Ukrainerin. Vergangene Woche holte sie in Austin ihren ersten Turniersieg auf der WTA-Tour. Im Finale stand ihr Varvara Gracheva gegenüber. Kostyuk verweigerte den Handschlag, lehnte ein gemeinsames Foto ab und erwähnte ihre Gegnerin auch nicht in der Siegerrede.
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"Varvara hat weder mir persönlich gegenüber, noch öffentlich die russische Invasion in der Ukraine oder die Handlungen der Behörden ihres Landes verurteilt. Für mich ist das ein sicheres Zeichen dafür, dass sie in ihrer Seele den Krieg unterstützt", begründet die Nummer 40 der Damen-Weltrangliste ihr Verhalten.
Ganz generell lehnt sie Kompromisse ab. "Ich sage nicht mal 'Hallo' zu ihnen", meint sie über ihren Umgang mit Spielerinnen aus Russland und dessen Verbündeten Weißrussland. Von ihren Tennis-Kollegen wünscht sie sich Solidarität, die sei aber nicht immer vorhanden: "Ich war verärgert über die Reaktion der Tennis-Welt. Schauen Sie, was Nadal und Djokovic gesagt haben. Wie können wir Unterstützung von der Tour bekommen, wenn die besten Spieler so reden?"
Nadal und Djokovic hatten sich in der Vergangenheit dafür ausgesprochen, russische Profis nicht von der internationalen Tennis-Bühne zu verbannen. Kostyuk holte inzwischen ihre Mutter Talyna und ihre Schwester Zoryana von Kiew nach Monaco. Doch die traumatisierenden Erlebnisse aus dem Krieg lassen die Familie nicht los. "Wenn ein Flugzeug über uns hinwegfliegt, haben sie immer noch Angst", berichtet Kostyuk.