Ukraine

"Wir gehen" – Experte erwartet nun Großangriff auf Kiew

Tag sieben im Ukraine-Krieg. Nach wie vor berichtet ORF-Reporter Christian Wehrschütz aus der ukrainischen Hauptstadt. Doch die Russen kommen näher. 

Michael Rauhofer-Redl
Militäreinrichtungen außerhalb der Stadt Kiew wurden bereits angegriffen.
Militäreinrichtungen außerhalb der Stadt Kiew wurden bereits angegriffen.
GENYA SAVILOV / AFP / picturedesk.com

Der Ukraine-Korrespondent des ORF, Christian Wehrschütz, berichtet am Mittwochmorgen im Ö1-Journal von einer "völlig ruhigen" Nacht im Zentrum von Kiew. Seiner Einschätzung nach kommt es nur zum schrittweisen Vormarsch der russischen Armee. Im Angriff auf den Fernsehturm von Kiew sieht er eine Drohgebärde. So solle gezeigt werden: "Liebe Kiewer, wenn ihr nicht einlenkt, dann können wir auch zivile Infrastruktur in der ganzen Stadt zerstören". 

Ob Kiew auf den russischen Großangriff vorbereitet sei? Man sehe viel mehr Militärkontrollen im Regierungsviertel von Kiew – "alle paar Hundert Meter" – aber wirklich vorbereiten könne man sich nicht. Im besten Fall kann man versuchen, die Luftschutzbunker ein wenig auf Vordermann zu bringen und Blutspende-Möglichkeiten errichten, aber eine richtige Vorbereitung sei auch das nicht. 

Großes Bombardement als Frage der Zeit

Dass sich Präsident Wolodymyr Selenski und Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko im TV zeigen, schätzt Wehrschütz schon als Moralinjektion für die Bevölkerung ein. Er glaube schon, "dass es wichtig ist zu zeigen, 'Wir sind nicht fort, wir haben die Stadt nicht verlassen'", so Wehrschütz. 

Christian Wehrschütz ist ORF-Korrespondent in der Ukraine.
Christian Wehrschütz ist ORF-Korrespondent in der Ukraine.
Screenshot ORF

Dennoch würden viele Menschen via Auto oder Zug versuchen, die Stadt zu verlassen. Sichere Korridore sind dabei allerdings Mangelware. Am Mittwoch etwa werde am Morgen ein von der deutschen Botschaft organisierter Konvoi die Stadt verlassen. Allerdings müssen Betroffene mit dem eigenen Pkw und ausreichend Benzin zu einem vereinbarten Treffpunkt kommen. 

Und der Ausblick? Der Korrespondent glaubt, dass das russische Militär den Druck durch Beschuss schrittweise erhöhen werde. Das sehe man schon jetzt in anderen Städten, etwa Charkiw. Wehrschütz hält es für möglich, dass Russland dann in Richtung Kiew kommunizieren werde: "Ihr habt noch zwei, drei Tage Zeit bevor das große Bombardement kommt". Aus diesem Grund wird er selbst am Mittwoch Kiew verlassen und rund 60 bis 70 Kilometer südlich in einer "relevanten" Region Stellung beziehen, um weiter aus der Ukraine berichten zu können.

Krieg in der Ukraine - Hunderttausende auf der Flucht.
Krieg in der Ukraine - Hunderttausende auf der Flucht.
APA-Grafik / picturedesk.com
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    Nach ukrainischen Medienberichten ist es in der Nacht zu Mittwoch zu Gefechten mit der russischen Armee gekommen. In Charkiw, der zweitgrößten Stadt des Landes, haben russische Soldaten ein Krankenhaus angegriffen, meldete die Agentur Unian.
    Nach ukrainischen Medienberichten ist es in der Nacht zu Mittwoch zu Gefechten mit der russischen Armee gekommen. In Charkiw, der zweitgrößten Stadt des Landes, haben russische Soldaten ein Krankenhaus angegriffen, meldete die Agentur Unian.
    SERGEY BOBOK / AFP / picturedesk.com