Welt

Über 500 Tote nach Bootsunglück, darunter 100 Kinder

Hunderte Menschen sind bei dem Untergang eines Migrantenboots vor Griechenland ums Leben gekommen. Die Suche nach Toten läuft weiter.

20 Minuten
Nach dem verheerenden Untergang eines Flüchtlingsschiffes vor der griechischen Küste gibt es keine Hoffnung mehr auf Überlebende.
Nach dem verheerenden Untergang eines Flüchtlingsschiffes vor der griechischen Küste gibt es keine Hoffnung mehr auf Überlebende.
Thanassis Stavrakis / AP / picturedesk.com

Nach dem Untergang eines Flüchtlingsbootes südwestlich von Griechenland gibt es keine Hoffnung mehr, Überlebende retten zu können. Insgesamt könnten bei dem Unglück mehr als 500 Migranten ums Leben gekommen sein, nur 104 überlebten, wie die Behörden am Donnerstag mitteilten. Lediglich 79 Opfer konnte die Küstenwache bislang bergen. Trotzdem wurden die Rettungsarbeiten gemeinsam mit Kriegsmarine und Luftwaffe fortgesetzt, wie das Staatsfernsehen zeigte.

Tiefste Stelle des Mittelmeers

Das Boot sank an der tiefsten Stelle des Mittelmeers, weshalb es unwahrscheinlich ist, dass das Wrack geborgen wird. Unter den 79 bestätigten Toten befindet sich angeblich nur eine Frau, während Berichten zufolge unter den 104 Geretteten ausschließlich Männer sind. Frauen und Kinder hielten sich nach Aussagen der Überlebenden größtenteils unter Deck auf und hatten keine Chance, sich beim schnellen Sinken des Bootes an die Oberfläche zu retten.

Zeugenaussagen zufolge befanden sich bei der Tragödie, die sich in den internationalen Gewässern 47 Seemeilen südwestlich von Pylos auf dem Peloponnes ereignete, etwa 100 Kinder im Schiffsrumpf. Die Zeugen vermuten, dass alle diese Kinder bei dem Unglück ums Leben gekommen sind.

Überlebende in Lagerhalle untergebracht

Etwa 30 der Überlebenden befinden sich im Spital von Kalamata. Sie leiden "vor allem an Lungenentzündung, Dehydrierung und Unterkühlung", sagte der Leiter der zuständigen Abteilung einem Radiosender. Die anderen Überlebenden wurden vorübergehend in einer Lagerhalle im Hafen von Kalamata untergebracht.

Die griechische Küstenwache veröffentlichte Bilder des völlig überfüllten Bootes, nur Stunden bevor es sank. Die Bilder zeigten, dass sich allein an Deck des verrosteten Bootes bis zu 200 Menschen drängten. Es waren auch ein weiteres Zwischendeck und der Rumpf zu erkennen. Die griechische Staatspräsidentin Ekaterini Sakellaropoulou, die nach Kalamata gereist war, um an den Rettungsarbeiten teilzunehmen, sagte: "Wir werden wohl nie erfahren, wie viele Menschen wirklich an Bord waren", wie der "Focus" berichtet.

DNA-Proben zu Identifikation der Leichen

Bis zum Freitag sollen die Überlebenden in ein Flüchtlingslager nahe Athen gebracht werden. Die meisten Passagiere stammen laut Küstenwache aus Syrien, Afghanistan und Pakistan. Die geborgenen Toten wurden bereits im Laufe des Donnerstags nach Athen gebracht, wo versucht werden soll, die Leichen unter anderem mit Hilfe von DNA-Proben zu identifizieren.

Derweil laufen die Untersuchungen der Unglücksursache weiter: So sollen laut dem Staatssender ERT acht Überlebende in Kalamata von der Hafenpolizei festgesetzt und befragt worden sein. Sie gelten als mutmaßliche Schleuser und Organisatoren der tödlichen Reise, für die die Migranten nach eigenen Angaben zwischen 5000 und 6000 Euro pro Kopf gezahlt hatten.

1/5
Gehe zur Galerie
    Die griechische Küstenwache versuchte das Boot zu kontaktieren bevor es sank.
    Die griechische Küstenwache versuchte das Boot zu kontaktieren bevor es sank.
    Hellenic Coast Guard/Handout via REUTERS
    An der Unterhaltung teilnehmen