Niederösterreich
Übergriffs-Vorwurf! Militärchef stand vor Gericht
Martin Jawurek, Militärkommandant aus NÖ, musste am Dienstag in St. Pölten vor Gericht. Er soll im November eine Mitarbeiterin "bedrängt" haben.
Wegen Verletzung der sexuellen Selbstbestimmung musste der enthobene niederösterreichische Militärchef Martin Jawurek am heutigen Dienstag am Landesgericht St. Pölten auf die Anklagebank (es gilt die Unschuldsvermutung). Das Medieninteresse war logischerweise sehr groß.
Seit 2016 im Amt
Ende 2016 hatte Jawurek das Amt von Rudolf Striedinger übernommen ("Heute" berichtete), Jawurek galt im Dienst als leutselig und sehr umgänglich. Am 8. November soll der Offizier außerhalb der Dienstzeit einige Drinks im Militärcasino genommen und dann mit einer Mitarbeiterin Sex gehabt haben. Martin Jawurek hatte immer von Einvernehmlichkeit gesprochen, dennoch wurde er vom Dienst freigestellt und in der Folge wurde Anzeige gegen Militärkommandant erstattet - alles dazu hier.
Hinter vorgehaltener Hand hieß es auch, dass die betroffene Frau anfänglich gar keine Strafanzeige erstatten hatte wollen. "Ich glaube schon, dass einige beim Militär mit dem Beschuldigten nicht einverstanden waren. Sein Umgang mit anderen Behörden war jovial, das störte einige doch sehr", sagt etwa ein anderer hoher Offizier.
Autoritätsverhältnis zwischen Jawurek und Kellnerin
Laut Staatsanwältin haben Opfer und Beschuldigter "ihr ganzes Leben im Bundesheer verbracht", beide seien "tief in der Struktur" verhaftet. Es habe ein Autoritätsverhältnis bestanden, die betroffene Frau sei in der Gastro tätig gewesen. Der 57-jährige Jawurek und die Mitarbeiterin kannten sich seit rund sieben Jahren. Es sei bis November 2022 ein "gutes, professionelles berufliches Verhältnis" gewesen.
Angeheitert, dann Sex
Am 8. November habe es zwei Veranstaltungen in der Kaserne in St. Pölten gegeben. Mehrere Gäste seien später noch zusammen gesessen. Jawurek war "als Chef des Hauses dabei", das Opfer war dienstlich vor Ort. Der Militärkommandant sei "etwas angeheitert" gewesen. "In diesem Setting kam es zu dem Vorfall, der uns heute beschäftigt", sagte die Staatsanwältin bei ihrem Eröffnungsvortrag.
Laut Staatsanwaltschaft habe Jawurek eine Notlage ausgenützt und sein Autoritätsverhältnis missbraucht. Denn die Frau, die ihre Eltern liebevoll pflegt, jobbte meist bei Abendveranstaltungen beim Bundesheer und wollte angeblich einen fixen Job in der Küche. Daraufhin soll Jawurek sie am 8. November zu einem Gespräch in einen Nebenraum gebeten haben, im Zimmer drehte er das Licht ab und soll sie angefasst und gemeint haben: "Stell Dich nicht so an, Du willst ja in die Küche."
"Militärkommandant widerspricht man nicht"
Das Opfer soll die "Sache" über sich ergehen haben lassen, in mehreren Einvernahmen sagte die Frau: "Einem Militärkommandaten widerspricht man nicht."
Verteidiger Manfred Ainedter betonte in seinem Anfangsstatement, dass er stets von einer Einstellung des Verfahrens überzeugt gewesen sei. "Die Vorwürfe stimmen allesamt nicht. Es war ein nicht kluger, einvernehmlicher Sex zwischen zwei Erwachsenen", sagte der renommierte Rechtsanwalt. Eine Notlage habe Jawurek niemals ausgenützt, da der Militärchef keinen Einfluss auf eine etwaige Versetzung in die Küche gehabt haben soll.
Vor der Befragung von Martin Jawurek wurde die Öffentlichkeit ausgeschlossen. Da der Gutachter noch seine Expertise ausführlich darstellen muss und weitere Zeugen geladen werden, wurde der Prozess auf 28. September vertagt.