Lokalaugenschein in Meidling

"Überall war Blut am Boden!" – Anrainer in Angst

Immer mehr Anrainer meiden den Bahnhof Meidling – wegen Drogen, Gewalt, Angst. Stimmen vor Ort zeichnen ein düsteres Bild.
Christoph Weichsler
11.04.2025, 12:01

Der Vorplatz des Meidlinger Bahnhofs, mitten am Vormittag. Auf der Rolltreppe nach oben trifft man auf mehrere Männer – verwahrlost, fahrige Bewegungen, flehende Blicke. Sie betteln um Geld.

Wenige Schritte weiter: Personen mit offenem Drogenkonsum auf den Stufen. Der Platz ist verdreckt, Müll liegt herum, Menschen meiden den Bereich. Einladend wirkt hier nichts – im Gegenteil: Wer stehen bleibt, wirkt sofort fehl am Platz.

"Ich geh da nachts nicht mehr hin"

Nur wenige wollen überhaupt reden. Die erste Dame, deutlich über 80, sagt knapp: "Ich bin nur selten hier. Aber nachts geh ich da nicht mehr hin. Das ist mir zu unsicher."

Auch eine zweite ältere Frau ist misstrauisch, weicht immer wieder mit dem Blick aus: "Ich bin nur tagsüber hier. In der Nacht ist schon zu viel passiert." Was sich verändert hat? "Es wird alles teurer. Die Armut steigt. Und es sind einfach zu viele Migranten hier – mehr als wir, oder?"

Blut, Polizei, Hubschrauber – und Angst

Am deutlichsten wird eine Frau Anfang 40. Sie spricht ruhig, aber eindringlich: "Ich war letztes Jahr mit Freunden in einem Café hier in der Nähe. Plötzlich kreist ein Helikopter mit Scheinwerfer über uns."

Was war passiert? Wenige Minuten vorher habe es eine brutale Messerstecherei ganz in der Nähe gegeben. "Man hat noch die Blutlacke gesehen", sagt sie. "Seitdem geh ich hier abends nicht mehr allein raus. Ich hab Angst. Und ich frag mich wirklich: Wohin führt das noch?"

"Wie auf der Gumpendorfer – nur dass’s hier keiner sagt"

Was ihr besonders auffällt: "Die vielen Junkies. Sie lassen mich zwar in Ruhe – aber das Gefühl ist trotzdem ungut. Es sind Zustände wie auf der Gumpendorfer Straße." Nur mit einem Unterschied: "Dort redet wenigstens jeder drüber. Hier wird weggeschaut."

Tatsächlich gilt Meidling offiziell nicht als Drogen-Hotspot – doch die subjektive Wahrnehmung vieler Menschen vor Ort ist eine andere.

"Immer wieder Messer und Gruppen in Streit"

Neben dem Drogenproblem und der allgemeinen Unsicherheit, bereiten auch gewaltbereite Jugendgruppen vielen Menschen Sorgen. "Immer wieder siehst du Gruppen von Burschen, die sich lautstark streiten oder aggressiv auftreten", sagt eine Passantin. Mehrere Zwischenfälle mit Messern, Hämmern und Schlagringen – zuletzt im Sommer 2024 – zeigen, wie schnell ein Streit hier eskalieren kann.

Kugel-Attacke auf FPÖ-Büro

Eine Woche vor dem Lokalaugenschein wurde das FPÖ-Büro in der nahegelegenen Bonygasse mit Stahlkugeln beschossen. Eine durchschlug sogar das Sicherheitsglas. FPÖ-Kandidatin Petra Steger sprach von einem "kriminellen Hotspot". Doch dieser Eindruck kommt nicht nur von Politikern – sondern auch von ganz normalen Menschen.

{title && {title} } CW, {title && {title} } 11.04.2025, 12:01
Es gibt neue Nachrichten auf Heute.atZur Startseite