Ukraine

"Über die Alpen" – Putin-Propagandist dreht völlig durc

Wladimir Solowjow macht im russischen Staats-TV immer wieder mit radikalen Forderungen von sich reden. Nun drohte er mit der "Überquerung der Alpen". 

Wladimir Solowjow drohte im russischen Staats-TV mit einer erneuten Eskalation.
Wladimir Solowjow drohte im russischen Staats-TV mit einer erneuten Eskalation.
Sergei Karpukhin / Tass / picturedesk.com

Erneut hat Wladimir Solowjow in seiner Sendung im russischen Staatssender Rossija 1 kühne Pläne aufgestellt, um "die Bastarde zittern zu lassen". Mit der abwertenden Bezeichnung sind nebst der Ukraine, die sich seit nun über einem Jahr gegen die russischen Invasoren wehrt, wohl auch die meisten westlichen Länder im Kollektiv – darunter auch Österreich – gemeint.

"Der Russe sattelt langsam auf, aber reitet schnell"

So schlägt Solowjow vor, dass die russische Armee angesichts "des hohen Einsatzes" erneut die Alpen überqueren soll. "Gehen wir das Suworow-Monument besuchen und schauen wir, ob man sich in Mailand noch daran erinnert, wie sie die Hände der russischen Soldaten geküsst haben. Wenn ihr unhöflich sein wollt, so müsst ihr wissen: Die Russen satteln langsam auf, aber reiten schnell", poltert Solowjow in seinem Monolog.

Damit nimmt der Fernsehmoderator bei der unterschwelligen Argumentierung für eine Invasion Europas Bezug auf Ereignisse, die mehr als 200 Jahre zurückliegen. Denn das Suworow-Denkmal, das 1898 in der Schöllenenschlucht in den Stein gehauen wurde und ein Kreuz zeigt, erinnert an Teilnehmer der Schlacht von 1799, als russische Truppen unter General Alexander Soworow gegen napoleonische Soldaten, geführt von Claude-Jacques Lecourbe, kämpften – doch wie kam es zur Schlacht auf Schweizer Boden zwischen Franzosen und Russen?

Napoleons kometenhafter Aufstieg im Militär

Nach der französischen Revolution im Jahre 1789 erlebte ein noch junger Napoleon Bonaparte einen raschen Aufstieg in den Reihen des französischen Militärs, wurde mit erst 24 Jahren zum Brigadegeneral befördert. Die Niederschlagung eines rechten Aufstands gegen die Machthaber in Paris verschaffte Bonaparte schließlich den Titel des Oberbefehlshabers der Armee im Innern.

In den Jahren darauf gelang es Frankreich unter Napoleon Bonaparte, mehr und mehr Territorien in Europa zu erobern, so etwa Italien und Belgien und auch Teile des damaligen Preussen. 1792 gründeten Großbritannien, Russland, Preussen, Spanien, die Niederlande und Österreich deshalb die sogenannte "erste Koalition", die Napoleon zurückdrängen und seine Macht eindämmen sollte. Das Bündnis zwischen den Staaten zerfiel 1796.

Zwei Jahre später und ein Jahr vor der Schlacht in der Schöllenenschlucht wurde die Schweiz dann von Truppen von Napoleon Bonaparte besetzt und die zuvor weitestgehend autonomen Städte wurden zum Einheitsstaat Helvetische Republik vereint. Zur gleichen Zeit hatte sich eine zweite Koalition, bestehend aus Großbritannien, Österreich, dem osmanischen Reich, Portugal und verschiedenen deutschen Königshäusern, zusammengetan, um die Macht Frankreichs und Napoleons erneut einzudämmen.

Kampf endete mit russischer Niederlage

Am 24. September 1799 erreichte die russische Armee vom Tessin kommend den Gotthard-Pass, von dem sie die französischen Truppen erfolgreich vertreiben konnten. Einen Tag später erzwang General Suworow unter enormen Verlusten die Passage der Teufelsbrücke und des Urnerlochs. Allein in der Schöllenenschlucht starben 700 Soldaten, wie die NZZ schreibt, die Brücke wurde so schwer beschädigt, dass sie über Jahre unpassierbar war und durch einen Neubau ersetzt werden musste.

Der Kraftakt in der Schöllenenschlucht sollte es den russischen Truppen ermöglichen, den Franzosen bei Zürich in den Rücken zu fallen. Nachdem bekannt worden war, dass die Franzosen die Schlacht bereits für sich entschieden hatten, traten die Russen den mühsamen Rückzug über die Alpen an. Auch die zweite Koalition scheiterte und zerbrach 1802 – erst interne Machtkämpfe und ein Russland-Feldzug, der spektakulär fehlschlug, bedeuteten schliesslich das Ende für Napoleon, der am 5. Mai 1821 im Exil auf der Insel St. Helena starb.

Nur einmal tanzte Solowjow aus der Reihe

Extreme Forderungen aus dem Mund von Solowjow sind nichts Neues. So schlug er in der Vergangenheit bereits vor, London mit Atomwaffen anzugreifen – dort arbeitet einer seiner Söhne als Model. Um die Mobilisierung anzutreiben, argumentierte der Moderator, dass das Leben sowieso "maßlos überschätzt" werde. Nur einmal übte er so was wie Kritik an einer Kreml-Meldung: Als im April 2022 das Flaggschiff Moskwa versenkt wurde, fragte er in seiner Sendung, wie sich die russische Militärführung diesen Verlust erklären könne.

1/54
Gehe zur Galerie
    <strong>05.11.2024: Schicksalswahl in den USA – das musst du dazu wissen:</strong>&nbsp;Kamala Harris könnte die erste US-Präsidentin werden, Donald Trump hofft auf eine zweite Amtszeit. Die wichtigsten Fragen zur US-Wahl im Überblick. <a data-li-document-ref="120070687" href="https://www.heute.at/s/schicksalswahl-in-den-usa-das-musst-du-dazu-wissen-120070687">Mehr dazu &gt;&gt;</a>
    05.11.2024: Schicksalswahl in den USA – das musst du dazu wissen: Kamala Harris könnte die erste US-Präsidentin werden, Donald Trump hofft auf eine zweite Amtszeit. Die wichtigsten Fragen zur US-Wahl im Überblick. Mehr dazu >>
    ALEX WROBLEWSKI / AFP / picturedesk.com