Ukraine
Putin-Vertrauter will weitere Nachbarländer überfallen
Dmitri Medwedew gehört zu Putins engstem Kreis. Jetzt sorgt er mit einer aggressiven Botschaft für Aufregung und Sorge in mehreren Nachbarländern.
Der frühere Präsident – er hielt zwischen 2008 und 2012 den Sessel im Präsidenten-Büro für Wladimir Putin warm – macht seit Beginn des Ukraine-Kriegs mit immer aggressiverer Rhetorik und irren Drohungen auf sich aufmerksam. In der Nacht auf Dienstag erschien auf seinem offiziellen Profil auf dem russischen Facebook-Äquivalent "VKontakte" (VK) ein Beitrag, in dem Medwedew sowjetische Großmachts-Fantasien verbreitete, die umgehend für Wut und Sorge in mehreren russischen Nachbarstaaten auslösten.
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Darin stellte der 56-Jährige die Souveränität ehemaliger Sowjetrepubliken infrage, bezeichnete den Zerfall der UdSSR einen "fatalen Fehler", der bald "korrigiert wird". Er wolle um ein "Mutterland ohne Grenzen" kämpfen. Georgien und Kasachstan seien "künstliche Staaten", die ihre Existenz dem russischen Reich verdanken würden.
Der türkische Nachrichtendienst QHA veröffentlichte später einen Screenshot, der den gesamten Text offenlegt.
"Russland wird unbesiegbar werden"
Wörtlich heißt es demnach darin: "Nach der Befreiung Kiews und aller Länder Kleinrusslands von den nationalistischen Banden, die den von ihnen erfundenen Ukrainismus durchsetzen, wird Russland sich wieder vereinen, stark und unbesiegbar werden, wie es zu Zeiten des altrussischen Staates vor tausend Jahren war. Zusammen mit den slawischen Völkern unter der Führung und Herrschaft Moskaus werden wir zur nächsten Phase der Wiederherstellung der Grenzen unseres Mutterlandes übergehen, dessen Grenzen nirgendwo enden. Alle Ländereien, die uns genommen wurden, wurden mit dem Blut unserer Vorfahren getränkt und im Laufe der Jahrhunderte in unzähligen Kriegen erobert."
Nach wenigen Minuten wurde der geopolitisch sehr bedenkliche Beitrag allerdings wieder gelöscht. Medwedew und sein Team machten in Folge einen Hackerangriff verantwortlich. "Derzeit arbeitet das VK-Sicherheitsteam mit den zuständigen Behörden zusammen und ermittelt die Ursachen des Vorfalls", hieß es seitens des Sozialen Netzwerkes gegenüber der staatlichen Nachrichtenagentur RIA Novosti. Medwedew-Assistent Oleg Osipov sagte gegenüber Reportern, dass VK-Administratoren und Behörden, die Sache "regeln" würden.
Medwedews irre Fantasien
Obwohl jetzt alle offiziellen Stellen die Echtheit der Nachricht abstreiten, so reiht sie sich doch fast nahtlos zwischen den früher veröffentlichten Hasstiraden ein, die ganz eindeutig von Medwedew stammen. Der Putin-Gefolgsmann drohte nicht nur mit der völligen Auslöschung der Ukraine, sondern präsentierte kürzlich auch eine Karte der Ukraine nach einem russischen Sieg. Darauf würde sich Moskau den größten Teil des Landes einverleiben, eine nicht unbedeutende Region würde dabei auch drei EU-Staaten zugestanden – "Heute" berichtete.
Medwedew war von 2008 bis 2012 Präsident Russlands und von 2012 bis 2020 Ministerpräsident. Derzeit ist er stellvertretender Vorsitzender des russischen Sicherheitsrats. Vor seiner Wahl zum Präsidenten hatte er als Hoffnungsträger für demokratische Reformen gegolten...