Oft aus Unwissen und Gemütlichkeit halten sich Mythen, was alles in der Toilette hinuntergespült werden darf. So finden täglich Unmengen an Essensresten, Hygieneartikel und Zigarettenstummel ihren Weg in die österreichischen Schmutzwasserkanäle und verursachen Verstopfungen, zusätzliche Arbeit und Kanalschäden.
"Damit wird deutlich: Was ins Klo geworfen wird, hat starke Auswirkungen auf Umwelt, Ressourcen und Entsorgungsaufwand", erklärt Gabriele Jüly, Präsidentin des Verbandes Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB). Doch nicht nur das, verstopft eine Windel oder Katzenstreu das eigene Klo, kann es für einen selbst richtig teuer werden.
Was täglich über unsere Toiletten verschwindet, ist längst nicht einfach nur weg. 96 Prozent der österreichischen Haushalte sind an das öffentliche Kanalnetz angebunden, welches das Abwasser in eine der rund 1.830 Kläranlagen transportiert. Dort durchläuft es unterschiedliche Reinigungsstufen, bei denen zuerst grobe Feststoffe wie Klopapier und andere Fremdstoffe durch Rechen und Filter entfernt werden, bevor organische Schadstoffe mit der Hilfe von Bakterien und Mikroorganismen abgebaut werden.
„In der Toilette sollte nur entsorgt werden, was aus dem Körper stammt.“
"In der Toilette sollte deshalb wirklich nur das entsorgt werden, was aus dem Körper stammt. Die einzige Ausnahme ist Klopapier", so Jüly. Fette, Speisereste oder Frittieröle lagern sich in den Leitungen ab, verstopfen die Rohre und verursachen übelriechende Kanäle. Auch Feuchttücher oder Damenhygieneartikel gehören nicht ins WC – sogar ganze Binden, Kondome oder Kontaktlinsen werden in der Toilette heruntergespült. Sie müssen später aufwändig aus dem Abwasser entfernt werden, bevor es gereinigt werden kann.
Jährlich reinigen die Kläranlagen ca. eine Milliarde Kubikmeter Wasser, wobei knapp 200.000 Tonnen Klärschlamm, ein Gemisch aus Wasser, Feststoffen und Mikroorganismen, anfallen. Klärschlamm, ein Abfallprodukt in der Abwasserreinigung, ist eine wichtige Phosphorquelle. Gabriele Jüly: "Phosphor wird in der Landwirtschaft als Düngemittel eingesetzt. Mit organischem Material kompostiert wird der Klärschlamm, der einer strengen Qualitätskontrolle unterliegt, auf Felder aufgebracht. An weiteren Verfahren und Methoden für eine effiziente Rückgewinnung des Phosphors aus Klärschlamm, unter anderem aus Klärschlammasche aus der thermischen Verwertung, wird intensiv geforscht. Damit wird das WC zur Rohstoffquelle – und Klärschlamm ein Beispiel für gelebte Kreislaufwirtschaft".