Prozess in Wr. Neustadt
Überforderter Postler hortete Hunderte Briefe im Keller
Als Postler kam er mit dem Stress nicht zurecht, soll seit 2017 über Jahre hinweg 802 RSa- und RSb-Briefe in Müllsäcken im Keller gehortet haben.
Nach der Handelsschule begann ein gebürtiger Österreicher (26) im Jahr 2017 bei der Post zu arbeiten. Wegen des Personalmangels seitens der Post seien die Aufgaben von erkrankten oder im Urlaub befindlichen Kollegen auf den Rest der Mitarbeitenden aufgeteilt worden, hieß seitens des Angeklagten am Donnerstag beim Prozess am Landesgericht Wr. Neustadt.
Der in Niederösterreich lebende Mitarbeiter kam mit dem Stress aber überhaupt nicht zurecht: Briefe und Pakete hortete er deshalb in einem Kellerabteil - zunächst noch in den gelben Kisten. Wegen des Platzmangels später schon in schwarzen Müllsäcken. Über mehrere Jahre hinweg stauten sich so die Müllsäcke im Kellerabteil an.
Schredder angeschafft
Sogar ein Schredder sei angeschafft worden, um Platz zu schaffen. Der Angeklagte gab an, auch das Gespräch mit einem Vorgesetzten gesucht zu haben, doch ohne Erfolg.
Darum flog Fall auf
Schließlich flog der Fall auf, als der Nachbar verstarb und bei der Entrümpelung Berge an Müllsäcken im Keller auffielen.
Post erstattete Anzeige
Am 15. Jänner 2024 erstattete der Erhebungsdienst der Österreichischen Post AG Anzeige.
Der 26-jährige Brief- und Paketzusteller hatte jeden Morgen ein ihm zugewiesenes Fahrzeug sowie verschiedenste Sendungen bekommen. Diese müssen vor dem Verladen in das Zustellfahrzeug durch den Zusteller gescannt werden. Der Angeklagte unterließ bei den nicht zugestellten Sendungen aber den Scanvorgang und konnte so verhindern, dass seine Handlungen der Post bekannt wurden bzw. auf ihn rückzuführen sind. Er brachte die nicht zugestellten Sendungen teilweise während bzw. nach Beendigung seiner Schicht in sein Kellerabteil.
Briefe im Keller gefunden
Die nicht zugestellten RSa- und RSb-Briefe, Briefe, Einschreibsendungen sowie Werbung wurden im Kellerabteil des Beschuldigten vorgefunden. Die Menge an nicht zugestellten Sendungen war enorm, die Zählung, Zuordnung und Erfassung in Excel Tabellen nahm laut Ermittlern mehrere Monate in Anspruch.
Insgesamt soll der Angeklagte 802 RSa- und RSb-Briefe, 516 Paket- bzw. große Briefsendungen und 464 Einschreibsendungen gehortet haben. Der Beschuldigte soll weiters elf Reisepässe zerstört haben.
Der Angeklagte verantwortete sich von Beginn an geständig, das Urteil: Zehn Monate bedingte Haft und 2.400 Euro Geldstrafe. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Ein 26-jähriger Brief- und Paketzusteller der Österreichischen Post AG in Mödling wurde wegen Amtsmissbrauch und Entziehung von Paketen angeklagt
- Aufgrund von Überlastung und Stress hortete er über mehrere Jahre hinweg hunderte von Briefen und Paketen in seinem Kellerabteil
- Er gestand die Tat und wurde zu zehn Monaten bedingter Haft und einer Geldstrafe von 2.400 Euro verurteilt